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Hormone - der Lange Weg der Evidenz
#1
Der lange Weg der Evidenz – HORMONE

Niedergelassene GynäkologInnen und die Hormontherapie in den Wechseljahren
Von Petra Kolip ( Professorin an der Uni Bremen, Zentrum für Public Health)
Bernhilde Deitermann( Sozialwissenschaftlerin , Master of Public Health)
Jens Bucksch ( Sportwissenschaftler Master of Public Health)

Im Sommer 2002 wurde die Hormonwelt erschüttert: Die Zwischenauswertung der Women`s Health Initiative ( WHI) , die die Risiken und den Nutzen der sogenannten Hormonersatztherapie im Rahmen einer prospektiven, randomisierten und kontrollierten Studie untersuchen sollte, führte zum Abbruch eines Studienzweiges. Knapp 17 000 Frauen sollten 8 Jahre lang entweder Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparate oder ein Placebo einnehmen. Erste Ergebnisse wurden für 2008 erwartet. Die Zwischenauswertung nach gut 5 Jahren zeigte jedoch, dass die Risiken den Nutzen bei weitem überwogen, so dass den teilnehmenden Frauen eine länger dauernde Einnahme nicht weiter zugemutet werden konnte. Zwar wurden in der Gruppe der Hormonanwenderinnen 5 Hüftfrakturen und 6 Kolonkarzinome je 10.000 Frauen verhindert, diesen protektiven Effekten aber standen 8 zusätzliche invasive Brustkrebserkrankungen, 8 Schlaganfälle, 7 Herzinfarkte und 8 Lungenembolien je 10 000 Hormonanwenderinnen gegenüber. Die Hoffnungen der HorminbefürworterInnen wurden damit zerschlagen, mit der Östrogen-Gestagen-Kombination ein geeignetes Medikament zur Prävention von altersbedingten Erkrankungen zur Verfügung zu haben.
In den USA wurden diese, sowie weitere Ergebnisse zum Anlass genommen, die Hormonverordnungen kritisch zu hinterfragen- und zwar in dem Wissen, dass sich die wissenschaftliche Evidenz geändert hat.

Starke Abwehrhaltung
Anders in Deutschland: Nach Bekanntwerden der Studienergebnisse wurden die Hormonhersteller schnell aktiv. Sofort wurden alle niedergelassenen GynäkologInnen vom Arbeitskreis“ Steroide in Kontrazeption und Substitution „ des Berufsverbandes der Gynäkologen mit einer Faxinformation versorgt, wie Patientinnen weiterhin vom Nutzen der Hormone überzeugt werden können. Diese Faxinformation wurde offenkundig von Jenapharm erstellt und finanziert – ein Umstand, der auch innerhalb der Zunft für viel Unmut gesorgt und letztendlich zur Auflösung des Arbeitskreises geführt hat.
Die Informationspolitik der Pharmaindustrie war aber offensichtlich erfolgreich, denn es entzündete sich in den gynäkologischen Zeitschriften ein erbitterter Streit um den weiteren Einsatz der Hormone, in dem die vorsichtigen Stimmen zunächst deutlich in der Minderzahl waren und der Eindruck entstanden ist, dass die Diskussion im Sommer 2002 von einer starken Abwehrhaltung gegenüber den neuen Erkenntnissen zur Wirkweise der Östrogen-Gestagen-Therapie gekennzeichnet war.
Diesen emotionalen Reaktionen steht eine nüchterne Bilanzierung gegenüber, wie sie etwa vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte oder der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft ( AkdÄ) vorgelegt wurde. Der empfiehlt der AkdÄ den Einsatz von menopausalen Hormonpräparaten nur zur Beseitigung , bzw. Reduktion von Hitzewallungen, sowie zur Behandlung vaginaler Atrophie, nicht aber zur Prävention der Osteoporose.
Es stellt sich die Frage, inwieweit die wissenschaftliche Evidenz inzwischen ihren Weg in die Praxis gefunden hat. Um eine erste Antwort zu erhalten, wurde im Rahmen eines Forschungsprojektes am Zentrum für Public Health der Universität Bremen untersucht, welche Position niedergelassene GynäkologInnen auf ihren Webseiten zur Hormonsubstitution vertreten, wie sie die Ergebnisse der WHI aufgreifen und welche Empfehlungen sie gegebenenfalls aussprechen. Der Studie lag die Annahme zugrunde, dass ein Jahr nach der Veröffentlichung der Ergebnisse rationale Argumente Eingang in ärztliche Behandlungsroutinen gefunden haben sollten!
Lediglich 24 der 97 Seiten nehmen Bezug auf die WHI., hiervon stellen nur 7 die Ergebnisse der Studie umfassend dar im Sinne einer korrekten Gegenüberstellung von Risiken und des Nutzens. Der überwiegende Teil der Praxen betont den Nutzen – die Risiken, insbesondre das Brustkrebsrisiko , werden entweder verschwiegen oder als irrelevant bewertet
.
„ Gefährdungen (Risiken), die mit der Anwendung der weiblichen Hormone verbunden sein können, erschienen über viele Jahrzehnte kein bemerkenswertes Problem. Diese Tatsache zeigt an, dass solche Gefährdungen ihrer Häufigkeit nach nicht wesentlich ins Gewicht fallen und nur an sehr großen Zahlen behandelter Patientinnen überhaupt erkennbar werden „

