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Die XXL- Seite......
#41
Zitat:na, da haben`s wir ja: die Mütter sind \"Schuld\"


Wie heißt es so schön: "Glaube nie einer Statistik die du nicht selbst gefälscht hast!"

So ein Krampf, da könnte ich mich aufregen.

LG Emmily
Seit dem 1.1.08 gelte ich nicht mehr als unschuldiger Mensch, sondern stehe ich nach dem Willen der Regierung unter Generalverdacht.
Antworten
#42
was man nicht so alles findet im http://www..... Big Grin Big Grin Big Grin

http://www.netdoktor.de/feature/schlankmacher.htm

Noppenschuhe und Diätmusik......

Viele Übergewichtige nehmen Schlankheitsmittel, an deren Wirkung sie selbst nicht glauben. Trotzdem floriert der Markt. Auch zugelassene Mittel können gefährlich sein
Hanna, 42 Jahre, schwärmt von einer "fettschmelzenden Wirkung" bestimmter Dragees. In einem der bunten Blätter der deutschen Boulevard-Presse zeigt sie ihren Bauch - vorher dick und schwabbelig, nachher eine schöne straffe Taille. Obwohl fast jeder ahnt, dass diese Anzeige nicht der Wahrheit entspricht, verkauft sich das beworbene Produkt gut. Kunden macht es nicht einmal stutzig, wenn Rechnung und Paket schließlich aus dem Ausland ins Haus kommen. Eine jetzt im "International Journal of Obesity" veröffentlichte Studie kommt zu dem gewagten Schluss, Übergewichtige seien dümmer als Normalgewichtige.

"In Sachen Schlankheitsmittel verkaufen Dicke sich selbst für dumm", sagt Sven-David Müller vom Deutschen Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik (D.I.E.T.) in Bad Aachen gegenüber Netdoktor. Müller erklärt: "Wer sich Noppenschuhe kauft, die angeblich schlank machen, dem ist klar, dass die Dinger nicht wirken. Aber die Leute wollen das glauben, sonst müssten sie ja ihr Leben ändern." Also floriert der Schlankheitsmittelmarkt in Deutschland mit mehreren hundert Millionen Mark Umsatz im Jahr.
Von der Pille bis zur Hypnose-CDDie Stiftung Warentest nahm im Frühjahr diesen Jahres alles unter die Lupe, was sich schlankheitsfördernd nennt. Denn neben den in Apotheken als Arzneimittel zugelassenen Mitteln, gibt es viele, für die weder Wirkung noch Nebenwirkung erwiesen sind. Die Tester untersuchten Insgesamt 40 Schlankheitsmittel - von der Pille bis zur Selbsthypnose-CD im Wert zwischen 1,80 Mark und 225 Mark. Kaum eines der Produkte mit oft sinnlosen Substanzen wie Mineralstoffe, Vitamine, Pu-Erh-Tee oder Blasentang war geeignet, die Figur zu verbessern. Schlankheitsmittel alleine machen nicht dünn. Doch das Prinzip Hoffnung ködert die Käufer. "Die in der Werbung als Referenz angeführten Ärzte und Wissenschaftler sind oft frei erfunden", warnt auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Typisch seien irreführende Aussagen wie: "Die erste Speck-Fettkiller-Kapsel - Traumfigur in einer Woche!" Immer wieder werden "Schlankheitsmittel ohne Arzneimittelzulassung mit irreführender Werbung vertrieben", tönen ständige Warnungen aus dem BfArM.Auch bei zugelassenen Produkten ist der Verbraucher nicht zwingend auf der sicheren Seite. Erst im Juni wurden vom BfArM mehrere Zulassungen für Appetitzügler widerrufen. Schlankheitsmittel mit Wirkstoffen wie Norpseudoephedrin, Mefenorex oder Amfepramon dürfen danach nicht mehr über den Apothekentisch wandern. Wegen Berichten über lebensbedrohenden Lungenhochdruck, Herzklappenveränderungen oder Beeinflussung des Zentralnervensystems hatte die Europäische Kommission diese Wirkstoffe bereits im März 2000 auf den Index gesetzt. Gerichtsklagen der Hersteller verzögerten die Umsetzung bis jetzt. Derzeit überprüft das BfArM weitere Mittel, die zum Beispiel den Wirkstoff Phenylpropanolamin (PPA) enthalten. "Sehr häufig nehmen Betroffene außerdem Abführ- und wassertreibende Mittel gleichzeitig ein. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben", warnt D.I.E.T-Sprecher Müller vor den scheinbar harmlosen Kombinationen.Eine Untersuchung des Instituts bestätigt die zweifelhafte Wirkung vieler Präparate. Von den zehn meistverkauften Produkten in deutschen Apotheken waren "sieben nicht empfehlenswert, zwei bedingt empfehlenswert und nur ein Mittel empfehlenswert". Dabei könne "Abnehmen so einfach sein", meint der Ernährungsexperte. Die beste Diät sei immer noch eine ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung. Müller urteilt über die Fans von Schlankheitsparfüm und Diät-Musik: "Eigentlich wird der Verbraucher zu Recht bestraft."
Redaktion Beatrice Lugger, freie Wissenschaftsjournalistin in München
03.07.2001

ist zwar schon ein paar Jahre alt der Beitrag, aber immer noch "aktuell"...
Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin

Uli
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#43
Jetzt mal was ganz andres.........


DEUTSCHES ÄRZTEBLATT ONLINE 20.04.2005


M E D I Z I N
Leichtes Übergewicht senkt Sterberisiko
HYATTSVILLE/MARYLAND und ATLANTA/GEORGIA. Ist das leichte Übergewicht von heute das Idealgewicht von morgen? Diese Vermutung legt eine repräsentative Umfrage aus den USA nahe. Sie kommt, im Widerspruch zu vielen Studien der letzten Jahre, zu dem Ergebnis, dass die Sterblichkeit in der „Gewichtsklasse“ mit einem Bodymass-Index von 25 bis 30 am niedrigsten ist. Erst bei Fettleibigen steigt die Sterblichkeit. Aber auch Untergewichtige haben nach der Studie ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.

Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) befragen eine Stichprobe der Bevölkerung regelmäßig nach ihrer Ernährung und ihrem Gesundheitszustand. Die Daten dieser „National Health and Nutrition Examination Surveys“ (NHANES) sind ideales Datenmaterial für Epidemiologen. Katherine Flegal vom National Center for Health Statistics in Hyattsville/Maryland ging jetzt der Frage nach, warum die Zunahme des Übergewichts in der Bevölkerung bisher nicht zu einem Anstieg der Sterblichkeit geführt hat (JAMA 2005; 293: 1861-1867). Die Lebenserwartung eines Amerikaners hat sich im Gegenteil von 73,7 Jahren im Jahr 1980 auf 77,0 Jahre im Jahr 2000 erhöht und steigt weiter. *********
Wie bitte? Sprechen die vom gleichen Land ????
Bereits jetzt sei eine Stagnation erkennbar, schreiben Olshansky und Mitarbeiter (NEJM 2005; 352: 1138-1145). In den letzten 20 Jahren sei die Lebenserwartung von 65-Jährigen nicht mehr angestiegen. Neben dem Übergewicht gebe es weitere Bedrohungen. Auch die Zunahme resistenter Krankheitserreger oder eine schwere Grippe-Pandemie könnten zu einer Reduktion der Lebenserwartung in der Bevölkerung führen.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19525
*********


In der ersten Umfrage NHANES I aus den Jahren 1971 bis 1975 war noch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Übergewicht (BMI über 25) und der Sterblichkeit erkennbar. In den neuesten Umfragen NHANES II (1976 bis 1980) mit einer Nachbeobachtung bis 1992 und NHANES III (1988 bis 1994) mit einer Nachbeobachtung bis 2000 war der Zusammenhang weniger deutlich. Anders als in NHANES I hatten Personen mit einem BMI zwischen 25 bis unter 30 die niedrigste Sterblichkeit. Erst ab einem BMI von 30 oder mehr steigt die Mortalität.

Ein BMI zwischen 25 bis unter 30 ist in den USA heute das Normalgewicht. In diese Kategorie entfallen nach der neuesten Umfrage NHANES 1999 bis 2002 mehr Amerikaner als in die Kategorien des bisher als ideal angesehen BMI zwischen 18,5 bis unter 25. Allerdings sind mindestens ein Viertel der Amerikaner fettleibig (BMI 30 bis unter 35) oder sogar krankhaft fettleibig (BMI 35 oder höher). In der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen beträgt der Anteil sogar fast 40 Prozent.

Für diese US-Bürger sind die Zahlen von Flegal „schlechte“ Nachrichten. Denn die Gewichtsklassen mit einem BMI von 30 oder mehr sind nach der Berechnung der Epidemiologin für 111 909 Todesfälle verantwortlich. Auf die sehr kleine Minderheit der Untergewichtigen entfallen noch einmal 33 746 zusätzliche Todesfälle.

Gerade die letzte Zahl dürfte für Präventivmediziner schwer verdaulich sein, hatten sie doch lange die Devise „je dünner, desto besser“ ausgegeben. Vor allem Krebserkrankungen sollten sich so vermeiden lassen, wobei immer wieder tierexperimentelle Daten als Beleg angeführt wurden, in denen Kalorienrestriktionen zu einer Reduktion der Krebsinzidenz geführt hatten. In der aktuellen Studie war jedoch weder die Zufuhr von Kalorien untersucht worden noch wurde der Einfluss auf das Krebsrisiko untersucht.

Eine mögliche Erklärung für die fehlenden negativen Auswirkungen von leichtem Übergewicht auf die Mortalität ergibt sich aus einer Analyse aller fünf NHANES-Umfragen der letzten 40 Jahre, die Edward Gregg von den CDC in Atlanta durchgeführt hat (JAMA 2005; 293: 1868-1874).

Die Diätversuche der übergewichtigen Amerikaner sind zwar meistens gescheitert, die Vermeidung anderer kardiovaskulärer Risikofaktoren war jedoch erfolgreicher. Hohe Cholesterinwerte seien bei Übergewichtigen heute um 21 Prozent seltener als vor vier Jahrzehnten. Die Prävalenz der Hypertonie sei um 18 Prozent gesunken, und es würden auch zwölf Prozent weniger Übergewichtige rauchen. Die Gruppe hielt sich damit auch besser an die Empfehlungen der Gesundheitsmediziner als Amerikaner mit Normalgewicht. Hier konnten die kardiovaskulären Risikofaktoren nur um zwölf bis 14 Prozent gesenkt werden.

Ein Nachteil des Übergewichts bleibt bestehen: Übergewicht ist ein etablierter Risikofaktor für den Typ-2-Diabetes. Und genau hier liegt nach der Analyse von Gregg ein Schwachpunkt. Die Rate der Diabetiker sei (alle Gewichtsgruppen zusammengenommen) in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen. /rme
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=19873


Uli
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#44
Zitat:Anders als in NHANES I hatten Personen mit einem BMI zwischen 25 bis unter 30 die niedrigste Sterblichkeit.

Nun ja, bisher war man ueber BMI=25 'ne Tonne. Ich bin auch eine Tonne, mit knapp 26 derzeit.Und mein Spiegel sagt mir "22 waere was". "19" wird wohl nix. Muss auch nicht sein.
Kann schon sein, dass durch die bessere (und teurere (aha!!!)) medizynische Versorgung die lebenserwartung steigt - und vielleicht "Normalduerre" an der "Schrottfood" noch eher sterben. Vielleicht sind sie auch gar nicht "normalduerr', sondern dauerleidend, weil sie den Plastikmampf gar nicht vertragen? Wer sich korrekt ernaehrt und deswegen "normalduerr' ist, der lebt sicherlich laenger als der "mild-adipoese Endzwanziger". Aber den gibt' vermutlich in USA so selten, dass die Statistik die "milde tonne" in den Himmel des optimums heben kann. Oder das Ganze ist nur wieder ein Trost-Artikel, um den Konsum an Pharma-Industrie foerdernder Fehlernaehrung weiterhin aufrechtzuerhalten. Oder denke ich schon wieder ZU QUER? Kann man das ueberhaupt? Big Grin

Immerhin steht in der zweiten Zeile ja:

Zitat:Diese Vermutung legt eine repräsentative Umfrage aus den USA nahe.

