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Nepper, Schlepper, Bauernfänger.....
#1
Oder wie man früher dazu sagte: Rosstäuscher
Nur gab es „früher“ Strafen für ein solches Verhalten und keine gesetzliche Legalisierung....
Tagespresse 29. 1. und 30.1. 2005

Wie folkloristische Schäfer in die Irre führen
Von Akazienhonig bis Wildlachs: Der Etikettenschwindel bei Lebensmitteln ist dreist, meist aber ganz legal
Von Silvia Besner

Ludwig Schurm, Bezirksobmann des Bauernbundes im österreichischen Eferding, war das Süße sauer aufgestoßen:“ Nicht redlich,“ sei es, dass die Handelskette Spar einen abgepackten Kuchen unter der Bezeichnung >> Bauern-Guglhupf<< verkaufe. Schließlich entstamme der >>Bauern-Guglhupf<< keinem bäuerlichen Brotbackofen, wie das Bild auf der Verpackung vorzugaukeln versuche, sondern der vollautomatischen Maschinenfabrikation. Auch entspreche der Kuchen keineswegs traditionellen Rezepturen, denn Bäuerinnen verwendeten weder Aromastoffe noch Trennmittel, außerdem ersetzten sie Butter nicht durch Pflanzenöl.( letzteres wäre für Milchallergiker und LI`ler vielleicht von Vorteil – wenn nicht andere Schrott nicht wäre....)
Und selbst die rot-weiße Flagge mit der Aufschrift >> Frisch aus Österreich<< täusche , denn Herkunftszertifikate fehlten.
Trotz des Protestes blieb der Etikettenschwindel ohne Folgen. Ganz im Gegenteil: Die Verbrauchertäuschung wird meist mit ausdrücklicher Genehmigung durch das Gesetz betrieben. Längst muss der Schwarzwälder Schinken nicht mehr aus dem Schwarzwald stammen, die Handelsklasse I sagt nichts über die Qualität eines Apfels aus ( sondern nur über dessen Größe und Gewicht), und was unter „natürlichen Aromastoffen“ so alles gehandelt wird, zeigt ein Beispiel aus der schönen neuen Welt der Lebensmittelproduktion.
„ Die gesamte Welt-Erdbeerernte würde gerade reichen, um 5% des US-amerikanischen Bedarfs an Erdbeerprodukten wie Erdbeereis, oder –joghurt zu decken“, schreibt Hans-Ulrich Grimm in seinem Buch >die Suppe lügt<. Falls man rätseln sollte, woraus sich die anderen 95% und der Rest der Welt speisen: es ist die Rinde einer australischen Holzart. Und da Holz ein Naturprodukt ist, kann auf der Verpackung des Erdbeereises ganz konsequent auf „“natürliche Aromastoffe“ hingewiesen werden.
Sieg der Molkereien
Auch regionaltypische Käsesorten haben mittlerweile kaum noch etwas mit den traditionellen Herstellungsmethoden und speziellen Milchsorten zu tun, unter denen sie bekannt wurden. So darf unter dem Begriff > Parmesan< jeder geriebene Hartkäse verkauft werden – diese Definition haben sich die deutschen Molkereien erstritten. Auch die Bezeichnung > Original italienischer Parmesan< trügt, da sie für jeden italienischen Hartkäse gebraucht werden kann. Wer tatsächlich die klassische Spezialität aus Parma oder der Po-Ebene kaufen möchte, sollte sich für Käse am Stück entscheiden und auf das eingebrannte Gütesiegel „ Parmigiano Reggiano“ oder Grana Padano“ achten (gegen diesen Einkauf steht aber das Motto : Geiz ist geil!!!!)
Echter Mozarella ist noch schwerer zu bekommen, denn der stammt eigentlich von Büffelkühen aus der toskanischen Sumpflandschaft. Doch da diese im Vergleich zur großen Nachfrage viel zu wenig Milch geben, verwenden die Käsereien einfache Kuhmilch, offiziell, in Deutschland wie in Italien!“
Mit Kuhmilch wird häufig – und ebenfalls ganz legal- auch eine ganz andere Käsesorte imitiert: Feta, traditionell eine Spezialität aus Schafsmilch. Für den Verbraucher ist dies`kaum zu erkennen, denn mit besonderen Labkulturen kann auch aus Kuhmilch ein Käse mit charakteristischem Schafsaroma produziert werden. Kurzzeitig war Feta zwar von Griechenland als >> geschützte Ursprungsbezeichnung<< angemeldet und eingetragen worden. Aufgrund einer Klage mehrerer Länder beim Europäischen Gerichtshof wurde die Eintragung aber wieder gelöscht.
Auch die optische Aufmachung täuscht: Zwar darf nirgends Schafskäse draufstehen wo nicht Schafskäse drin ist, folkloristische Schäfer auf dem Etikett machen jedoch genauso falsche Versprechungen wie glücklich scharrende Hühner auf der Verpackung von Eiern aus der Legebatterie. Diese bildliche Irreführung ist zwar verboten, wird in der Praxis aber kaum geahndet.
Erlaubt sind dagegen schönfärbende Schlagworte wie „ Premium“, „ kontrollierter Anbau““, „alternativ“, „probiotisch“ oder „natürliche Herstellung“.
Irgendeine Bedeutung darf man ihnen nicht beimessen, lediglich das Bio-Siegel mit Öko-Prüfnummer und die Öko-Verbandszeichen wie demeter, Bioland oder Naturland garantieren Lebensmittel mit besonderen Qualitäten.
Liste ohne Ende
„Wildlachs“ ist mitnichten ein wild gefangener Lachs, sondern einer, der in einem Käfig großgezogen wurde, der im Atlantik hängt. „ Balsamico-Essig“ darf sich mit Zuckercouleur der eigentlichen Farbe annähern. „Akazienhonig“ und „Kalbsleberwurst“ enthalten nur noch Spurenelemente dessen, was ihr Name verspricht. Die Liste lässt sich beliebig verlängern. Selbst der Zusatz „unbehandelt“ ist irreführend, besagt er doch lediglich, dass die Zitrusfrüchte nach der Ernte nicht mehr gespritzt wurden.
Die Folge der ganz legalen Täuschungen, so fürchtet die Präsidentin des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen , Edda Müller, sei ein vollständiger Vertrauensbruch. Wenn man sich auf nichts mehr verlassen könne, würden selbst die Konsumenten, die heute noch das Besondere suchen, zum kompromisslosen Billigpreis-Nachfrager von morgen*. Nur Gesetzesänderungen könnten dem entgegenwirken**.
*..und die „Kranken“ von morgen!!! Das fand hier noch gar keine Beachtung!
**...Aber da würden sich die Lobbyisten zu Wort melden und mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und Marktanteilen drohen......