Unabhängig davon, ob auf die Studienergebnisse der WHI eingegangen wurde oder nicht, treffen die meisten Seiten eine Aussage zu den Einsatzmöglichkeiten der (post-)menopausalen Hormone. Die Ergebnisse der Analysen sind erschreckend: Knapp die Hälfte empfiehlt die Präparate uneingeschränkt zur Verhinderung der Osteoporose, ebenso viele zur Linderung von Wechseljahrbeschwerden, ohne dass auch nur ansatzweise Alternativen diskutiert würden. Über 40% empfehlen Hormone zur Prävention von koronaren Herzkrankheiten, fast ebenso viele als Anti-Aging-Mittel. Etwa ein Drittel ist von der Steigerung der kognitiven Funktionen durch die Hormone überzeugt, und auch zur Steigerung der Lebensqualität wird das Mittel auf jeder dritten Webseite empfohlen.

Von keinerlei Sachkenntnis beeinflusst

Die Aussagen, die die entsprechenden Empfehlungen begleiten, sind teilweise von keinerlei Sachkenntnis beeinflusst.
“ Eine Hormontherapie reduziert das Risiko für Brustkrebs anstatt es zu erhöhen“
„ Östrogene schützen vor Herzinfarkt , und erst das Fehlen dieser Stoffe führt dazu, dass Frauen überhaupt in eine Risikosituation geraten“
Ungeniert werden Hormone als Jungbrunnen ohne Risiko angeboten: „ Hebt man den Hormonspiegel einfach nur auf jugendliche Werte an, macht das den ganzen Menschen wieder jung“.
Und mit nur zynisch zu nennenden Argumenten werden die Wechseljahre als Beginn des Verfalls gekennzeichnet, der nur mit Hormonen aufzuhalten ist.
„ Auch die für die Würde der älteren Frau wichtigen geistigen Funktionen wie Konzentrationsfähigkeit, Erinnerungsvermögen (Namensgedächtnis), Reaktionsvermögen und Wachheit werden durch Östrogene verbessert. Dementsprechend bleibt auch die soziale Kompetenz der älteren Frau im täglichen Umgang mit gleichaltrigen, aber auch jüngeren Menschen bei Einsatz der fehlenden Hormone erhalten“.
Diese Perspektive wird dann auch in einem Vergleich zwischen Sophia Loren und Dürers Mutter auf die Spitze getrieben:
„ Der Frauenarzt von morgen muss interdisziplinär die Auswirkungen dieser Hormondefizite in den verschiedenartigsten Gewebeinformationen bedenken. ( Hier erscheinen die beiden Bilder: 63- Jährige MIT Hormonsubstitution = Sophia Loren; 63 Jährige Ohne= Dürers Mutter)
Aus vielen Webseiten spricht das Idealbild einer patriarchalen Arzt-Patient-Beziehung, mit dem Arzt, bzw. Ärztin auf der einen Seite als Person, die über das relevante Wissen verfügt und eine Entscheidung für die Frau trifft, und der menopausalen Frau, die sich vertrauensvoll an den Arzt/Ärztin wendet, die Empfehlungen befolgt und für ihre Folgsamkeit belohnt wird.
„ Eines ist völlig klar, die Patientinnen, die die nötige Geduld aufbringen, werden langfristig außerordentliche Vorteile durch die Hormonersatztherapie erfahren. Das Auftreten vieler Erkrankungen lässt sich vermeiden und die Lebensqualität über längere Zeit hinweg deutlich verbessern. Die Hormonersatztherapie ist einer der bedeutendsten Fortschritte der Medizin in den letzten 25 Jahren. Frauen sollten die ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen!“
Die Hormone werden aggressiv an die Frau gebracht: den Verlockungen mag sich keine entziehen , und die, die es doch tun, müssen sich fast schon eine kriminelle Handlung vorwerfen lassen:
„ Vergessen Sie das Altern....Durch die Einstellung des Hormonspiegels verschwinden oder lindern sich die folgenden Beschwerden: Akne, Schlafstörungen, fast 100%ige Krebsvorsorge, Unfruchtbarkeit,(* das ist natürlich ganz wichtig! Dass man auch mit 50 oder 60 noch „fruchtbar“ ist.....) Haarausfall, Magenbeschwerden, Migräne, Schwindelanfälle, Herzbeschwerden, Depressionen und Alterserscheinungen!“
„ Hormone treiben an zu Kreativität und Höchstleistungen. Hormone machen glücklich und optimistisch. Und Hormone halten den Körper jung. „
„ Bei der heutigen hohen Lebenserwartung haben Frauen mit Beginn der Wechseljahre fast noch ihr halbes Leben vor sich; einer Frau in der Menopause eine adäquate Hormonsubstitution vorzuenthalten, grenzt deshalb an Körperverletzung....“

Leider typisch
Die Zitate sind frustrierend und leider typisch für die Mehrzahl der analysierten Seiten. Sie zeugen davon, dass die wissenschaftliche Evidenz noch lange nicht den Weg in die Praxis gefunden hat .( die Pharmavertreter waren schneller!!!)
Vielmehr wird auf einen alten Wissensstand zurückgegriffen, um die Hormone weiterhin an die Frau bringen zu können. Es finden sich Seiten weise Falschdarstellungen, die deshalb besonders problematisch sind, weil es sich um Webseiten von Ärztinnen handelt, denen vermutlich große Seriosität zugesprochen wird.
Wer geglaubt hat, es reiche, solide wissenschaftliche Studien zu veröffentlichen, um eine Veränderung in den Behandlungsroutinen zu erzielen, muss sich eines Besseren belehren lassen. Der Weg der wissenschaftlichen Evidenz in die medizinische Praxis ist lang und voller Steine, die nicht zuletzt von der pharmazeutischen Industrie geschickt platziert werden.
Auch wenn sich von den Webseiten nicht auf alle niedergelassenen GynäkologInnen verallgemeinern lässt, die Hoffnung, diejenigen , die eine Webseite unterhalten , seien untypisch, wird wohl eine trügerische sein.
Und ob sich durch die jüngst verabschiedete Leitlinie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Hormontherapie GynäkologInnen zu einer Veränderung des Verordnungsverhaltens bewegen lassen, bleibt abzuwarten. Die Industrie hat mit erheblichem Aufwand gegengesteuert und dabei große Erfolge erzielt. Gefordert sind sicherlich die Ärztekammern, die Fortbildungen – auch in den Prinzipien der Evidenzbasierten Medizin- etablieren müssen. ( Fortbildungen werden aber meist von der Pharmaindustrie gesponsert!!!)
Nachhaltige Veränderungen sind aber vermutlich nur durch Regulation , z.B. durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zu erzielen, indem die Indikationen eingeschränkt werden. Die auch hier sich abzeichnenden Gegenbewegungen lassen allerdings ebenfalls zur Skepsis gemahnen.
Einstweilen kann nur jeder Internetnutzerin geraten werden, sich nicht darauf zu verlassen, dass die Webangebote von niedergelassenen ÄrztInnen von hoher Qualität sind. Sie sollten darin geschult werden, jegliche Webseite mit gesundheitsbezogenen Inhalten auf ihre Seriosität zu prüfen. Mittlerweile liegen einige Checklisten, z.B. DISCERN vor, anhand derer geschulte Laien eine erste Qualitätseinschätzung vornehmen können. Die mündige Frau ist in diesem Bereich gefragter denn je!!!