Meine Vermutung: ist "repraesentativ" wirklich ordentlich definiert? Oder werden da nur gewisse interessen repraesentiert? (Jaja, bin schon wieder ziemlich in Form heute... Smile)

Gruss, Martin (der den Zynismus nicht lassen mag...)
Antworten
#45
Gesundheit
Schwer in Ordnung
Von Richard Friebe
24. April 2005 Es ist gerade mal ein gutes Jahr her, da traten in Washington Wissenschaftler vor die Presse und verkündeten Amerika und der Welt, daß ein zu hohes Körpergewicht zum Killer Nummer eins avanciert sei. An Krankheiten, die durch Übergewicht und Fettleibigkeit ausgelöst würden, sollten nach den Berechnungen von Ali Mokdat und Julie Gerberding mehr als 400.000 Amerikaner pro Jahr sterben - mehr als durch Zigarettenrauch.


Verzerrte Ergebnisse
Allison mußte sich auch deswegen Kritik anhören, weil sich die Liste seiner Geldgeber wie das „Who's Who” der Multimilliarden Dollar schweren Abnehmindustrie liest: von den Weight Watchers über Roche (die die Abnehmpille Xenical anbieten) bis zu einer Anwaltskanzlei, die die Hersteller des Abnehmmittels Redux vertrat, das nach zahlreichen Todesfällen vom Markt genommen werden mußte.
Das paßte gut ins Bild eines zusehends verfettenden Amerika. Die Wissenschaftler arbeiteten für die Centers for Disease Control (CDC), Washingtons oberste Gesundheitsbehörde. Ihre Berechnungen hatten sie im renommierten Journal of the American Medical Association (Jama) publiziert.
Großes Presse-Brimborium
Seriöser geht es kaum. Es gab nur ein Problem. Die Daten stimmten hinten und vorne nicht, die Methodik wurde den Staatsstatistikern von Kollegen nach allen Regeln der Kunst um die Ohren gehauen. Bald sickerte dann auch durch, daß es schon vor der Veröffentlichung innerhalb der Behörde erhebliche Zweifel an den Daten gegeben hatte. Die Tatsache, daß zeitgleich eine neue Anti-Fett-Kampagne der Regierung gestartet wurde, ließ die Kritiker noch mehr aufhorchen.
Der gesamte Artikel ( ich hoffe, der Link „funzt“)

http://www.faz.net/s/Rub8E1390D3396F422B...t.html#top

Uli Wink
Antworten
#46
Chinas fette Jahre
Steigender Wohlstand lässt Bäuche wachsen


China geht in die Breite: Mit dem wachsenden Wohlstand haben die Menschen im Land ihre Essgewohnheiten geändert — mit nicht absehbaren Folgen für das Gesundheitssystem.

PEKING — „Wir haben früher doch meist nur Gemüse und Reis oder Dampfnudeln gegessen“, sagt die 62-jährige Zhang Li. „Niemand hatte Geld. Ein Mal die Woche gab es ein bisschen Fleisch. Darauf haben sich alle gefreut.“ Heute isst ihr dreijähriger Enkelsohn täglich Fleisch. Er liebt Pizza oder frittierte Hühnerkeulen von Kentucky Fried Chicken. Mit dem wachsenden Wohlstand durch die Reform- und Öffnungspolitik seit 1978 haben auch in China die fetten Jahre begonnen. Mit dramatischen Folgen: 200 Millionen Chinesen stuft das Gesundheitsministerium als übergewichtig ein, davon 60 Millionen als fettleibig - fast doppelt so viele wie Anfang der 90er Jahre.

Verwöhnte „kleine Kaiser“

Übergewicht und daraus resultierende Herz-Kreislauf-Krankheiten, die heute schon die häufigste Todesursache in China sind, entwickeln sich zu einem großen Gesundheitsproblem. Vor allem die „kleinen Kaiser“, wie die verwöhnten Einzelkinder der Ein-Kind-Politik genannt werden, gehen in die Breite. Wohlmeinende Eltern stopfen sie voll, weil gut genährte Kinder traditionell als Zeichen für Wohlstand und Gesundheit gelten.

Viel sportliche Bewegung bekommen die Kinder nicht. Sie werden zur Schule gefahren, müssen von morgens bis abends über Büchern hocken. In ihrer Freizeit sitzen sie vorm Fernseher oder dem PC. Cola, Brause und andere süße Getränke ersetzen den Tee. Zehn Millionen Kinder gelten nach chinesischen Erhebungen als fettleibig.

„Der gesundheitliche Zustand der Schulkinder in China ist bei weitem nicht zufrieden stellend“, klagt der Politiker und Diabetes-Experte Feng Shiliang, der gesetzlich mehr Sportunterricht festschreiben will. Waren Diabetes-Patienten früher meist alt und dünn, sind sie heute jung und dick. 20 Millionen Chinesen leiden bereits an der Zuckerkrankheit.

Früher aß man vor allem Getreide und Gemüse, heute haben tierische Produkte sowie kalorienhaltiges und fettes Essen stark zugenommen. Der Fleischkonsum hat sich seit den 80er Jahren verdoppelt. Seit 1992 ist in zehn Jahren der Anteil der Übergewichtigen in den Städten von 21 Prozent auf 30 Prozent gestiegen. Die Nahrungsmittelindustrie, die die Supermärkte in China füllt, hat ihren Umsatz in der Zeit auf 400 Milliarden Yuan vervierfachen können.

