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ADS - ADHD
#1
Nahrungsmittelinduzierte ADHD-Symptomatik
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Ursächlich für nahrungsmittelinduzierte ADHD-Symptome können sein:
· Nahrungsmittelallergien
Nahrungsmittelallergien entstehen durch Immunreaktionen. Im Prinzip kann jedes Nahrungsmittel oder jeder Nahrungsmittelbestandteil eine allergische Reaktion auslösen. So sind z.B. alleine bei der Milch ca. 25 verschiedene Eiweiße bekannt, von denen gegen jedes Einzelne eine Allergie bestehen kann. Generell wird zwischen 6 verschiedenen Allergietypen unterschieden, wobei nur die folgenden bei Nahrungsmitteln bedeutsam sind:
o Typ I Allergie (IgE-Antikörper-vermittelte Sofortreaktion)
o Typ III Allergie (IgG-Immunkomplex-vermittelte Reaktion)
o Typ IV Allergie (T-Zell-vermittelte Entzündungsreaktionen vom Spättyp)
Die klassische allergische Reaktion des Soforttyps (Typ I) gehört zu den häufigsten Formen der Nahrungsmittelallergien und unterliegt IgE-vermittelten immunologischen Reaktionen. Aus noch nicht gänzlich geklärten Gründen werden die antikörper-produzierenden B-Zellen zu einer falschen Antikörperbildung angeregt. Anstelle der Immunglobuline M und G wird das Immunglobulin E (IgE) gebildet. Dieses IgE bindet sich über bestimmte Rezeptoren an die Mastzellen (ein Zelltyp im Bindegewebe).
Durch beim Allergiker vorhandene große Mengen an IgE werden die Mastzellen wiederum dazu veranlasst, im Übermaß bestimmte Botenstoffe, wie u.a. das Histamin freizusetzen. Der schnelle Ablauf dieser Reaktionen führt zu den Krankheitssymptomen der IgE-vermittelten Sofortreaktionen.
Nahrungsmittelallergien folgen aber nicht unbedingt dem Typ der Sofortreaktion, so werden auch IgG-vermittelte Reaktionen beschrieben, die erst nach Stunden oder auch Tagen auftreten. Die Typ III Allergie ist dadurch gekennzeichnet, dass nicht IgE sondern Antikörper der Klasse IgG beteiligt sind. Es werden Antigen-Antikörper-Komplexe gebildet, die als Immunkomplexe im Blut zirkulieren, bei deren Beseitigung durch die sog. Fresszellen umliegendes Gewebe stark geschädigt werden kann.
Der im Zusammenhang mit dem nahrungsmittelinduzierten ADHD - bedingt durch allergische Reaktionen - auftretende Mechanismus wird deshalb vorrangig in der IgG-Aktivität und der daraus resultierenden Verbindung von Antigenen und Antikörpern zu unlöslichen Immunkomplexen vermutet.
Bei der Typ IV Allergie liegt eine Reaktion der T-Lymphozyten vor. Hier sind Botenstoffe (Zytokine) und nicht Antikörper für die Beschwerden verantwortlich, die 24-72 Stunden nach Kontakt auftreten können.
Für die Diagnose von Nahrungsmittelallergien gibt es jedoch keine hundertprozentig sichere Testmethode. Darüber hinaus erfasst der Pricktest (Aufbringen kleinster Mengen von Testflüssigkeiten auf die Haut des Unterarms) und der RAST-Test (ein Labortest der untersucht, ob das Blut des Patienten auf isolierte Allergene reagiert) oder der Läppchentest (bei dem auf die Rückenhaut allergenhaltige Läppchen aufgeklebt werden) nur die Typ I Allergien durch das zirkulierende und an Mastzellen gebundene IgE und damit nur einen Typ der möglichen Immunantworten.
Voraussetzung für viele Menschen, eine allergische Erkrankung zu bekommen, ist eine ererbte Fähigkeit, Antikörper zu bilden. Neben dieser Disposition ist für eine Antikörperbildung aber auch erforderlich, mit dem jeweiligen Stoff ( meist dann auch länger ) Kontakt gehabt zu haben. Dabei kann auch bereits eine Sensibilisierung stattgefunden haben, ohne dass der Betroffene schon Krankheitszeichen verspürt.
Weitere Faktoren, wie die Menge der Allergenzufuhr oder das Auftreten von Begleiterkrankungen wie z.B. Infekte oder andere Umstände, die den Organismus vorübergehend schwächen (wenig Schlaf, psychischer Stress, eine nicht intakte Darmfora und vieles andere mehr), können eine Wegbereiterfunktion für eine Allergie einnehmen.
Auch eine zu frühe Antigenzufuhr im Säuglingsalter (z.B. durch Kuhmilchprodukte nach dem Abstillen) ist ein Faktor, der eine Nahrungsmittelallergie begünstigt.
· Nahrungsmittelintoleranzen
o Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit): Die Ursache einer Laktoseintoleranz ist ein Enzymdefekt******, der angeboren, durch Begleiterkrankungen von Darmkrankheiten erworben sein kann oder bei dem die Enzymaktivität aus bisher unbekannten Gründen mit zunehmendem Alter unwiederbringlich abnimmt.
Der Organismus der Betroffenen produziert eine zu geringe Anzahl an Laktase-Enzymen, die zur Verdauung der Laktose im Darm benötigt werden. Durch die im Dünndarm nicht oder auch vermindert stattfindende Fermentierung durch Laktase-Enzyme gelangen die Milchzuckermoleküle in unverändertem Zustand in den Dickdarm und werden von den dort befindlichen Bakterien vergärt. Die Abbauprodukte aus diesem chemischen Prozess sind für das Beschwerdebild der Laktoseintoleranz (vielfältige Beschwerden des Verdauungstraktes, die als typisch für das Reizmagen-Syndrom gelten und eine große Anzahl unspezifischer Beschwerden wie z.B. chronische Müdigkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, innere Unruhe, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen etc.) verantwortlich.