1) Für einen Überblick über die Studienlage siehe Leitlinie der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft zur Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
www.akdae.de/35/10Hefte/82_Hormontherapie_2003_1Auflage 2)

Zu den Details des methodischen Vorgehens siehe den Abschlussbericht des Projektes > Hormontherapie in den Wechseljahren – Analyse der Webseiten von Gynäkologinnen und Gynäkologen zum Thema Wechseljahre/Hormontherapie
www.asfg.uni-bremen.de/projekte


Uli: Ich denke, es ist grundsätzlich ein mündiger Patient gefragt! Denn es ist leicht nachzuvollziehen, dass sich diese Erkenntnisse auch auf andere Fachbereiche übertragen lassen!

Uli


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#2
Frauen brauchen andere Medizin

Ein heute geborenes Mädchen wird – statistisch gesehen – mehr als 80 Jahre alt, während ein Junge auf nicht einmal 75 Lebensjahre hoffen kann. „Allgemein nimmt die Lebenserwartung der Frau seit fast 140 Jahren mit jedem Jahr um drei Monate zu“, bestätigt Prof. Elmar Brähler von der Abteilung für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie der Uni Leipzig. Aber: Haben Frauen auch etwas von ihrer größeren Lebensspanne? So einfach ist das nicht zu beantworten.
Klar ist: Frauen äußern mehr Beschwerden. Bereits im Jugendalter schätzen sie ihren Gesundheitszustand als schlechter ein. Mädchen halten sich deutlich seltener für sehr gesund als Jungen: 15,8 Prozent gegenüber 23,7. 73 Prozent aller Arztbesuche entfallen auf das weibliche Geschlecht. Ein Grund ist sicher die unterschiedliche Wahrnehmung des Körpers; ein anderer der, dass Frauen wesentlich öfter zu Vorsorgeuntersuchungen gehen, was sich positiv auf ihre Gesundheit auswirkt. Weitere Ursachen sind die weiblichen Lebensphasen. Pubertät, Schwangerschaft und Wechseljahre gelten nicht als natürliche, kraftvolle, spannende und gleichzeitig unsichere Wendezeiten im Leben der Frau. Stattdessen werden sie von vielen Ärzten vorrangig als medizinisch zu behandelnde Problemphasen eingestuft. Das verunsichert Frauen.
Das Auge der Mediziner ist also nicht neutral. Das beginnt schon bei der Diagnose: Ärztinnen und Ärzte stellen bei Frauen wesentlich häufiger psychosomatische Beschwerden fest, während männliche Probleme meist als rein körperlich aufgefasst werden. Diesem Unterschied schreiben es Wissenschaftler teilweise zu, dass Ärzte den Frauen deutlich häufiger Psychopharmaka, Beruhigungs- und Schlafmittel verschreiben als Männern. Ähnlich ist es bei Schmerzmitteln. Logisch: Wer öfter zum Arzt geht, erhält auch mehr Medikamente – Frauen etwa ein Viertel mehr. Die teureren Medikamente aber bekommen Männer. So wurden die durchschnittlichen Kosten der Medikamente für 30- bis 35-Jährige im aktuellen Arzneiverordnungs-Report verglichen. Die Mittel für Männer waren fast 40 Prozent teurer als das, was gleichaltrigen Frauen verordnet wurde.
Werden die Frauen also schlechter behandelt? „Sie werden bei uns immer noch überversorgt, unterversorgt und fehlversorgt“, lautet die zunächst verwirrende Aussage von Chefärztin Barbara Ehret-Wagener vom Reha-Klinikum Bad Salzuflen.