Aber nicht nur Fertignudelgerichte oder das Essen bei Fast-Food-Ketten aus den USA lassen die Chinesen dicker werden. Übermaß ist ebenfalls ein Problem, denn die traditionelle chinesische Küche ist keineswegs so gesund wie im Westen oft geglaubt. Viele Gerichte schwimmen nur so in Öl. In Fett gegarte Nudelstangen, Öl-Pfannkuchen, paniertes Fleisch und Gemüse sind sehr beliebt. Selbst Auberginen werden erst frittiert, dann in Fett gebraten und vor dem Servieren noch einmal mit Öl übergossen. Statt der empfohlenen 25 Gramm Pflanzenöl nimmt der Durchschnitts-Pekinger 83 Gramm zu sich.

Es mangelt häufig am Gesundheitsbewusstsein. 1,3 Milliarden Chinesen müssen sich nur 2000 Ernährungswissenschaftler „teilen“. Vier Millionen müssten es sein, wenn China ein ähnliches Niveau wie entwickelte Länder erreichen wollte.

ANDREAS LANDWEHR (DPA)
2.6.2005 0:00 MEZ

Sollten wir da nicht unsre "TCM-Mediziner" hinschicken?????? Big Grin Big Grin Big Grin
Uli
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#47
SPIEGEL ONLINE - 03. Juni 2005, 05:26
URL: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,358678,00.html
Bibel-Diäten

Schlank mit dem Schöpfer

Von Marc Pitzke, New York
Der letzte Schrei in den USA: Diäten und Fitnessprogramme, die sich auf die Bibel stützen - ihre Jünger essen und trimmen sich nach dem Alten Testament. Aus der einst verrückten Idee ist längst ein lukratives Millionengeschäft geworden
New York - Vor zehn Jahren, im Alter von 19, fand sich Jordan Rubin "völlig am Ende". Der junge College-Sportler aus Florida litt an einer chronischen Darmentzündung, die mit Anämie, Arthritis, Diabetis, Haarausfall, Fieber, Schlaflosigkeit und entsetzlichen Schmerzen einherging. Die Ärzte waren ratlos. "Ich reiste um die ganze Welt, um Heilung zu finden", erinnert sich Rubin. "Nichts half." Sein Zustand verschlechterte sich so dramatisch, dass er schließlich halb invalide im Rollstuhl landete.

Doch dann, berichtet Rubin, habe er durch Zufall ein altes Buch wiederentdeckt, das seine Leiden fast über Nacht beendet habe. Es seien die flotten Ernährungs- und Lifestyle-Tipps dieses Buches gewesen, die ihm das Leben gerettet hätten: viel Fisch, viel Naturkost, kein Schweinefleisch - und jeden Tag schön beten. Binnen eines Jahres, behauptet Rubin auf seiner Website, sei er komplett gesundet.

Dieses Buch war die Bibel.
Jordan Rubin ist kein Einzelfall. Immer mehr Amerikaner greifen nach dem Wort Gottes, in der Hoffnung, sich mit alttestamentarischer Weisheit von großen wie kleinen Zipperlein befreien zu können - ob es nun lebensbedrohliche Leiden sind wie Jordan Rubins Darmentzündung oder die US-Volkskrankheit Nummer Eins, Fettsucht.

Keine Milch von Hormonkühen

Diäten, Ernährungs- und Fitnessprogramme, die sich auf die Bibel stützen, sind der letzte Schrei auf dem alternativen Gesundheitsmarkt der USA. Fit mit dem Herrn: Was vor einiger Zeit als fixe Idee begann, diagnostiziert jetzt selbst die "New York Times", "ist zum großen Geschäft geworden".

Rubin zum Beispiel - "ich bin ein Jude, der an Jesus glaubt" - hat aus seiner Odyssee ein florierendes Business gemacht. Voriges Jahr schrieb er einen Gesundheitsratgeber namens "The Master's Diet" (Die Diät des Schöpfers) und begann, durch Hörsäle und Provinz-Aulen zu tingeln, um sein Programm zu predigen - eine 40-Tage-Rosskur, denn so lange irrte schließlich auch das Volk Israel durch die Wüste. Das Buch wurde zum landesweiten Bestseller, und daraus wurde inzwischen ein Versandkonzern für Kassetten, CDs, DVDs, Videos, Kosmetika, Vitamine und Heilöle. Dessen Jahresumsatz: fast 60 Millionen Dollar.

Bibel-Kuren sind mehr als Brot und Wein. Sie können alles Mögliche umfassen - so lange das Alte Testament es irgendwie absegnet. Manche essen nur, was Gott "bewusst als Nahrung erschaffen hat", wie Rubin es formuliert, etwa Honig statt Zucker, kein Schwein natürlich, auch kein Wild. Andere essen nur, was mit biblischer Natur und dem menschlichen Körper "kompatibel" sei, also keine "künstliche Kost", wie Milch von Hormonkühen. Wieder andere kopieren den asketisch-spirituellen Lebensstil des Gelobten Landes. "Die Bibel ist kein Gesundheitsratgeber", sagt Rubin. "Aber sie bietet einen tollen Plan, um die meisten unserer Krankheitssymptome zu heilen."
Wurzel im Glauben

Rubins "Diät, an die man glauben kann", stößt auf eine ohnehin boomende Branche. So finden sich auf den Vorzeigeregalen von Barnes & Noble, dem größten US-Buchhändler, neuerdings nicht nur Belletristik und Biographien - sondern immer öfters auch Ratgeber mit unmissverständlichen Titeln wie "What Would Jesus Eat?", "Body by God", "Daily Word for Weight Loss" oder "The Hallelujah-Diet".
Der bibelfeste Weg zu Schönheit, Schlankeit und Wohlbefinden ist symptomatisch für eine Gesellschaft, die zunehmend von religiösem Eifer durchwirkt ist, von Politik zur Pop-Kultur. "Es ist kein Geheimnis, dass die populärsten Songs, Bücher und Filme heutzutage ihre Wurzeln im Glauben haben", sagt Rubin in Anspielung auf Renner wie Mel Gibsons Kreuzigungs-Epos "Passion Christi", die christliche Selbsthilfe-Bibel "The Purpose-Driven Life" des kalifornischen Predigers Rick Warren oder die religiös beseelten Science-Fiction-Kultromane der "Left Behind"-Serie.