o ***** Anmerkung :Uli
Man weiß inzwischen, dass dieser „Enzymdefekt“ kein „Defekt“ ist, sondern genetisch festgelegt . Milchzucker ist das Hauptkohlenhydrat einer jeden Muttermilch, zu dessen Synthese (-Verstoffwechslung ) die Bürstensaumzellen des Dünndarms das Enzym Laktase bilden – solange gestillt/gesäugt wird. Nach dem Abstillen /Entwöhnen stellen diese Bürstensaumzellen bei 100% der Säugetiere und bei etwa 75% der gesamten Weltbevölkerung die Enzymproduktion ein, da Muttermilch von der Natur nur als „Erst-Nahrung“ vorgesehen ist und nach der Stillphase dieses Enzym nicht mehr benötigt wird.
Bei Menschen, die dieses Enzym länger- über die Stillphase hinaus- , bilden, hat eine Genmutation stattgefunden, über deren Sinn (oder Unsinn)noch heftig debattiert wird.
Milch( artfremde Säuglingsnahrung) ist entwicklungsgeschichtlich ein sehr „neues“ Nahrungsmittel, denn erst durch Sesshaftwerdung und Domestizierung von Tieren konnte man sich diese „Milchquelle“ erschließen. Dieser Prozess fand seinen Beginn etwa vor ?8 000 Jahren .
„Milchtrinker“ stellen weltweit die absolute Minderheit dar – es sind dies`“nur“ Nordeuropäer und deren Abkömmlinge = Emigranten, die vor ein paar 100 Jahren Nordamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland eroberten.
**********
o Intestinale Fructoseintoleranz (Fruchtzuckermalabsorption, die immer von der hereditären Fructoseintoleranz, einer seltenen erblichen Stoffwechselkrankheit abgegrenzt werden muss): Der Fructosemalabsorption liegt ein defektes Transportsystem im Dünndarm zu Grunde. Dieses kann ererbt oder auch auf eine gestörte Darmflora zurückzuführen sein. Dadurch wird die aufgenommene Fructosemenge im Dünndarm nur unzureichend resorbiert und es treten hohe Konzentrationen von Fructose vom Dünndarm in den Dickdarm über, die von den dort befindlichen Bakterien ebenfalls vergärt werden. Auch hier entsteht je nach Art und Menge der Dickdarmbakterien ein chemischer Prozess, dessen Abbauprodukte für die Beschwerden der Fructosemalabsorption verantwortlich sind. Das Vorkommen der Fructosemalabsorption wird in der Bevölkerung der Zivilisationsländer sehr hoch eingeschätzt, wobei nur bei der Hälfte der Betroffenen Beschwerden auftreten. Die Beschwerden ähneln denen der Lactoseintoleranz, wobei auf Grund eines mit der Fructosemalabsorption scheinbar ursächlich in Zusammenhang stehenden Zink-, Folsäure- und Tryptophanmangels ein vermehrtes Auftreten von depressiven Symptomen und auch ein geschwächtes Immunsystem beobachtet wurden. Mit der Fructosemalabsorption ist häufig auch eine Malabsorption der Zuckeralkohole Sorbit und Xylit vergesellschaftet.
o Histamin-Intoleranz: Unverträglichkeit von mit der Nahrung aufgenommenem Histamin oder anderer biogener Amine (z.B.in Schokolade), deren Ursache ein Mangel des Enzyms Diaminoxidose (DAO) oder ein Missverhältnis zwischen Histamin und der DAO ist. Das mit der Nahrung aufgenommene Histamin wird beim Durchtritt durch die Darmschleimhaut durch die dort sitzende DAO abgebaut. Die DAO ist ein empfindliches Enzym, das von verschiedenen Substanzen wie z.B. Alkohol oder Medikamenten gehemmt werden kann oder was bei entzündlichen Darmerkrankungen vermindert sein kann. Hohe Histaminwerte sind z.B. in Nahrungsmitteln enthalten, die bei ihrer Herstellung einer bakteriellen Fermentation unterliegen oder zu einem raschen mikrobiellen Verderb neigen.
Weiterhin können Histaminfreisetzungen durch Nahrungsmittel erfolgen, die sog. Histaminliberatoren enthalten (z.B. in Erdbeeren, Zitrusfrüchten, Tomaten).
Viele der alltäglichen Nahrungsmittel können erhebliche Mengen an Histamin enthalten, der Substanz die bei allen Soforttypallergien als Hauptmediator (Hauptentzündungsstoff) eine zentrale Rolle spielt.
Die Diagnose der Laktoseintoleranz und Fructosemalabsorption wird durch einen H2-Atemlufttest, durch den bereits kleinste Mengen an malabsorbierten Zuckern auf Grund der Wasserstoff-Ausscheidungen erfasst werden, gesichert. Die Feststellung einer Histamin-Intoleranz erfolgt durch Messung des Histamin-Spiegels und DAO-Spiegels im Blut.
· Pseudoallergien: Von Pseudoallergien spricht man, wenn es ohne die Vermittlung von Immunglobulinen zu einer überschießenden Reaktion kommt; dennoch werden Botenstoffe wie Histamin aus den Mastzellen freigesetzt, die zu ähnlichen Symptomen wie bei einer "echten" Allergie führen. Dies ist vor allem bei Nahrungsmittel-Zusatzstoffen, Pestizidrückständen, bei Bestandteilen von Medikamenten und Nahrungsmitteln mit hohem Salizylsäuregehalt der Fall.