Medikamente selten an Frauen getestet
Arzneimittel wirken je nach Geschlecht unterschiedlich
Von Bärbel Broer
Auf Beipackzetteln von Arzneimitteln sucht man sie vergeblich: Dosierungsempfehlungen für Männer und Frauen. Dabei kann ein und dasselbe Medikament je nach Geschlecht sehr unterschiedlich wirken. Die Medizin kümmert das wenig. Arzneimittel werden fast ausschließlich an Männern getestet.

Frauen werden anders krank als Männer

"Frauen werden nicht angemessen medizinisch versorgt", sagt Elisabeth Thesing-Bleck, Vize-Präsidentin der Apothekerkammer Nordrhein, im Gespräch mit wdr.de. Oft erhielten Patientinnen Medikamente, deren Wirkung auf den weiblichen Körper kaum erforscht seien. Denn Medizin in Forschung und Behandlung sei vor allem männlich. "Dabei brauchen Frauen eine ganz andere medizinische Versorgung und pharmazeutische Beratung als Männer", so Thesing-Bleck. "Ursache sind die Unterschiede bei Gewicht, Fett, Muskelmasse und Wassergehalt des Körpers." Auch der Stoffwechsel sei verschieden.
Unterschiedliche Hormone

Typisch weibliches Medikament: Anti-Baby-Pille

Eine weitere Rolle spielen die Hormone: Bei den Frauen ist es das Hormon Östrogen, bei den Männern Testosteron – ein wichtiger Grund, warum einige Medikamente bei Frauen anders wirken können. Hinzu kommt, dass viele Frauen über lange Zeit Medikamente einnehmen, die sie gar nicht als Arzneimittel wahrnehmen. Beispiel: Die Anti-Baby-Pille oder Hormone bei Wechseljahresbeschwerden. Dadurch kann es in manchen Fällen zu Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen. So kann allein das Zusammenwirken der Pille mit Koffein – sei es durch starken Kaffeekonsum oder durch koffeinhaltige Schmerzmittel – zu starker Nervosität, sogar zu Zittrigkeit führen. Grund: Koffein wird langsamer abgebaut, wenn die Pille eingenommen wird. Eine massive Überdosierung kann die Folge sein.
Studien mit Frauen teurer

Elisabeth Thesing-Bleck

"Frauen sollten daher auf ihren Körper abgestimmte Präparate verschrieben bekommen", so Elisabeth Thesing-Bleck. Ein Problem sei allerdings, dass viele Medikamente in ihrer Testphase gar nicht an Frauen ausprobiert würden.
"Das hat mehrere Gründe", so Dr. Astrid Bühren, Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes. "Zum einen den üblichen männlichen Blick der Medizin, zum anderen sind Studien mit Frauen wesentlich teurer." So müssten viel mehr Gruppen gebildet werden: Frauen vor und nach der Menopause, vor und nach dem Zyklus. "Das macht die Studien komplizierter und teurer", sagt Bühren gegenüber wdr.de.
Nach dem Contergan-Skandal

Medikamente können bei Frauen ganz anders wirken.

