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Depressionen........
#1
bisher werden sie meist in Verbindung mit Kohlenhydratmalabsorptionen genannt; die "Praxis" aber zeigt, dass JEDES "unverträgliche" Nahrungsmittel zu "psychischen" Reaktionen fürhen kann:

Einmal ein sehr guter Artikel zum Thema FM und Depressionen:
"Kohlenhydratintoleranzen: Barriere mit breit gefächerten Folgen"

Unter anderem als Folge der industriellen Lebensmittelverarbeitung nehmen Störungen wie Fruktosemalabsorption und Laktoseintoleranz aus epidemiologischer Sicht zu. Diese scheinbar auf den Darm beschränkten Leiden ziehen weite Kreise, welche genauso die psychische Dimension berühren wie auch den Bereich der chronischen Immunstimulation. Univ.-Doz. Dr. M. Ledochowski, Innsbruck, berichtete im Rahmen der diesjährigen DiätassistentInnentagung.



Fruktose ist überall

Schätzungen zufolge leidet heute ein Drittel der Bevölkerung an einer Fruktosemalabsorption. Aus pathophysiologischer Sicht ist es nicht einfach, das Substrat der Störung dingfest zu machen, da im Darm für die verschiedenen Nahrungsbestandteile über 100 Transportsysteme existieren. „Wahrscheinlich handelt es sich um einen Defekt des Glukose-5-Transporters im Dünndarm“, erläuterte Univ.-Doz. Dr. Maximilian Ledochowski, Univ.-Klinik Innsbruck. Fruchtzucker gelangt bei fehlender Resorption in die tieferen Darmabschnitte, wo eine Aufspaltung durch die ansässigen Bakterien in CO2 (Blähungen), kurzkettige Fettsäuren (osmotische Diarrhoe) und H2, das abgeatmet wird, erfolgt.

Die Fruktoseexposition durch Lebensmittel hat im Zusammenhang mit der Kubakrise einen sprunghaften Anstieg erfahren. Damals wurde mangels Zuckerrohr begonnen, Lebensmittel mit aus Mais gewonnenem Fruchtzucker zu süßen. Anschließend konnte dieses Verfahren aufgrund seiner Vorteile (z.B. niedrige Kosten) nicht mehr vom Markt verdrängt werden. „Mittlerweile werden aber auch Obstsorten so gezüchtet, dass sie mehr Fruktose enthalten“, nannte Ledochowski einen weiteren Grund. „Äpfel weisen heute diesbezüglich einen um 30% höheren Gehalt auf als noch vor 20 Jahren.“

Auch die Laktoseintoleranz nimmt zu, teilweise bedingt durch die Zuwanderung aus Regionen mit einer hohen Prävalenz dieser Störung. Im Gegensatz zur Fruktosemalabsorption liegt ihr ein Enzymdefekt mit fehlender Aufspaltung von Laktose in Glukose und Galaktose zugrunde, die Beschwerden sind aber dieselben.

Je nach der im Darm vorhandenen Bakterienart können sich die Symptome individuell unterschiedlich gestalten. So produzieren beispielsweise nitratreduzierende Bakterien Stickoxid, das wie ein Muskelrelaxans wirkt und eine Obstipation induziert. „Viele Patienten sollten eigentlich eine osmotische Diarrhoe haben, klagen aber über Verstopfung.“ Wasserstoff verbrauchende Bakterien sind in der Lage, die gängigen H2-Tests ad absurdum zu führen. „Wenn der Patient symptomatisch ist, kann man aber annehmen, dass er an einer solchen Störung leidet“, relativiert Ledochowski.

Eine interessante Perspektive tut sich im Zusammenhang mit sulfatreduzierenden Bakterien im Hinblick auf die Genese der Colitis ulcerosa auf: In Gegenwart von Schwefel werden Schwefelwasserstoff und Schwefelalkohole gebildet, welche die Betaoxidation in den Kolonozyten blockieren. Eine trophische Störung mit Divertikelbildung und Schleimhautulzerationen kann die Folge sein.

Warum Schokolade glücklich macht

Dass Kohlenhydratmalabsorption und Depression assoziiert sind, belegen mittlerweile einige Daten (Abb.): „Je mehr Kohlenhydratresorptionsstörungen vorliegen, desto schlechter fühlen sich die Patienten.“ Ledochowski berichtete von eigenen Untersuchungen, die einen inversen Zusammenhang zwischen Serotonin bzw. seiner Vorstufe Tryptophan und der in der Atemluft gemessenen H2-Konzentration aufzeigten. Der Fruchtzucker geht mit Tryptophan eine Verbindung ein und blockiert seine Resorption.