http://www.bv-auek.de/Seiten/Leseecke/Na...280207.pdf
ab Seite 3


·
Fortsetzung s. u.
Antworten
#2
aber leider: auch dieses Buch wird nicht mehr aufgelegt! X(

Dr. Anne Calatin
Kursbuch Eltern: Das hyperaktive Kind
ISBN 3-453-06061-X
Erscheinungsjahr 1992!

Bis auf einige "Fehler" mit das Beste, was ich zu diesem Thema bisher gelesen habe!
Fehler insofern, da vor 12 (und mehr) Jahren das Krankheitsbild der erworbenen Fruktosemalabsorption und Sorbitintoleranz wohl noch unbekannt war : Fruktose, Sorbit und Mannit z.B. werden hier noch als absolut unbedenklich eingestuft und noch empfohlen!
Dadurch ist auch in diesem Buch der durch die Malabsorptionen hervorgerufene Tryptophan -> Serotonin-Mangel noch nicht bekannt.
Fr. Calatin hatte vor 12 Jahren wohl noch die berechtigte Hoffnung, dass Nahrungsmittelunverträglichkeiten/Pseudoallergien/Malabsorptionen als Ursache von Hyper-/Hypoaktivität erkannt werden würden und durch entsprechende Ernährung "behandelbar" sein würden -
nur hat sich diese Hoffnung leider zerschlagen: die Ritalinfraktion ruft unüberhörbar laut - mit ihr die "Therapeuten", die "Verantwortlichen" - so laut, dass die Nachdenklicheren unter den "Verantwortlichen" nicht mehr gehört oder gar "mundtot" gemacht werden, indem Gedankenansätze in Richtung NMA/NMU von vorneherein als Hirngespinste abgetan werden.
Es scheint sehr viel einfacher und - vor allem - gewinnbringender zu sein, die "lieben Kleinen" gleich an die tägliche Dosis von "heilsbringenden" Medikamenten zu gewöhnen X(

Man darf gespannt sein, wann auch das Buch von Prof. Doris Rapp vom Markt "verschwinden" wird!

Uli
*ziemlichgrantig*
Antworten
#3
Unkonzentriert, Aggressiv, Überaktiv
Ein Problem der Erziehung oder der Ernährung?
Mit praktischen Ratschlägen für Eltern, Lehrer und Erzieher
Friedrich Klammrodt Taschenbuch€ 16.80
Informationen

Verlag: Grundlagen u. Praxis , ISBN 3-937268-09-X
Auflage-Nr.: 4
Auflage-Jahr: 2004
Seitenzahl: 272 Seiten

Schlagwort:Schule, geistig, Ernährung, Aggression, Schwierigkeiten, Konzentration, Aufmerksamkeit, Aggressivität, Hyperaktivität, Hyperkinese
Buchkritik
Friedrich Klammrodt, Grundschullehrer in Ostfriesland, vertritt in seinem 1994 erstmals erschienenen Buch die Auffassung, dass die Hyperaktivität kein Erziehungsproblem, sondern ein Ernährungsproblem sei und bringt sie in Zusammenhang mit den in den letzten Jahrzehnten erheblich veränderten Ernährungsgewohnheiten. In seinem gut strukturierten Buch zeigt er auf, dass eine Ernährungsumstellung und das Vermeiden belastender Stoffe eine spürbare Entlastung für den Organismus und eine Alternative zum "Ruhigstellen" durch Psychopharmaka sein können. Die so genannte "MzDDiät" (Diät für die minimale zerebrale Dysfunktion), die auch bei Kindern, bei denen eher das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom vorliegt, helfen kann, wird ausführlich beschrieben. Von der Ernährungsumstellung allein eine tiefgreifende Heilung zu erwarten, wäre allerdings falsch, zumal bei Diätfehlern die bekannten Symptome schnell wiederkehren können. Für den Fall, dass der gewünschte Erfolg ausbleibt, rät Klammrodt zu verschiedenen zusätzlichen Massnahmen (u.a. Überprüfung der verwendeten Körperpflegemittel) und regt an, über die Auswirkungen von Impfungen, Fluorgaben und Umweltgiften auf den Organismus nachzudenken. Manche der aufgeführten "psychologischen Techniken" zum Umgang mit betroffenen Kindern sind, wie er selbst einräumt, eher eine Notlösung als ein pädagogisches Mittel.
Der Ratgeber gibt zudem nützliche Hilfen an die Hand, wie z.B.: Einkaufstipps, Nahrungsmittel-Liste, Adressverzeichnis sowie Literaturempfehlungen, um die Alternativen praktisch umsetzen zu können.
Das vorliegende Buch ist vor allem für die Eltern betroffener Kinder geschrieben. Es ist aber auch Lehrer, Erzieher, Ärzte und Mitarbeiter von Familienbildungs- und -beratungsstellen zu empfehlen.
Elfriede Ripper
http://www.homoeopathie-zeitschrift.de/b...php?id=133

Das Buch ist im Großen und Ganzen sehr empfehlenswert, auch wenn ich mir wünschen würde, dass eine "gezielte" Diät - d.h., nach erfolgter allergologischer Diagnostik - eingesetzt werden würde.