*****
Betrug durch Grenzverkehr
In der Mogelpackung , s.b.
Auch aus deutschen Schweinen lässt sich „Parmaschinken“ machen.. Dafür werden die Tiere nach Südtirol transportiert, wo sie mit Magermilchpulver aus Hamburg und Rindertalg aus Österreich gemästet werden, das eine italienische Molkerei mit Wasser vermischt hat. *
Nach der Schlachtung wird das Fleisch gesalzen , luftgetrocknet und wieder nach Deutschland gefahren. So weit, so legal. Und außerdem die Norm.
(* wieso allerdings hier Magermilch zum Mästen genutzt wird und uns Menschen zum Abnehmen verhelfen soll – diese „Logik“ möge mir mal bitte einer der DGE erklären!!!)
Eine andere, ungesetzliche Art des Etikettenschwindels profitiert ebenfalls vom Grenzverkehr. Weil die Europäische Union zur Stützung ihrer eigenen Erzeuger gegenüber den niedrigeren Weltmarktpreisen Subventionen gewährt, lohnt sich der Export. Wird etwa deutsche Butter über die EU-Grenze in ein EU-Betrittsland gekarrt, kann die Ladung nur eines LKW bis zu 50 000€ bringen. Dort wird die Butter umgepackt und wieder ausgeführt, wobei nochmals von den niedrigen Schutzzöllen für Beitrittsländer profitiert wird.*
( * und die Butter wird nicht „frischer“ dadurch, der Straßenverkehr unnötig belastet!)
Aus ähnlichen Gründen sind in den vergangenen Jahren auch spanische Weine mit jugoslawischem Etikett und brasilianischer Orangensaft als israelischer in den Handel gekommen. Zollfahnder müssen auf immer spitzfindigere Analysen von Chemikern zurückgreifen, die im Lebensmittel nach Rückständen suchen , die die Ursprungsregion eindeutig bestimmen.
*****
Und weiter im Text:
Jod für Jugendliche
Auch bei Jugendlichen sollte auf eine ausreichende Jodversorgung geachtet werden. Sie haben, ebenso wie Neugeborene, einen erhöhten Bedarf ( jawohl, deswegen ist ja auch die Behandlung mit jodhaltigen Salben bei Neugeborenen untersagt!!!!), informiert der Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte. Jodmangel kann in diesem Alter zu Unkonzentriertheit, Gewichtszunahme, Müdigkeit und Antriebsarmut führen. Eltern sollten jodiertes Speisesalz verwenden, regelmäßiger Genuss von Seefisch und Milch ist ebenso ratsam. Jod ist ein wichtiger Baustein für die Schilddrüsenhormone. Die Schilddrüse ist für die Entwicklung des Nervensystems, der Kreislauforgane, Drüsen und Muskulatur zuständig.
( Na fein- 2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen-> hiermit sei der Salz- und der Milchindustrie weiterhin der Absatz /Gewinn sichergestellt – wie es allerdings den Jugendlichen ergeht, das scheint niemanden zu interessieren!)
*****
Probiotisches Essen
Verbraucher sollten von probiotischen Lebensmitteln keine Wunder für ihre Gesundheit erwarten. Wie die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz berichtet, können Lebensmittel mit probiotischen Bakterien zwar die Abwehrkräfte stärken, allerdings ist die Wirkung nicht so stark, dass mit dem regelmäßigem Verzehr solcher Produkte Erkältungen vermieden werden können. Als erwiesen gilt, dass Protiotika bestimmten Durchfallerkrankungen vorbeugen können. Dies`schaffen jedoch auch lebende Milchsäurebakterien in konventionellen Sauermilchprodukten, wenngleich ihre Wirkung geringfügig schwächer ist.
*****
Und dann noch ein toller Artikel:
Essen Frauen anders?
Das weibliche Geschlecht ernährt sich tendenziell gesünder und bewusster von Gwendolyn Kuhn *
(* na ja- deswegen ja auch häufigere Arztbesuche, Reizdarm „tendenziell“ häufiger bei Frauen u.s.w.......)
Man stelle sich folgende Situation im Restaurant vor: Nach einem kurzen Blick auf die Speisekarte bestellt der Mann einen Schweinebraten mit Kloß (fränkische Situation!) , seine weibliche Begleitung begnügt sich indes mit einem Salat. Sie nippt an einem Mineralwasser, er lässt sich ein kühles Bier schmecken. Die Dame taucht ihren Löffel in ein sahnig-süßes Dessert, er greift bei der Käseplatte zu.
Sicherlich ist die Szenerie überspitzt, aber Tatsache ist: Frauen ernähren sich tendenziell gesünder als Männer. Das bestätigen Studien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Nach Alter und Geschlecht aufgeschlüsselt, präsentiert ihr Ernährungsbericht die unterschiedlichen Essgewohnheiten ..............