Da war es nur eine Frage der Zeit, dass auch die Diät-Gurus diese Marktlücke entdeckten.

"Völlerei ist eine Sünde"

Stephen Arterburn ist einer dieser Gurus. Er hat schon Dutzende Bücher zum Thema "Schlank mit Jesus" geschrieben; mit seinem "Lose It for Life Workshop", einem dreitägigen Seminar für hoffnungslose Diät-Fälle, reist der Wanderprediger rastlos durch die Lande. Sein Rezept lautet: "Gewichtsverlust aus emotionaler und spiritueller Perspektive - ohne Druck, Scham, Geißel oder Schuld."

Arterburns "Intensiv-Lehrgänge" für jeweils bis zu 18 Personen, in der Regel von donnerstags bis samstags, bestehen aus dem Vorspielen von DVDs, Gruppentherapie und Privat-"Lektionen" durch den Meister selbst. Kostenpunkt: 595 Dollar pro Diätsuchendem. Registrierte Mitglieder des "Clubs New Life" - Mitgliedsgebühr ist eine freiwillige "Spende" von mindestens 25 Dollar im Monat - bekommen darauf Rabatt. Arterburn moderiert auch sein eigenes Radioprogramm, New Life Radio, eine Art Fitness- und Ernährungspredigt, die von 150 US-Privatsendern ausgestrahlt wird.

"Wenn du willst, dass die Welt von Jesus Notiz nimmt", sagt Arterburn, "dann solltest du selbst wie Jesus aussehen - und leben." Und das erreichen die Seligen, zumindest nach der Arterburn-Methode, durch eine Kombination aus Atkins-Diät und Sonntagsschule: Verzicht auf Kohlehydrate und kleine Portionen nebst einer Art religiösen Schnelltherapie, die die psychologischen Wurzeln der Fettleibigkeit mittels Bibelzitaten und Gebet ausrotten soll. "Wir machen das nicht, um attraktiver zu werden", betont Arterburn, "sondern, damit die Leute Jesus sehen, wenn sie uns anschauen."
Es war auch höchste Zeit. Schließlich hat es offenbar vor allem die US-Christengemeinde nötig, kräftig abzuspecken. Schon 1998 sorgte nämlich eine Studie der Purdue University in Indiana mit dem peinlichen Befund für Schlagzeilen, dass ausgerechnet gläubige Amerikaner im Durchschnitt übergewichtiger seien als ungläubige. "Völlerei ist eine Sünde, die Priester gerne übersehen", schrieb der Soziologieprofessor Kenneth Ferraro damals.
Ich betete mich dünn"

Der Untersuchung zufolge lag der Anteil der Fettsüchtigen in denjenigen US-Bundesstaaten am höchsten, die die stärkste Mitgliedschaft in Kirchen und religiösen Gruppen aufwiesen, etwa Michigan, Mississippi und Indiana. In eher säkularen Staaten dagegen - Massachusetts, Hawaii, Colorado - seien die Leute schlanker. Auch die Religion selbst gab dabei Ausschlag: Baptisten waren demnach am korpulentesten, Juden, Moslems und Buddhisten indes am schlankesten. Eine Folgestudie gab es freilich nie; wie die Lage heute steht, ist also unklar.

Die fromme Diätwelle ist die Renaissance eines alten Trends, nur lukrativer. Bereits 1957 schrieb der Presbyterianerprediger Charlie Shedd die Fibel "Pray Your Weight Away" (Bete Dein Gewicht weg). Gottesfürchtige Fitnessprogramme namens Overeaters Victorious, Believercise und Faithfully Fit waren kurzlebige Phänomene in den sechziger und siebziger Jahren. Die Pastorin Deborah Pierce, die sich von 210 Pfund zum "Mode-Model" herunter gehungert hatte, verdaute ihre Abschlacke dereinst in dem Buch "I Prayed Myself Thin" (Ich betete mich dünn). Andere Diät-Renner jener Tage waren "God's Answer to Fat" und "Help Lord - The Devil Wants Me Fat!"

Doch bis heute ist die Wirkung solch heilsbringender Hunger-, Schönheits- und Wohlfühlkuren nicht mehr und nicht weniger bewiesen als die säkularer Diäten. Abgesehen davon haben Kritiker noch andere Bedenken. "Die Annahme, man sei als schlanke Person ein besseres Kind Gottes als eine dicke, ist eine Form der Götzenanbetung", sagt die Religionsprofessorin Mary Louise Bringle, die Autorin des Buches ''The God of Thinness". "Du betest deine Körpermaße an, nicht Gott."

"Und siehe, es war sehr gut"

Jordan Rubin glaubt jedenfalls seine göttliche Berufung gefunden zu haben. Er verspricht seinen Jüngern Gewichtsverluste von bis zu 30 Pfund in 40 Tagen, plus bessere Gesundheit, besseren Schlaf und weniger Stress.

Schließlich, so sagen die Bibel-Faster, stehe alles im ersten Buch Moses: "Und Gott sprach: Sehet da, ich habe euch gegeben alle Pflanzen, die Samen bringen, auf der ganzen Erde, und alle Bäume mit Früchten, die Samen bringen, zu eurer Speise. (...) Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut."