Uli
Antworten
#4
F.H. Wimmer >> Hyperaktivität – Ritalin – Kriminalität ? <<
Warum habt ihr mir das angetan ?
ISBN 3–00-014640–7 ; 15,90 €

Die Tatsache,
dass die Langzeitbehandlung von hyperaktiven Kindern mit Medikamenten, die unter das Betäubungsmittelgesetz fallen, juristische Konsequenzen nach sich ziehen kann
- der Verdacht, dass Gewalttaten Jugendlicher durch diese Medikamente begünstigt werden könnten
-und das Wissen über mögliche, oft nicht beachtete Ursachen der Entstehung hyperkinetischer Verhaltensstörungen führte letztlich zu diesem Buch.

F.H. Wimmer : Jahrgang 1956; nach seiner Ausbildung bei der bayrischen Polizei war er mehrere Jahre bei einem Spezialeinsatzkommando tätig, ehe er 1981 ausschließlich im Drogenbereich eingesetzt war. Von 1992 – 92 absolvierte er ein Fachstudium an einer Beamtenfachhochschule.
Im Rahmen einer Zusatzausbildung als Sportlehrer und einer psychokinesiologischen Ausbildung bei Dr. Klinghardt beschäftigte er sich mit dem Problem hyperkinetischer Kinder, auf die er durch einen Kriminalfall aufmerksam geworden , sowohl als Kriminalbeamter als auch als Gesundheitsberater.
Informationen amerikanischer Kriminalfälle, die unter dem Einfluss von Stimulantien und Psychopharmaka verübt worden waren, steigerten sein Interesse für die Problematik.

Alternative Therapiemöglichkeiten werden – einfach und auch für Laien verständlich – vorgestellt. (Auszüge aus dem Klappentext)

Das Buch ist hoch interessant und lesenswert – auch wenn ich mit einigen der „alternativen Therapiemöglichkeiten“ nicht vollständig einverstanden bin.......
Das Kapitel Ernährung kommt ein wenig zu kurz – vor allem die Rolle der Kohlenhydratmalabsorptionen ( Laktose- und Sorbitintoleranz, Fruktosemalabsorption) und deren Auswirkungen auf den Neurotransmitterstoffwechsel werden nicht erwähnt.

Ich finde es allerdings im höchsten Maße positiv, dass „Front gegen die Ritalin & Co-Verschreibungspraxis“ gemacht wird – ich kann die im Buch geschilderten Vorgehensweisen der verantwortlichen Stellen ( Schule- Ärzte-Gesundheitsämter) aus der Praxis nur bestätigen!
Aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt, Jg.98/ Heft 9/ 2. März 2001
>Methylphenidat bei hyperkinetischen Störungen< geht aus einer Statistik hervor, dass im Jahr 1993 34 kg Ritalin verordnet worden waren, im Jahr 1997 bereits 119 kg ( neuere Daten liegen mir leider nicht vor!

Auch „Alternativen“ zu Ritalin sind keine Lösung:
Siehe:
Leberschäden nach Behandlung des ADHS – Britische Arzneibehörde warnt vor Strattera
"Atomoxetin (Strattera), ein neuer Wirkstoff zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätssyndrom (ADS/ADHS), kann in seltenen Fällen zu schweren Leberschädigungen führen. Darüber hat jetzt die britische Arzneimittelaufsichtsbehörde Ärzte in einem Brief informiert.Atomoxetin ist als Strattera in den USA seit November 2002 zugelassen, in Großbritannien darf es seit Juli 2004 verordnet werden. Glaubt man den Hinweisen des Herstellers Eli Lilly, so ist noch in diesem Frühjahr mit einer Einführung in Deutschland zu rechnen. Der Termin wurde jedoch in der Vergangenheit mehrfach verschoben..." Mehr im DÄ...
http://www.medknowledge.de/abstract/med/...-nw-da.htm

oder
>> ADSH- Kanada verbietet Adderall <<
Health Canada suspends the market authorization of ADDERALL XR , a drug prescribed for Attention Deficit Hyperactivity Disorder (ADHD) in children
OTTAWA - Health Canada is informing Canadians that it has instructed Shire BioChem Inc., the manufacturer of ADDERALL XR to withdraw the drug from the Canadian market. Health Canada has suspended the market authorization of the product due to safety information concerning the association of sudden deaths, heart-related deaths, and strokes in children and adults taking usual recommended doses of ADDERALL and ADDERALL XR. The immediate release form of ADDERALL has never been marketed in Canada.
http://www.hc-sc.gc.ca/english/protectio...05_01.html

( Die kanadische Arzneibehörde “Health Canada) hat die Zulassung für das Medikament Adderall bis auf weiteres suspendiert. Der Grund sind Berichte über Todesfälle, die nach Einnahme des Mittels in normalen Dosierungen aufgetreten sind. In den USA bleibt das Medikament vorerst auf dem Markt. Auch der Hersteller gibt sich überzeugt von der Sicherheit des Medikamentes............
***
Antworten
#5
wer sich etwas mehr mit der Thematik beschäftigen möchte....