Ein weiterer Grund, warum Medikamente in ihrer Entwicklungsphase fast ausschließlich an Männern erprobt werden: Das Risiko einer unerkannten Schwangerschaft während der Studie. Die Angst, Frauen oder dem ungeborenen Leben durch den Medikamenten-Test zu schaden, ist nicht unbegründet: "Nach dem Contergan-Skandal wurden Frauen aus den Tests genommen", erklärt Thesing-Bleck. Erst seit Mitte der 90er Jahre gibt es auch wieder klinische Studien mit Frauen. Hintergrund waren die neuen Aids-Therapien, die nur Männern vorbehalten waren. Frauenrechtlerinnen aus den USA liefen dagegen Sturm und erreichten, dass Frauen an den wirksamen Therapien teilnehmen konnten. "Seitdem fordert die oberste amerikanische Arzneimittelbehörde FDA von Pharmaunternehmen den Nachweis, dass ihre Medikamente an beiden Geschlechtern in klinischen Studien untersucht worden sind", erklärt Dr. Astrid Bühren.
Alte Medikamente problematisch

Präparate für Frauen während der Wechseljahre

Das hat auch Auswirkungen auf Deutschland. Zwar hat die medizinische Versorgung von Frauen in der gesundheitspolitischen Diskussion bislang keinen Stellenwert, aber deutsche Firmen, die die Zulassung bestimmter Medikamente für den amerikanischen Markt haben wollen, müssen sich an die Richtlinien der FDA halten. Problematisch seien vor allem alte Medikamente, die weiterhin benutzt werden, beklagt die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes: "Die Dosierung der Medikamente ist meist für Männer berechnet. Dabei bedeutet die Anweisung ‚zwei Tabletten täglich’ bei einer 50-Kilo-Frau schon etwas anderes als bei einem 90-Kilo-Mann."
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#3
Zitat:Hormone lassen das Hirn schrumpfen
Winston Salem/Bethesda – Die negativen Auswirkungen der inzwischen weitgehend verlassenen Hormonersatztherapie auf die kognitiven Fähigkeiten der Patientinnen sind nicht Folge von „stummen“ Schlaganfällen wie bisher vermutet. Es kommt vielmehr zu einer Schrumpfung des Gehirns, wie zwei Publikationen in Neurology (2009; 72: 124-134 und 135-142) zeigen.

Zu den segensreichen Wirkungen der Östrogen-Gestagen-Therapie nach den Wechseljahren sollte auch eine Verbesserung der Hirnfunktion zählen. Die Hormone, so die lange verbreitete Botschaft, würden den Nervenzelluntergang im Alter verhindern, die Hirndurchblutung verbessern, Axone neu sprießen lassen und die Alzheimer-Gene abschalten.

Dies hatten eine Reihe von Laboruntersuchungen vermuten lassen, die spätestens seit der Publikation der Women's Health Initiative Memory Study Makulatur sein sollten. Denn die dort verwendete Östrogen-Gestagen-Kombination hatte die kognitiven Fähigkeiten der Frauen keinesfalls verbessert. Es war im Gegenteil zu einem Anstieg der Demenzerkrankungen gekommen.

Über die Ursache dieser Ergebnisse wird seither spekuliert. Viele Experten vermuteten, dass ungünstige Auswirkungen der Hormone auf die Hirndurchblutung für die Effekte verantwortlich sind. Die Women's Health Initiative-Studie hatte gezeigt, dass das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfälle) steigt.

Doch dies erklärt nicht die negativen Auswirkungen auf die kognitiven Leistungen, wie eine Analyse von Laura Coker von der Wake Forest Universität in Winston-Salem in North Carolina zeigt.

Die Forscherin stützt sich auf kernspintomografische Aufnahmen, die bei 1.424 Teilnehmerinnen im Alter von 71 bis 89 Jahren nach dem Abbruch der Studie durchgeführt wurden. Dabei wurden die einzelnen „stummen“ Schlaganfall-Läsionen vermessen, die sich in den Aufnahmen älterer Menschen regelmäßig finden.