Uli
Antworten
#48
SPIEGEL ONLINE - 03. Juni 2005, 17:11
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...07,00.html
Gesundheitskrise

US-Behörde behandelt Fettleibigkeit wie Epidemie

Eine US-Behörde hat ein Team von Spezialisten nach West Virginia geschickt, um ein Massenleiden zu untersuchen. Ein Virus oder ein Bakterium ist allerdings nicht im Spiel - sondern Fettleibigkeit, die jetzt erstmals wie eine Infektionskrankheit behandelt wird.
Wenn sie ausrücken, geht es normalerweise um die Eindämmung von Seuchen, die Einschätzung von Umweltrisiken oder terroristische Bedrohungen. Der US-Bundesstaat West Virginia jedoch alarmierte die Gesundheitsspezialisten der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) wegen eines ganz anderen Problems: 27,6 Prozent der Erwachsenen im Staat sind fettleibig, während der Anteil in den übrigen Vereinigten Staaten "nur" 20,4 Prozent beträgt.

"Die Daten besagen, dass wir einer schweren Gesundheitskrise gegenüberstehen", begründete Kerri Kennedy, Leiterin des West Virginia Physical Activity and Nutrition Programs, gegenüber der "New York Times" den drastischen Schritt. Jeder Zehnte leide in dem Staat an Diabetes, jeder Dritte habe mit zu hohem Blutdruck zu kämpfen. Beide Krankheiten führen Forscher unter anderem auf überschüssige Pfunde zurück. "Wir müssen wissen, warum bei uns die Rate der Fettleibigen noch schneller steigt als im restlichen Land", sagte Kennedy.

Vor allem die enormen Gesundheitskosten machen Experten Sorgen, berichtete Anne Wolf von der Virginia School of Medicine jetzt beim European Congress on Obesity in Athen. Fettleibigkeit verursache in den Gesundheitssystemen mittlerweile höhere Kosten als Rauchen oder Alkoholmissbrauch. 96,7 Milliarden Dollar seien allein in den USA 2003 für die Folgen von Fettleibigkeit ausgegeben worden. Die schwer Übergewichtigen seien außerdem weniger produktiv und haben ein höheres Risiko, eine Behinderung zu entwickeln. Und das Problem verschärft sich weiter.

In West Virginia war daher für drei Wochen ein Expertenteam der CDC unterwegs. Zwei kleine Orte mussten dabei als Beispiele für den Staat herhalten: Gilmer County mit 7160 und Clarksburg mit 16.743 Einwohnern. Im Gepäck der Fettleibigkeits-Forscher war ein dicker Fragenkatalog: Welche Sportangebote gibt es in den Schulen? Gibt es in der Schule leckere Früchte? Sind die Schüler bereit, auf fettreduzierte Produkte umzusteigen? Und - in Europa eine kaum denkbare Frage, in den USA dagegen schon - gibt es Bürgersteige, auf denen man zur Arbeit laufen könnte? Schafft der Arbeitgeber Anreize dafür - etwa eine verlängerte Mittagspause? Ist das Angebot in Supermärkten gesund oder eher fettig?

Bei Statistikern lösten diese Fragen wiederum Befremden aus. "Sie werden herausfinden, was wir eh schon alle vermuten", sagte Daniel McGee, ein Statistik-Professor, der bereits in der Vergangenheit Daten rund um die Fettleibigkeit analysiert hat. "Die Menschen im Land treiben zu wenig Sport, Schulkinder werden nicht gesund genug ernährt und in Supermarktregalen und Restaurants wird zu viel fettiges Essen angeboten." Leider erkläre das noch nicht viel, denn auf Schlanke treffe dies genauso zu. Für die erhobenen Daten gelte daher: "Vielleicht stimmen sie, vielleicht auch nicht."

Sicher dagegen ist, dass immer mehr Kinder fettleibig sind und schon in jungen Jahren an Altersdiabetes erkranken - und dies bei weitem nicht nur in Amerika. Auch in Europa leiden bereits etwa eine halbe Million Kinder an den klassischen Problemen von Erwachsenen in mittleren Jahren. Wie Experten auf dem European Congress on Obesity erklärten, leiden viele der Kinder bereits unter zu hohem Blutdruck, hätten einen zu hohen Cholesterin- und Blutzuckerspiegel oder gar Altersdiabetes. "Sie werden die Kinder in Amerika bald einholen", heißt es in einer Analyse der International Obesity Task Force. "Unsere Daten sind mehr als nur ein Warnsignal", sagte der Vorsitzende der Task Force, Philip James. "Die Ampel steht auf rot."


Sollte man den Verantwortlichen nicht den Spiegel-Beitrag von heute Morgen über die >Bibel-Diät< zukommen lassen????? Big Grin

Uli
Antworten
#49
Die dicken Kinder von SpanienVon Leo Wieland

06. Juni 2005
Die Kasperletheater im Madrider Retiro-Park locken am Wochenende einen repräsentativen Querschnitt der Vielvölkerstadt an die frische Luft. Dort sitzen Buben und Mädchen aus allen Ständen und Ländern, und sie haben eines gemeinsam: Viele von ihnen sind zu dick. Das Publikum der Puppenspieler nimmt sich wie ein Spiegel der Statistik aus. Danach ist jeder dritte kleine Spanier zwischen sechs und zwölf Jahren dank Pizza, Cola, Videospielen, Dauerfernsehen und "chucherias" (Süßigkeiten) übergewichtig oder gar fettleibig. Bei den Kindern von Einwanderern, insbesondere aus Lateinamerika, dürfte der Anteil noch höher liegen.