den Rest erspare ich Euch ...und mir!

Uli X(
Antworten
#2
Zitat:Nur gab es „früher“ Strafen für ein solches Verhalten und keine gesetzliche Legalisierung....
X(
Ich wuerde fuer so manchen Kopfs- und Bauchschmerz, den ich durch Desinformation erlitten habe, gerne mal das mechanische Pendant dazu austeilen - nur leider ist das nach der aktuellen Rechtschreibung wohl verboten - obwohl so eine Beule nach 36 Stunden ja wieder weg ist Big Grin. Die gesundheitlichen Probleme dauern da eher laenger...

Auch grantig ist... Martin
Antworten
#3
SPIEGEL ONLINE - 29. Januar 2005, 13:07
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,339302,00.html

Vergiftungsgefahr

Gefährliche Schönfärberei im Fischregal

Was frisch aussieht, verkauft sich gut - was nicht frisch ist, kann man färben: Nach diesem Motto scheinen viele Verkäufer von Fischprodukten zu verfahren. Nach Informationen des SPIEGEL fanden Lebensmittelprüfer bis zu 40 Prozent manipulierte Ware - und die ist alles andere als ungefährlich.



REUTERS
Das Auge isst mit: Nur was frisch aussieht, wird gekauft
Tiefgefrorene Thunfischfilets und -steaks sind häufig farbmanipuliert und setzen die Käufer einem erhöhten Gesundheitsrisiko aus. Die unzulässige Behandlung mit dem Gas Kohlenmonoxid (CO) verleiht dem Fisch einen himbeerartigen Rot-Ton. Die Farbe täusche Frische vor und verblasse auch dann nicht, "wenn das Fleisch qualitativ verschlechtert oder gar verdorben ist", so das Chemische und Veterinäruntersuchungsamt (CVUA) Karlsruhe.

Durch diese Kosmetik wachse die Gefahr einer Vergiftung mit Histamin, einem Gewebehormon, dessen Gehalt in verdorbenem Fisch erhöht ist. Damit können Kopfschmerzen, Übelkeit und Schwindel verbunden sein, aber auch schwere allergische Reaktionen.

