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Zöliakie und Osteoporose-Gefahr
#1
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/newsdr...p?id=19356

Zöliakie: Screening bei Osteoporose-Patienten gefordert
ST.LOIUS. Patienten mit einer subklinischen Zöliakie können eine Osteoporose entwickeln. Nach den Ergebnissen einer Fall-Kontroll-Studie in den Archives of Internal Medicine (2005; 165: 393-399) ist dies sogar recht häufig der Fall. Die Prävalenz war so hoch, dass die Autoren ein Screening aller Patienten erwägen, die wegen einer Osteoporose in Behandlung sind.

Die Zöliakie, eine Unverträglichkeit des Darms gegenüber dem Klebereiweiß Gluten, wird häufig übersehen. Viele Patienten haben geringe Beschwerden. Ihr niedriges Körpergewicht und die leichte Diarrhö wecken keinen Verdacht. Das gleiche gilt für die begleitende leichte Anämie. Die Zöliakie führt jedoch zu einer schwerwiegenden Malabsorption unter anderem von Kalzium. Die Folge kann ein Abbau des Knochens sein. Rachitis (im Kindesalter) und Osteoporose (im Alter) sind lange bekannte Komplikationen, deren Häufigkeit jedoch bisher weit unterschätzt wurde. In der aktuellen Studie hatten Patienten, die an einer Osteoporose-Fachklinik behandelt wurden, ein um den Faktor 17 erhöhtes Risiko, an einer Zöliakie zu leiden, als eine Kontrollgruppe mit normaler Knochendichte. Die Behandlung der Zöliakie durch eine glutenfreie Ernährung führte zu einem schnellen Anstieg der Knochendichte.

William Stenson und Mitarbeiter der Washington Universität in St.Louis/Missouri hatten bei Osteoporose-Patienten Tests auf Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA) und Endomysiumantikörper (EMA) durchgeführt. Sie sind Teil eines einfachen Screening-Tests auf diese Störung, deren Diagnose eine kompliziertere Dünndarmbiopsie erfordert zum Nachweis der Zottenatrophie und anderer histologischer Veränderungen. Bei neun von 266 Patienten (3,4 Prozent) wurde mittels Dünndarmbiopsie eine Zöliakie diagnostiziert. In der Kontrollgruppe von 574 Patienten ohne Osteoporose wurde nur ein Patient mit Zöliakie diagnostiziert. Diese Rate von 0,2 Prozent entspricht in etwa der Zöliakie-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung.

Jeder 30. Osteoporose-Patient litt unter einer Zöliakie. Bei ihnen korrelierte das Ausmaß der Osteoporose mit dem Titer der Anti-Transglutaminase-Antikörper (ATA), was den kausalen Zusammenhang unterstreicht. Der Beweis erfolgte durch die Behandlung der Patienten mit einer glutenfreien Ernährung. Die Knochendichte erholte sich nach Angaben der Autoren schneller, als dies unter einer Standardtherapie der Osteoporose zu erwarten gewesen wäre. Stenson und Mitarbeiter sprechen sich dafür aus, bei allen Patienten mit Osteoporose Antikörpertests auf eine Zöliakie durchzuführen, um im Fall einer histologisch bestätigten Diagnose die Therapie in die richtige Bahn zu lenken. Bei einer Prävalenz von 3,4 Prozent in seinem Kollektiv, ist dies sicherlich eine vertretbare Maßnahme.

Der Editorialist Alan Buchman von der Northwestern University in Chicago stellt weitergehende Überlegungen an. Er fragt sich, ob angesichts der hohen Verbreitung der Erkrankung nicht andere Risikopopulationen, etwa alle jungen weißen Frauen, gescreent werden sollten (Arch Int Med. 2005; 165: 370-371). Der Test ist einfach und könnte von jedem Hausarzt veranlasst werden. Die Kosten pro vermiedener Fraktur beziffert der Kommentator auf 43 000 Dollar, was durchaus im Rahmen anderer Früherkennungsuntersuchungen, etwa des Brustkrebses läge. Diese Frage müsste in weiteren groß angelegten Studien geklärt werden. /rme
Links zum Thema
Abstract der Studie in Archives of Internal Medicine
http://archinte.ama-assn.org/cgi/content.../165/4/393