Der schleichende Abschied von der gesunden mediterranen Küche und die Anpassung an die angelsächsische Fast- und Junkfood-Eßkultur hat nun auch die Spanier in den globalen Klub der Schwergewichte eingereiht . Bei den Erwachsenen sind die Zahlen sogar noch ungünstiger als bei den Kindern. Hier fällt nach Angaben des Gesundheitsministeriums schon mehr als die Hälfte in die zwei Kalorienkategorien "fett" (14 Prozent) oder "übergewichtig" (37 Prozent). Damit nicht genug. Sogar die spanischen Haustiere machen es ihren Besitzern nach. Die etwa drei Millionen Hunde und Katzen der 44 Millionen Spanier fressen zuviel und bewegen sich zuwenig. Die keuchenden Vierbeiner mit den Speckrollen lassen sich oft nur widerstrebend zum Gassigehen in den Retiro-Park ziehen.
Verfettung der Gesellschaft kostet Millarden
In Spanien gibt es keinen Grund mehr, über die Weltmeister des schlechten Essens, die Amerikaner, zu lachen. Das Land hat mit Riesenschritten aufgeholt. In fünfzehn Jahren verdoppelte sich der Anteil der Übergewichtigen unter den Erwachsenen, die zu mehr als der Hälfte keinen Sport treiben. Bei den Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren, die in den zwei wöchentlichen Schulsportstunden auch nicht unbedingt außer Atem geraten, verfünffachte sich gar die Fettleibigkeit im Laufe der letzten dreißig Jahre.
Ärzte und Politiker rechnen die jährlichen Kosten, die durch einschlägige Gesundheitsprobleme (Herz, Diabetes, Krebs) verursacht werden, auf zweieinhalb Milliarden Euro hoch. Daher nehmen nun auch die Medien des Landes aufmerksamer davon Notiz. Sie fragen, warum ausgerechnet der Süden Europas - Italiener, Portugiesen und Griechen schneiden auch nicht viel besser ab - in den Teufelskreis der gesättigten Fettsäuren geraten konnten. Die Antworten beginnen bei den Fertiggerichten und der Mühe des Kochens. Die Kinder bekommen es zu spüren, wenn sie statt des traditionellen "bocadillo" (belegtes Brot) und der Obstbeilage jetzt Zuckerbrot und Kekse aus der Fabrik mit in den Kindergarten und die Schule bringen. Was sie dort zusätzlich aus dem Automaten ziehen, verdient selten das Etikett "Fruchtsaft".
Fastfood anstatt mediterraner Küche
Addiert man bei Halbwüchsigen die Burger-Pommes-Softdrink-Kalorien, dann kommen sie leicht auf die Energiezufuhr eines Holzfällers - ohne dessen Tätigkeit nachzugehen. Die spanischen Jugendlichen sind in den vergangenen drei Jahrzehnten nicht nur in die Breite gegangen, sondern auch in die Höhe. Sie sind jetzt im Durchschnitt 3,5 Zentimeter größer als ihre Eltern. Die Älteren wiederum, die sich inzwischen aus Zeitmangel oder Bequemlichkeit weniger auf die traditionelle Küche mit viel Fisch, Gemüse, Hülsenfrüchten und Olivenöl stützen, sondern am Abend nach der schnellen Pizza telefonieren, haben sich inzwischen auch schon bemerkenswert hohe Risikofaktoren eingehandelt.
Einer von zwölf Todesfällen in Spanien hat direkt oder indirekt mit Übergewicht und seinen Folgen wie Bluthochdruck, hohem Cholesterinspiegel oder Diabetes zu tun. Die Männer unterscheiden sich dabei - wie auch beim Rauchen - nur unwesentlich von den Frauen. Während sich der Alkoholkonsum bei den Erwachsenen etwas verringert hat, nahm er unter den Jüngeren, die den Wochenend- "Botellon" pflegen, in den letzten zehn Jahren um rund 300 Prozent zu.
Einzug der Schlankheitsindustrie
Je wohlhabender und gebildeter, so der Befund, desto schlanker. Den kleinen Schwergewichten versuchen engagierte Lehrer ebenso zu helfen wie die Gesundheitsbehörden mit ihren Aufklärungsbroschüren zum Thema "Die Ernährung deiner Kinder". Aber allzuoft ist der Kampf gegen die Kartoffelchips und die Lutscher vergeblich. Als besonders schwierig erweist es sich, die Kinder von Einwanderern zu erreichen, deren Eltern nach überstandener Not die neue Lebensqualität durchaus in Leibesfülle messen.
Mit den Pfunden ist unterdessen auch die Schlankheitsindustrie nach Spanien gekommen, mit allen Begleiterscheinungen von Magersucht bis Hungerkuren. Übergewichtige geben nach jüngsten Angaben der Gesellschaft für Ernährung im Durchschnitt sechzig Euro im Monat für angebliche Hilfsmittel (Pillen, batteriegetriebene Gürtel) aus, die "mühelose" Gewichtsabnahme versprechen. Mit der Zahl der Operationen (Magenverkleinerung, Fettpolsterentfernung) hat sich auch die Zahl der einschlägigen Todesfälle erhöht. Psychologen und Psychiater melden vor allem vor Beginn der Badesaison immer mehr Kundschaft, die über mangelnde Selbstachtung, Willenskraft und Freßsucht reden wollen. Dabei ist in Spanien ein regionaler Vergleich interessant: Die wenigsten Dicken leben im Baskenland, in Navarra und Katalonien - dort, wo auch die besten Köche sind.

Text: F.A.Z., 07.06.2005, Nr. 129 / Seite12
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In Spanien kursiert auch noch ein Begriff: >> die Joghurt-Generation<< Big Grin :evil:
Uli
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#50
Weg aus der Fettfalle
| 07.06.05 |

Ein neuer Therapie-Ansatz kann helfen, übergroßen Appetit auf Normalmaß zu schrauben. Von Michael Odenwald Übergewicht entsteht anders als bisher gedacht, glauben Forscher aus Kiel und Madrid. Sie entwickeln eine neue Therapie zur Bekämpfung der Fettleibigkeit.
Der Streit um die richtige Diät entbrennt regelmäßig aufs Neue. Um abzunehmen, solle man fettarm essen, sagen einige Ernährungswissenschaftler. Schließlich verursache übermäßiger Genuss fettreicher Speisen die überflüssigen Pfunde. Es gelte eher die Kohlenhydrate zu reduzieren, kontern andere, da es diese Stoffe dem Körper erst ermöglichen, die Fettpölsterchen aufzubauen.
Enthemmter Hunger

Nun entdeckten Michael Hermanussen, Professor für Kinderheilkunde an der Universität Kiel, und Jesus Tresguerres, Internist an der Madrider Universidad Complutense, dass Übergewicht vielleicht auf ganz andere Art entsteht: Womöglich lässt Glutaminsäure, die ein wichtiger Bestandteil der Nahrungs-Eiweiße ist, die Appetit-Regulation im Gehirn entgleisen.
Den gleichen Effekt dürfte die Verwendung des verbreiteten Geschmacksverstärkers Mononatriumglutamat haben, der in vielen Fertigprodukten steckt, denn er ist chemisch mit der Glutaminsäure verwandt.