Fachinformationen zu Ritalin

http://www.big.novartispharma.de/Produkt...er2002.pdf

Gegenanzeigen
Wann dürfen Sie Ritalin nicht anwenden?
Ritalin darf nicht angewendet werden
– bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Methylphenidat bzw. ähnlichen Stoffen und sonstigen Bestandteilen des Arzneimittels,
– bei schweren Depressionen,
– bei Angsterkrankungen,
– bei Magersucht, da durch Ritalin Appetitlosigkeit verursacht werden kann,
– bei schwerem Gilles-de-la-Tourette-Syndrom (plötzlich auftretende Zuckungen vor allem im
Gesichts- Hals- und Schulterbereich),
– bei Erkrankungen des schizophrenen Formenkreises, da vorübergehende psychische Störungen auftreten können,
– bei mittelschwerem und schwerem Bluthochdruck,
– bei arterieller Verschlusskrankheit,
– bei schwerer Angina pectoris,
– bei Herzrhythmusstörungen mit beschleunigtem Herzschlag,
– im akuten Stadium des Schlaganfalls,
– bei Schilddrüsenüberfunktion,
– bei erhöhtem Augeninnendruck,
– bei vergrößerter Prostata mit Restharnbildung,
– während oder innerhalb von 14 Tagen nach Einnahme von MAO-Hemmstoffen (bestimmte Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen sowie der Parkinson-Krankheit),
– bei Patienten mit einer zurückliegenden Drogenabhängigkeit bzw. mit Arzneimittel- oder Alkoholmissbrauch,
– während der Schwangerschaft.
Wann dürfen Sie Ritalin erst nach Rücksprache mit Ihrem Arzt anwenden?
Wenn in Ihrer Familie früher einmal ein Gilles-de-la Tourette-Syndrom aufgetreten ist, sollten Sie Ritalin nicht anwenden. Soweit bei Ihnen selbst ein Gilles-de la-Tourette-Syndrom nur leicht oder mäßig ausgeprägt ist, kann unter besonders engmaschiger, sorgfältiger, fachärztlicher Überwachung ein Behandlungsversuch mit Ritalin unternommen werden. Wenn bei Ihnen motorische Tics (plötzliche, rasche Muskelzuckungen) auftreten bzw. wenn motorisch-verbale Tics in Ihrer Familie vorkommen, sollten Sie Ritalin nicht anwenden. Ferner sollte Ritalin bei leichtem Bluthochdruck nicht angewendet werden.
Was müssen Sie in Schwangerschaft und Stillzeit beachten?
Ritalin Tabletten dürfen während der Schwangerschaft nicht eingenommen werden. Wenn Sie im gebärfähigen Alter sind, müssen Sie während der Behandlung mit Ritalin eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden. Während der Stillzeit sollen Ritalin Tabletten nicht eingenommen werden. Gegebenenfalls befragen Sie Ihren Arzt.

Was ist bei Kindern zu berücksichtigen?
Für die Behandlung von Kindern unter 6 Jahren reichen die Erfahrungen nicht aus, um die Anwendung
von Ritalin empfehlen zu können.

Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise
Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden?
Methylphenidat kann die Krampfbereitschaft erhöhen. Daher sollte Ritalin bei Patienten mit Epilepsie mit Vorsicht eingesetzt werden. Die klinische Erfahrung hat gezeigt, dass in Einzelfällen die Häufigkeit der epileptischen Anfälle zunehmen kann. Bei einem Anstieg der Anfallshäufigkeit sollte die Therapie überprüft und Ritalin abgesetzt werden. Bei plötzlichem Absetzen können Symptome wie erhöhtes Schlafbedürfnis, Heißhunger, Verstimmungen, Depression, psychotische
Reaktionen und Kreislaufregulationsstörungen auftreten. Wahrend der Behandlung mit Ritalin sollten in angemessenen Abständen Blutdruckkontrollen
durchgeführt werden.
Klinische Daten zeigen, dass Patienten, die als Kinder Ritalin zur Therapie hyperkinetischer
Verhaltensstörungen erhalten haben, als Jugendliche oder Erwachsene kein erhöhtes Missbrauchsrisiko
aufweisen. Auch bei Erwachsenen mit Narkolepsie spielt das Abhängigkeitsrisiko praktisch keine Rolle.
Ritalin ist Teil eines therapeutischen Behandlungsprogramms, das typischerweise psychologische, erzieherische und soziale Maßnahmen umfasst. Ziel der Therapie ist es, die Verhaltensauffälligkeiten wie leichte bis schwere Ablenkbarkeit, kurze Aufmerksamkeitsspanne,
emotionale Unbeständigkeit und Impulsivität zu vermindern. Die Ursache der Hyperkinetischen
Störung / AD/HS ist nicht vollständig bekannt
. Es gibt keinen einzelnen diagnostischen Test. Für
eine korrekte Diagnose werden sowohl medizinische als auch psychologische, pädagogische
und soziale Untersuchungen benötigt.
Leitsymptome sind: Beeinträchtigte Aufmerksamkeit,
Ablenkbarkeit, emotionale Labilität, Impulsivität, mäßige bis starke Hyperaktivität, gering ausgeprägte neurologische Symptome, Lernschwierigkeiten. Abnorme EEG-Befunde können,
müssen aber nicht vorhanden sein. Die Symptome der Narkolepsie umfassen Tagesmüdigkeit, nicht angebrachte Schlafepisoden und plötzlicher Verlust der Muskelspannung.
Die klinische Bedeutung der Verzögerung des Längenwachstums und der verzögerten Gewichtszunahme bei Kindern mit Hyperkinetischer Störung / AD/HS ist nicht endgültig geklärt. Ein ursächlicher Zusammenhang mit Ritalin konnte für die Wachstumsverzögerung nicht nachgewiesen
werden. Regelmäßige Längen- und Gewichtskontrollen werden empfohlen.
Bei längerer Behandlungsdauer sollten die Patienten sorgfältig beobachtet und Blutbilduntersuchungen
(einschließlich Differenzialblutbild) durchgeführt werden.