Pressemitteilung der Archives
http://pubs.ama-assn.org/media/2005a/0228.dtl#screening


Pressemitteilung der Washington University School of Medicine
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2...22805.php

Leitlinie der Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie und Ernährung (GPGE) vom April 2002
http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/068-018.htm

Uli
Antworten
#2
Ärzte Zeitung, 18.04.2005

Bei Osteoporose enthüllen Bluttest und Blick auf den Darm oft Sprue
Glutenfreie Kost erhöht Knochenmineraldichte / Ergebnis einer neuen US-Studie
ST. LOUIS (ikr). Bei Patienten mit Osteoporose sollte nach einer Zöliakie gefahndet werden, empfehlen US-amerikanische Wissenschaftler aufgrund neuer Studiendaten. Danach ist die Prävalenz der einheimischen Sprue bei Osteoporose-Kranken wesentlich höher als bei Menschen ohne brüchige Knochen (3,4 versus 0,2 Prozent). Erhalten die Betroffenen eine glutenfreie Kost, erhöht sich die Knochenmineraldichte signifikant.
Schon seit längerem gehen Wissenschaftler davon aus, daß die Zöliakie bei Osteoporose-Kranken häufiger vorkommt als bei anderen Menschen. Bisher war jedoch unklar, wie hoch die Prävalenz genau ist. Das hat eine Arbeitsgruppe um Dr. William F. Stenson aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri jetzt eruiert (Arch Intern Med 165, 2005, 393).
Die US-Forscher haben 840 Menschen - 266 mit und 574 ohne Osteoporose - mit Hilfe eines Bluttests auf Zöliakie untersucht. Bei Studienteilnehmern, die Endomysium- oder Gewebetransglutaminase-Antikörper, also Antikörper gegen Strukturen der Dünndarmschleimhaut im Blut hatten, wurde die Diagnose durch Biopsien aus dem distalen Duodenum oder dem proximalen Jejunum gesichert.
Bestätigte sich die Diagnose, erhielten die Betroffenen eine glutenfreie Kost. Zu Beginn der Therapie sowie zwölf Monate danach wurde der Effekt auf die Knochenmineraldichte überprüft.
Zwölf der 266 Osteoporose-Kranken (4,5 Prozent) und sechs (ein Prozent) der 840 Knochengesunden hatten Antikörper-positive Bluttests. Und: Neun der Osteoporose-Kranken (3,4 Prozent) und einer von den Knochengesunden (0,2 Prozent) hatten eine bioptisch gesicherte einheimische Sprue. Alle diese waren positiv für Endomysium- und Gewebetransglutaminase-Antikörper.
Der Antikörper-Titer korrelierte eng mit der Knochendichte: Je höher der Titer, desto niedriger der T-Score - dieser Score beziffert die Standardabweichung von der Knochendichte einer jungen gesunden Frau. Alle neun Osteoporose-Kranken mit Zöliakie erhielten bereits Medikamente zur Fraktur-Prophylaxe.
Dennoch lag die Knochenmineraldichte im osteoporotischen Bereich, das heißt, sie hatten einen T-Score von mindestens minus 2,5. Bei den Zöliakie-Patienten, die eine glutenfreie Kost erhielten, kam es zu einem signifikanten Anstieg der Knochendichte, wie die Forscher berichten.

STICHWORT Zöliakie (einheimische Sprue)
Die Zöliakie ist eine Gluten-induzierte Erkrankung der Dünndarmschleimhaut bei Säuglingen und Kleinkindern mit genetischer Disposition. Bei Erwachsenen heißt das entsprechende Krankheitsbild einheimische Sprue. Das in vielen Getreidearten, etwa Roggen, Gerste und Weizen, vorkommende Kleberprotein Gluten führt aufgrund einer Immunreaktion (Antikörperbildung) zu schweren Veränderungen der Dünndarmschleimhaut bis hin zur vollständigen Zottenatrophie. Der Mangel an schleimhautgebundenen Verdauungsenzymen und die Reduktion der Dünndarmoberfläche führen zum Verlust der digestiven und absorptiven Funktion des Dünndarms für die meisten Nährstoffe, einschließlich Mineralien und Vitamine. (ikr)
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