Wurtmann & Wurtmann deckten die Mechanismen hinter dem Süßhunger bei schlechter Laune auf: An der Blut-HirnSchranke konkurriert Tryptophan mit weiteren Aminosäuren wie Leucin und Valin und hat wenig Chancen, ins Gehirn aufgenommen zu werden. Steigt jedoch als Folge einer Nahrungsaufnahme der Insulinspiegel, treten die anderen Aminosäuren in die Muskulatur ein und der Weg ist frei für die Tryptophanaufnahme ins Gehirn. Ledochowski und Mitarbeiter haben ein Modell aufgestellt, dem gemäß hohe Fruchtzuckerkonzentrationen im Darm die Resorption von Tryptophan hemmen. „Ein Serotoninabfall mit einem Anstieg der Depression ist die Folge; der daraus resultierende Kohlenhydrathunger führt aber langfristig zu einer Verschlechterung.“

Chronische Immunstimulation

Zu den weiteren Folgeerkrankungen von Fruktosemalabsorption und Laktoseintoleranz zählt eine Fehlbesiedlung des Darmes. Der chronisch erhöhte Druck im Dickdarm führt dazu, dass die Ileozökalklappe undicht wird und ein Reflux in den Dünndarm stattfindet. Dabei leistet die im Colon ascendens vorherrschende Antiperistaltik, die dem Durchmischen der Nahrung dient, dieser Entwicklung Vorschub. Der Dünndarm wird von Bakterien besiedelt, die eine Dichte von >105 annehmen können (SIBOS = Small Intestine Bacterial Overgrowth Syndrome). Mittels H2-Atemtest lässt sich eine bakterielle Dünndarmbesiedlung nachweisen, wenn der Gipfel in der Gärungskurve bei normaler Darmpassage vor dem Ablauf von 60 Minuten erfolgt.

Die beschriebenen Verhältnisse begünstigen das Entstehen von Immunreaktionen, wofür sich auch im Labor entsprechende Hinweise finden. „Mit dem H2-Anstieg in der Atemluft steigt die Blutsenkungsgeschwindigkeit, ebenso das CRP. Eine hochsignifikante Korrelation besteht zwischen H2-Konzentration in der Atemluft und dem Immunmarker Neopterin.“

An dieser Stelle schließt sich wieder der Kreis zur Depression: Bei einer chronischen Stimulation der Immunantwort wird das Schlüsselenzym im Serotoninstoffwechsel dazu angeregt, Tryptophan vom Serotonin-Pathway wegzuleiten. Im Rahmen einer chronischen Entzündung finden sich aus diesem Grund oft Depressionsäquivalente. „Der Sinn ist eine Antriebsschwächung des kranken Tiers“, erklärte Ledochowski.

Als zweiter Effekt der Immunstimulation wird eine Insulinrezeptorresistenz beobachtet. „Wir kennen das aus der Klinik als infektentgleisten Diabetes. Hier findet dieses Phänomen aber chronisch statt!“

Verbindung zur Histaminintoleranz

Fruktosemalabsorption ist des Weiteren mit niedrigen Zinkserumspiegeln und Rückresorptionsstörungen von Gallensäuren assoziiert. Die Galle wird lithogen, auch Nierensteine können entstehen. Eine Endothelfunktionsstörung kann außerdem die Folge sein, der Blutdruck steigt an.

Das Überwuchern der Darmflora zieht eine vermehrte Eiweißaufspaltung nach sich; durch Decarboxylation entstehen biogene Amine wie Histamin, Phenylethylamin und Tyramin. Ledochowski abschließend: „Die Histaminintoleranz ist möglicherweise ein generelles Biogenes-Amin-Syndrom, das sehr häufig bei lange bestehenden Kohlenhydratintoleranzen gefunden wird.“

Autor:
Dr. Judith Moser

Quellangaben:
Vortrag im Rahmen des 21. Ernährungskongresses des Verbandes der Dipl. DiätassistentInnen & Ernährungsmed. BeraterInnen Österreichs, 12. März 2004, Wien

http://www.universimed.com/frame.php?fra...6id%3D8546

Uli: genau! Histaminintoleranz ist KEINE sinduläre Erscheinung, sondern IMMER die Folge/ Begleiterscheinung von Kohlenhydratmalabsorptionen-Pseudoallergien-Unverträglichkeiten!
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und noch ein Link:

http://www.kup.at/kup/pdf/305.pdf

Das ist Dr. Ledochowskis sehr gute Erklärung, WARUM die Psyche u.a. "verrückt" spielen kann.

Uli


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