Und:

Wie lange sollten Sie Ritalin anwenden?
Wenn sich nach der vom Arzt empfohlenen Dosisanpassung im Verlauf eines Monats die
Symptome des Hyperkinetischen Syndroms nicht bessern, sollte die Behandlung abgebrochen
werden. Bei Verstärkung von Symptomen oder bei Auftreten von unerwünschten Wirkungen sollte
die Dosis reduziert oder Ritalin abgesetzt werden.
Die Behandlung sollte nicht auf unbestimmte Zeit ausgedehnt werden
. Von Zeit zu Zeit (ca. alle
12 Monate) sollte Ritalin nach Rücksprache mit Ihrem Arzt versuchsweise abgesetzt werden, um
den Krankheitsverlauf und die Notwendigkeit einer weiteren Therapie mit Ritalin beurteilen zu
können.


Fachinformationen:
http://www.fachinfo.de/pdf/00/29/002958.pdf

Uli
Antworten
#6
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/newsdr...p?id=20618


M E D I Z I N
FDA prüft Mutagenität und Nebenwirkungen von Ritalin
WASHINGTON. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA überprüft derzeit die Sicherheit des Ritalin-Wirkstoffs Methylphenidat. Anlass ist zum einen eine Studie in Cancer Letters (Onlineausgabe). Dort fanden Forscher eine Häufung von Chromosomenschäden in Blutzellen von Kindern nach nur drei Monaten Behandlung mit Methylphenidat. Zum anderen gibt es Bedenken gegen das Retardpräparat Concerta. Sie betreffen die psychiatrischen oder kardialen Nebenwirkungen dieses Retard-Präparates.
weiterlesen unter o.g. Link

Uli
Antworten
#7
Leider bei einer "Korrektur" zu viele Worte - Beitrag musste geteilt werden....sorry

Fortsetzung v. 1. Beitrag


Opiat-Peptide aus Kasein und Weizengluten: Peptidprobleme können unabhängig von einer Nahrungsmittelallergie auftreten. Infolge eines Mangels oder einer Funktionsbeeinträchtigung des Enzyms Dipeptidyl-Peptidase (DPP IV) wird das aus Kasein entstandene Abbauprodukt Kasomorphin nicht weiter zerlegt. Es gibt Hinweise darauf, dass es im Gehirn als Opiat-Peptid an den Opiat-Rezeptoren in ähnlicher Weise wie Heroin oder Morphium wirkt. Die Struktur des Opiat-Peptides aus Kasein setzt sich aus 7 Aminosäuren zusammen. Nach dem Abbau des Weizen-Glutens durch pankreatische Enzyme entsteht Gliadorphin, welches eine fast identische biochemische Struktur wie Kasomorphin hat. Peptide aus dem unvollständigen Abbau von Kasein und Weizen-Gluten sind im Urin nachweisbar.
· Weitere Faktoren: Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten können aber auch als Folge eines Mangels an Salzsäure im Magen oder an Verdauungsenzymen (wie z.B. der Bauchspeicheldrüsenenzyme) auftreten und auch durch eine Darmdysbiose *******ausgelöst werden

*****(Uli: auch hier die Fehleinschätzung der Darmdysbiose! Sie fällt in der Regel nicht vom
Himmel, sondern wird erworben – durch Fehlernährung!
Oben Zitiertes ist ein Ausschnitt der u.a. Internet-Seite: Nicht alle darin angegeben Links sind absolut zu bejahen – aber die Seite ist ganz hilfreich, einen ersten Überblick zu erhalten.

http://www.bv-auek.de/Seiten/Leseecke/Le...ext_4.html





Ein empfehlenswertes Buch zu diesem Thema: Prof. Doris Rapp
Ø Ist das Ihr Kind?< Promedico; ISBN 3- 9803957– 1-5

Ein sehr gutes Buch zu diesem Thema – das leider nicht mehr aufgelegt wird( warum?), aber vielleicht übers Antiquariat zu beziehen wäre:
Dr. med. Silvia Franz > Das hyperaktive Kind < Falken, ISBN 3-8068-1615-8

Uli


16. 1. 2005 Ergänzung:
http://www.naturkost.de/schrotundkorn/1999/sk9912g1.htm




http://www.ritalin-kritik.de/
sollte sich der Link nicht öffnen lassen: bitte über Google -> Ritalin-Kritik eingeben, Link ist meist an der 1. Stelle

Uli
Antworten
#8
Ein Artikel , der sich letztes Wochenende 22./23. 10. 2005 in der Tageszeitung fand, und den ich mit höchst „gemischten Gefühlen“ gelesen habe......