Die Teilnehmerinnen, die über vier bis sechs Jahre die Hormonkombination eingenommen hatten, hatten zwar etwas häufiger „stumme“ Läsionen im Gehirn. Der Unterschied war jedoch nicht signifikant.

An anderer Stelle haben die Hormone jedoch ihre Spuren im Gehirn hinterlassen, wie Susan Resnick vom US-National Institute on Aging in Bethesda in einer Begleitpublikation herausfand. Bei den Frauen, die Hormone eingenommen hatten, war das Frontalhirn im Durchschnitt um 2,37 cm3 kleiner als bei Teilnehmerinnen ohne Hormontherapie. Noch wichtiger könnten Unterschiede im Hippocampus sein, der eine zentrale Rolle in der Gedächtnisbildung spielt.

Die Größe der kleinen Kernregion am Boden des Temporalhirns war bei den Hormonanwenderinnen um 0,10 cm3 signifikant vermindert. Auch die Gesamtgröße des Gehirns war vermindert, auch wenn die Unterschiede in diesem Punkt das Signifikanzniveau verfehlten. rme/aerzteblatt.de
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=35025

...aber: Viele Ärzte verordnen die Hormone immer noch – auch bei 80-Jährigen! Und zwar mit dem "Versprechen" einer "Anti-Aging-Therapie" . Nun stellt sich nur die Frage : sind es die "Hormone alleine" ? Oder wirken sie etwa in Verbindung mit der Laktose, die in den meisten "Hormon-Pillen" zu finden ist............?

Uli

Siehe auch:
http://www.lebensmittelallergie.info/ind...pic=1714.0

und:
http://www.lebensmittelallergie.info/ind...opic=643.0


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#4
U
Zitat:S-Pharmafirma ließ geschönte Studien von Ghostwritern schreiben

Neuer Skandal um Medizin-Fachblätter: Ein Pharmakonzern ließ positive Artikel über Hormonersatz-Therapien von Ghostwritern schreiben - und von Forschern unter ihrem Namen in den Journalen plazieren. Auch dann noch, als das Brustkrebs-Risiko für Frauen bereits bekannt war.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...13,00.html

Uli....ohne weitere Kommentare! >Sad
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#5
Pharmakonzern ließ Werbung als Studien tarnen
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mediz...63,00.html

siehe auch hier:
http://www.heise.de/bin/tp/issue/r4/dl-a...mode=print


Uli
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#6

Siehe auch hier:

Zitat:Brustkrebs - Progesteron - Milch
\"Wie Hormone Brustkrebs auslösen können\"

ist kein Satz, den wir erfunden hätten, sondern eine Veröffentlichung des IMBA, des Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften GmbH.

Die Rede ist davon, wie Sexualhormone Brustkrebs fördern, im besonderen Gestagene - hauptsächlich Progesteron.
http://milchlos.de/milos_0785.htm
Uli


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#7
Zitat:.....Hormonersatztherapie und mangelnde Bewegung das Erkrankungsrisiko. So gehen 19,4 Prozent der Brustkrebsfälle nach den Wechseljahren auf Hormonpräparate zurück, 12,8 Prozent auf den Mangel an körperlicher Aktivität.
http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/...91404.html


Siehe hierzu auch:
http://milchlos.de/milos_0785.htm

......es braucht wohl gar nicht eine? „Hormontherapie“, es reichen schon die Hormone der Milch.......


Uli
Antworten
#8
Danke Uli, für den Link auf die Seite "milchlos.de". Beim stöbern dort, bin ich auf einen Artikel gestossen, der mir das Messer in der Tasche aufgehen lies:

http://milchlos.de/milos_0785.htm

Derart deutliches würde ich mal gerne in hiesiger Presse lesen oder in den Medien hören. Aber die wirtschaftlichen Interessen stehen halt über allen . . .? >Sad >Sad >Sad

Schönen Sonntag trotzdem
Herta

PS
Bitte an den/die Moderadoren: wenn dieser Beitrag auf eine andere Seite gehören würde, dann bitte verscheiben...Danke


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