Nach einer Mahlzeit spalten Verdauungsenzyme die Proteine in ihre Bestandteile, die Aminosäuren, auf. Zu diesen zählt auch Glutaminsäure. In Milcheiweiß ist sie zu etwa 20 Prozent enthalten, im Fleisch zu 16 Prozent.
Normalerweise wird sie von der Leber zügig verstoffwechselt. Nehmen wir jedoch zuviel Eiweiß auf, kann die Leber die großen Mengen an Glutaminsäure nicht mehr verarbeiten: Sie reichert sich im Blut an und gelangt schließlich auch in die Gehirnregionen, die den Appetit steuern.
Ein Teil dieser Regulation erfolgt in einer gerade reiskorngroßen Struktur im Zwischenhirn, dem so genannten Nucleus arcuatus.
Dessen Nervenzellen reagieren auf die Glutaminsäure, denn ihre Oberfläche ist gepflastert mit so genannten NMDA-Rezeptoren. An diese winzigen Andockstellen lagert sich die Aminosäure an. Sogleich werden die Rezeptoren aktiv: Sie öffnen winzige Kanälchen in der Zellhülle, durch die Kalzium in das Zellinnere strömt. Das löst dort eine biochemische Reaktionskaskaden aus und das Hungergefühl schwindet.
Zu viel Glutaminsäure im Blut hat einen negativen Effekt: Der Erregungszustand an, bis die Zellen im schlimmsten Fall durch Übererregung absterben. Als Folge verlieren mit Proteinen überversorgte Menschen das Sättigungsgefühl, sie verspüren dauernd Hunger, essen mehr als sie eigentlich brauchen – und nehmen zu.

Alzheimer-Medikament als Appetitbremse

Die zündende Idee des Kieler Forschers und seines spanischen Kollegen ist nun, den Teufelskreis von überreizten Rezeptoren und ungebremstem Appetit mit so genannten NMDA-Blockern zu durchbrechen.
Diese Moleküle schlüpfen vorübergehend in den Kalziumkanal. Dadurch verhindern sie den Einstrom von Kalzium-Ionen und verhindern so die Appetit anregende Wirkung der Glutaminsäure auf die Zellen. Dadurch hemmen sie den Einstrom von Kalzium-Ionen. Der Nucleus arcuatus löst das Sättigungsgefühl zum richtigen Zeitpunkt aus und die normale Appetit-Regulation bleibt somit erhalten.
Zu diesen Blockern zählt das Medikament Memantin, das bereits zur Behandlung von Altersdemenz und der Alzheimerschen Erkrankung eingesetzt wird. Hermanussen: „Memantin schützt die Zellen vor der Kalziumvergiftung, greift aber nicht, wie herkömmliche Appetitzügler, in die Regulation ein.“
Verblüffender Erfolg
Erste Therapieversuche brachten überraschende Erfolge. Die Patienten verloren innerhalb von Stunden ihren gesteigerten Appetit, und die Portionen auf dem Teller waren ihnen plötzlich viel zu groß. Weil sie nun weniger aßen, nahmen sie pro Woche zwischen einem und zwei Kilo ab.
Die These des Forschers von der Förde könnte erklären, warum sich gerade in den USA die Fettleibigkeitsepidemie fortsetzt. Obwohl dort viele Menschen die Fettaufnahme drastisch reduzierten, sind mehr als 65 Prozent der erwachsenen US-Bürger übergewichtig, etwa 30 Prozent davon fettsüchtig. „Im Fast Food“, erklärt Hermanussen, „ist viel Protein enthalten, und der Anteil an Glutaminsäure ist durch die Zugabe von Natriumglutamat besonders hoch. In fettreduzierten Lebensmitteln wiederum, etwa bei bestimmten Käsemarken, ist der Eiweißanteil entsprechend höher.“

Eiweißarme Kost – Weg aus der Fettfalle

Menschen mit zu vielen Pfunden auf der Hüfte sollten so weit als möglich auf vegetarische Kost umsteigen, rät Hermanussen. Sie müssten sich eiweißärmer ernähren, um ihr neues Gewicht zu halten. Fleisch sollte es, wie zu Großmutters Zeiten, nur einmal in der Woche geben, auch bei Milchprodukten sollten sie sich bremsen, schließlich enthalte Quark fast so viel Eiweiß ist wie Fleisch. „Entscheidend sind aber die Mengen“, sagt er. „Probleme gibt es nur, wenn man die Leber überfrachtet.“

Michael Odenwald für focus : http://focus.msn.de/hps/fol/newsausgabe/...m?id=15330


Das klingt schon ziemlich „brauchbar“, auf jeden Fall um Welten besser als die üblichen Erklärungsversuche und Ratschläge zum Abspecken.
Ob allerdings ein Alzheimer-Medikament ?( Big Grin ?( der Weisheit letzter Schluss sein soll -> das wage ich stark zu bezweifeln. Der Versuch allerdings zeigt deutlich, dass an den „Pfunden“ wohl ein ge –/ verstörter Neurotransmitter-Stoffwechsel Schuld ist .
Und der pauschale Rat, eine eiweißarme Kost einzuhalten, dürfte ebenfalls etwas „verquer“ sein: es kommt auf die „Quelle des Eiweißes“ an.....denn auch „pflanzliches“ Eiweiß kann einem übel mitspielen -> z.B. Gluten, Soja o.ä.


Uli
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