Das stärkere Gehirn siegt
Deutsche schlucken Psychopharmaka oft nur, um ihre Leistungsfähigkeit zu verbessern
Von Alexandra Niessen

Zitat: Pillenschlucker verüben häufig eine Art psychischen Selbstmord“


Jan kann sich häufig einfach nicht konzentrieren, und manchmal ist er sehr schlecht drauf.
Solche Probleme hat er seit längerem. Mit seinen plötzlichen Wutanfällen nervt der 13-Jährige vor allem seine Eltern. Aber auch in der Schule haben seine Leistungen seit einigen Wochen nachgelassen. Seine Mutter weiß sich nicht mehr zu helfen und denkt darüber nach, ihren Arzt um Rat zu fragen.
Hilfe kann Jans Mutter auf jeden Fall im Angebot der Pharmakonzerne finden. Schließlich hat die Medikamenten-Industrie nicht nur Menschen mit schweren körperlichen oder seelischen Leiden im Blick. Auch gesunde Erwachsene , das weiß Jans Mutter, schlucken Tabletten, um ihre Leistungsfähigkeit gezielt zu steigern. Wenn es denen hilft, so glaubt sie, dann kann es meinem Jungen ja nur gut tun. In den USA wäre sie mit dieser Meinung nicht allein. Dort puschen schon Tausende ihre Gehirne und ihre Laune mit Medikamenten. Und heute wollen auch immer Deutsche zu solchen Wunderpillen greifen.
Ihre Leistungsfähigkeit steigern US-Amerikaner vor allem mit den Psychopharmaka Ritalin und Prozac . Mit dem Medikament Ritalin werden auch hierzulande bereits seit längerem hyperaktive Kinder wie Jan behandelt. In den USA schlucken es allerdings auch ganz normale Arbeitnehmer und Studenten, um sich bei Verhandlungen und Prüfungen besser konzentrieren zu können. Ebenso beliebt ist Prozac, das seit einer Werbekampagne des Psychiaters Peter Kramer 1993 in den USA ein Verkaufsschlager ist. Es beseitigt Angstgefühle und Depressionen und macht statt dessen gute Laune.
Manche Menschen schlucken sogar beide Präparate. Die Vorteile dieses Cocktails leuchten ein: Man ist anderen immer eine Nasenlänge voraus. Denn wer gutgelaunt und leistungsstark durchs Leben geht, hat weniger Stress und mehr Erfolg. Damit nicht nur die Intelligentesten und Reichsten solche Vorteile genießen können, würden einige amerikanische Ethiker die Gehirn-Fitness am liebsten allen Bürgern verordnen. Andere Wissenschaftler sehen die Medikamente hingegen als Fortsetzung der Evolution mit technologischen Mitteln. Sinn der Sache ist für sie gerade, dass nur diejenigen mit dem besten Gehirn und dem dicksten Geldbeutel sich durchsetzen .( wie „krank“ diese Wissenschaftler sind!)
Auch in Deutschland gewinnt das Gehirn-Doping zunehmend Kunden. „ Obwohl Ritalin und Prozac verschreibungspflichtig sind, finden sich doch Wege, an die Medikamente zu gelangen“, meint der Anthropologe Uwe Opolka vom Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst. „ Man trifft immer wieder einen Sozialarbeiter oder Arzt, der hilft“.
Gerade bei schwierigen Kindern bemühten sich Eltern häufig um ein Ritalinrezept ( verkennt die Autorin da nicht etwas die Tatsachen? Die Eltern werden häufig nahezu genötigt, ihren Kindern Ritalin zu geben....)
Als Plage gälten heute ja schon Kinder, die zu laut redeten. „ Und da wird Ritalin auch schon mal vor Ende des bei verhaltensauffälligen Kindern üblichen Beobachtungszeitraums von 6 Monaten verschrieben“, so Opolka.
Ebenso wenig könnten Erwachsene es ertragen, über längere Zeit unglücklich zu sein, und greifen deshalb zu Medikamenten gegen Depressionen, bestätigt die Politologin Petra Schaper-Rinkel, die sich mit Gehirndoping beschäftigt.
Konsumenten von Prozac und Ritalin handeln im guten Glauben, die Veränderung ihres Verhaltens sei nur vorübergehend. Dabei bewirken die Mittel eine nachhaltige, vollkommene Umwandlung des Charakters. Der Pillenschlucker müsse sich darüber im Klaren sein, dass er >> in eine Art psychischen Selbstmord einwilligt << stellt Thorsten Galert von der Europäischen Akademie für die Erforschung der Auswirkungen technologischer Entwicklungen in Bad Neuenahr-Ahrweiler fest ( ..und damit wird mit jedem Rezept Ritalin & Co ein Kind in diesen oben erwähnten psychischen Suizid getrieben.......!!!)
Nach Ansicht Galerts ist ein solcher Identitätswechsel moralisch und juristisch äußerst problematisch ( vom Gesundheitlichen mal ganz abgesehen...). Man könne die Ursprungsperson ja nicht mehr fragen, ob sie mit den Ergebnissen zufrieden sei,“ weil es sie dann nicht mehr gebe“. Tierstudien in den USA lassen zudem vermuten, dass Kinder durch die Einnahme von Ritalin im Erwachsenenalter anfälliger für Depressionen sein könnten.
Zum Massenphänomen wird das Doping fürs Gehirn nach Meinung von Opolka in Deutschland wohl nicht werden. Dafür seien schon die Preise ( eine Kapsel kostet mindestens 2 Euro) zu hoch. „ Tendenzen sind aber zu beobachten“, formuliert er vorsichtig.
Und Gründe zur Steigerung der Leistungsfähigkeit gibt es genug. So sei es denkbar, dass sich ein Zivilpilot in Zukunft bereit erklären müsse, „ Wachmacher“ zu schlucken, um länger einsatzbereit zu sein.
Nach Schaper-Rinkel könnten diese Eingriffe ins Gehirn die Gesellschaft verändern. Viel Menschen mit „optimierten Gehirnen“ könnten ein Land beispielsweise wirtschaftlich nach vorne bringen .