Das Karlsruher CVUA fand jetzt bei 14 von 35 untersuchten Thunfischzuschnitten aus dem Handel Hinweise auf die illegale Farbmanipulation. Das entspricht einer Beanstandungsquote von 40 Prozent. Auch ein Schwertfischsteak fiel durch verräterisch hohe CO-Gehalte auf. Den Farbpfusch betreiben laut CVUA "sowohl inländische als auch ausländische Firmen, die Rohware stammt üblicherweise aus dem asiatischen Raum". Obwohl Untersuchungseinrichtungen in Hamburg und Cuxhaven in der Vergangenheit zu ähnlichen Befunden kamen, scheint die Schönfärberei unvermindert praktiziert zu werden und vor allem nicht geahndet..... X(

Uli
Antworten
#4
Die Artikel habe ich heute morgen beim Frühstück gelesen.
Ich dachte mir, dass ich mal bis Dienstag warte ob du da was dazu sagst. Smile)

LG Emmily
Seit dem 1.1.08 gelte ich nicht mehr als unschuldiger Mensch, sondern stehe ich nach dem Willen der Regierung unter Generalverdacht.
Antworten
#5
Für diese ruchlosen Gauner müßte man die Bäckertaufe aus dem Mittelalter wieder einführen....oder noch was härteres aus dieser glorreichen Zeit.

Was heute so abgeht, das ist eine einzige landesweite Massenkörperverletzung!

Es wird noch soweit kommen, das jeder seinen Fisch selber fangen muß, und seine Wildsau selber schießen....
"Nahrungsmittel" und "Fabrik" sind unvereinbare Gegensätze.

Ein Reinheitsgebot wie beim Bier müßte her, und hammerharte Strafen für Verstöße.
Ich würde den verantwortlichen Erzeuger dieses Giftmülls einsperren, und Tag und nacht wie eine Gans mit seinem eigenen Produkt mästen....

Bernd (voll angeekelt)
Antworten
#6
Wie eine Droge
Viele Köche kochen mittlerweile mit Fertigprodukten – und wissen gar nicht mehr, was im Topf schwimmt, sagt Chefkoch Ernst-Ulrich Schassberger. Ein Interview

DIE ZEIT: Herr Schassberger, was kommt Ihnen auf keinen Fall in die Küche?
Ernst-Ulrich SCHASSBERGER: Zum Beispiel Glutamat, überhaupt Aromageschmacksstoffe und Geschmacksverstärker. Dazu alle unerforschten Produkte.
ZEIT: Was ist unerforscht? Lernt ein Koch das in der Ausbildung?
SCHASSBERGER: Leider nicht. Viele Köche wissen gar nicht, was sie in den Topf werfen. Der Verband der Köche Deutschlands hat einmal in einer Umfrage festgestellt, dass 93,8 Prozent der Befragten sich zu Fertigprodukten bekennt. Mancher hat dem Koch-Beruf längst den Rücken gekehrt und setzt bedenkenlos Fertigprodukte ein. Das gilt als schick oder besonders wirtschaftlich.
http://zeus.zeit.de/text/2004/06/Lebensm...v_Schassb_

Und weil`s gar so schön ist........

Was aus der Fabrik kommt, wird gegessen!
Jedes Jahr drücken die Lebensmittelkonzerne in Deutschland Tausende neuer Suppen, Saucen und Süßigkeiten in den Markt. Industrielle Massenware wird auf Naturprodukt geschminkt
Von Marcus Rohwetter
Thomas Braumann machte alles richtig. Vor gut einem Jahr ließ der Vorstandschef des Lebensmittelherstellers Frosta die gesamte Produktion umstellen: Ob „Shanghai-Pfanne süß-sauer“ oder „Edler Garten-Mix“ – für die rund 50 verschiedenen Tiefkühlgerichte des Konzerns gilt seither das „Frosta Reinheitsgebot“. Ihnen fehlt, was Lebensmittelproduzenten üblicherweise ins Essen kippen: Farbstoffe, Geschmacksverstärker, Aromen. Käse ist tatsächlich Käse, keine farb- und geschmacklich aufgepeppte „Schmelzkäsezubereitung“. Sogar den Fisch bezieht Frosta aus nachhaltiger Fischerei. Auf der Packung kann jeder lesen, woher die einzelnen Zutaten stammen.


http://zeus.zeit.de/text/2004/06/Lebensmittel_Haupttext

..es ist nur schade, dass diese Beiträge viel zu wenig Leser erreichen......sollte an Schulen als "Pflichtlektüre" eingeführt werden Smile) - zusammen mit dem E-Nummern-Katalog! Big Grin

Uli
Antworten


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