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missbrauch von abfuehrmittel
#1
SPIEGEL ONLINE - 23. Juli 2004, 9:30
URL: <http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,309915,00.html>
Überdosis Abführmittel

Wurde Napoleon zu Tode gepflegt?

Napoleon starb weder an Magenkrebs noch an der Arsen-Attacke eines Feindes - behauptet zumindest ein US-Mediziner. Der Kaiser der Franzosen soll vielmehr von seinen übereifrigen Ärzten zu Tode gepflegt worden sein.
Napoleon: Die Götter in Weiß haben ihn umgebracht
Die von Napoleon zu Lebzeiten gewünschte Obduktion fand einen Tag nach seinem Tod statt. Francesco Antommarchi, der Leibarzt des ehemaligen Herrschers über Frankreich, diagnostizierte am 6. Mai 1821 Magenkrebs als Todesursache. Eine logische Erkenntnis, denn Napoleons Vater war an der gleichen Krankheit gestorben. Bei dieser Version ist es in der französischen Geschichtsschreibung geblieben.

Beharrlich hält sich auch das Gerücht, der General sei mit Arsen vergiftet worden. Der Täter: sein Vertrauter, Graf Charles Montholon. Der Mythos um die Intrige lebt weiter, obwohl Wissenschafter im vergangenen Jahr diese Theorie widerlegen konnten. Haarproben Napoleons von 1814, als er sich bester Gesundheit erfreute, wiesen eine deutlich höhere Arsenkonzentration auf als die Haare, die nach seinem Tod entnommen wurden.

Jetzt warten US-amerikanische Forensiker mit einer neuen Theorie auf: Die übertriebene Fürsorge seiner Ärzte habe Napoleon umgebracht, wie der Pathologe Steven Karch vom San Francisco Medical Examiner Department gegenüber dem Magazin "New Scientist" behauptet.

Die Ärzte Bonapartes waren redlich um die Gesundheit des Generals bemüht: Opium und Salmiak verschrieb Antommarchi gegen die schmerzende Leber, tägliche Einläufe und Abführmittel, um das Organ zu heilen. Quecksilber sollte die "zerrütteten Funktionen der Eingeweide wieder in eine richtige Tätigkeit versetzen". Antommarchi führte penibel Buch über die Behandlung mit dem Giftarsenal.

Steve Karch glaubt, die wahre Todesursache gefunden zu haben: Napoleon sei an Kaliummangel gestorben, der zu einer Unterversorgung des Gehirns mit Blut geführt habe. Für den Salzmangel macht der Forscher die Einläufe und Abführmittel verantwortlich. Eine Überdosis Abführmittel habe Bonaparte schließlich umgebracht: 600 Milligramm der Quecksilberchlorid-Verbindung Kalomel, verabreicht am 3. Mai 1821.


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Wenn du dich über andere Mitmenschen ärgerst, dann sage dir "sie sind nur zu meiner Unterhaltung da"... Big Grin
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