Der Leistungsdruck ereilt also nicht nur Schüler wie Jan. Seine Mutter hat sich aufgrund der Risiken allerdings gegen die Pillenschluckerei ihres Sohnes entschieden. Nach einem Gespräch mit der Lehrerin weiß sie auch, dass sich der vermeintliche Störenfried in der Schule nicht auffälliger verhält als seine Freunde und dass seine schlechten Noten nichts mit Hyperaktivität zu tun haben.


( Wenn das Problem immer ein solch einfaches wäre.....)

Uli
Antworten
#9
Ärzte Zeitung, 21.12.2005

Sind Erwachsene impulsiv und unruhig, kann es ADHS seinJeder Dritte mit ADHS in der Kindheit ist noch als Erwachsener betroffen / Optionen sind Medikamente und Verhaltenstherapie
FRANKFURT AM MAIN (ddp.vwd).
Haben Erwachsene einen Hang zum Chaos oder fehlt im Leben die Ordnung, kann eine Aufmerksamkeitsdefizits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) vorliegen."Es ist belegt, daß etwa 30 Prozent der Jugendlichen, die seit ihrer Kindheit ADHS haben, auch als Erwachsene noch betroffen sind", so der Neurologe Professor Jürgen Fritze aus Frankfurt am Main. Unbehandelte Erwachsene müßten mit gravierenden Folgen leben. Viele seien deutlich weniger erfolgreich, als sie von der Intelligenz her sein könnten. Die Symptome bei Erwachsenen unterscheiden sich oft von denen der jungen Patienten. Bei Erwachsenen sind etwa Symptome wie ein ständig wippender Fuß, unkontrolliertes Trommeln mit den Fingern auf der Tischplatte und eine hohe Impulsivität charakteristisch.

Außerdem falle es ihnen schwer, Gesprächen dauerhaft zu folgen. Dazu komme oft ein erhebliches Gefühl der Leere. Von ADHS Betroffene wechseln häufig ihre Partner und die Arbeitsstellen. Bei schweren Ausprägungen neigten Erwachsene mit ADHS zu Gewalt, seien stark auffällig im Straßenverkehr und entwickelten kriminelle Energie.Doch gerade wegen der vielfältigen Symptome ist die Diagnose von ADHS schwierig. Äußern Patienten das Gefühl, unaufmerksam, impulsiv und innerlich unruhig zu sein, sollten die behandelnden Ärzte immer auch an ADHS denken.Der Auslöser für das Syndrom liegt in den Genen.( wirklich nur in den "Genen"???) Bei Verwandten ersten Grades von Betroffenen sei das Risiko einer Erkrankung drei- bis fünffach erhöht, so Fritze. Vollständig heilbar sei ADHS nicht. Mit einer Therapie können jedoch die Symptome vermindert werden. Die Behandlung baut in der Regel auf einer Kombination aus Medikamenten und einer Verhaltenstherapie auf. ( Ursachen ???) Ein wesentliches Element der Verhaltenstherapie ist es zu lernen, sich besser zu konzentrieren. Aber auch das Umfeld muß ADHS verstehen. Deshalb würden Partner und Familie oft in die Therapie mit einbezogen.Bei der medikamentösen Behandlung Erwachsener werde wie bei Kindern auf den Wirkstoff Methylphenidat gesetzt. Dieser verbessere die Konzentrationsfähigkeit. Außerdem bewirke das Medikament, daß auf Dauer das impulsive und überaktive Verhalten verlernt werde. Methylphenidat ist in Deutschland allerdings nicht für die Behandlung von Erwachsenen mit ADHS zugelassen.
( merkwürdigerweise beobachtet man Aggressivität / Kriminalität bei Methylphenidat-Konsumenten ?(

http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/12...?cat=/news


Uli
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#10
SPIEGEL ONLINE - 06. Januar 2006, 10:18
URL: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensc...09,00.html
Psychopharmaka

Medizin für die Kinderseele boomt

In den USA ist die Zahl der Jugendlichen, die Psychopharmaka einnehmen, dramatisch angestiegen - auch deshalb, weil dort für solche Medikamente geworben werden darf. In Deutschland ist der Anstieg sogar noch extremer.
Im Zeitraum von 1994 bis 2001 verzeichneten die Wissenschaftler der Bostoner Brandeis University einen Anstieg von 250 Prozent bei den verschriebenen Psychopharmaka für Jugendliche. Sie errechneten, dass Jungen bei jedem zehnten Praxisbesuch ein Rezept für ein Medikament bekommen, das auf die Psyche einwirkt. Und das, obwohl es nur wenige dieser Arzneien gibt, die Patienten unter 18 Jahren verordnet werden dürfen - typischerweise Medikamente gegen die Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADHS) oder Depressionen.
Hierzulande sind die Steigerungsraten sogar noch höher. Der bei ADHS verabreichte Wirkstoff Methylphenidat (Ritalin) wurde in Deutschland laut aktuellem Arzneiverordnungsreport im Jahr 2004 20-mal öfter verordnet als 1995. Und das, obwohl ein Zusammenhang, den die amerikanischen Forscher herstellen, für Deutschland nicht gilt: Seit 1999 dürfen Pharmakonzerne in den USA ihre Werbung - auch für verschreibungspflichtige Medikamente - direkt an den Verbraucher richten. Daraufhin schnellte, so die Studie, die Anzahl der Psychopharmaka-Verordnungen für Jugendliche besonders auffällig nach oben. Studienleiterin Cindy Parks Thomas bewertet ihre Ergebnisse als "alarmierend".

Neben der zunehmenden Akzeptanz von Psychopharmaka unter Ärzten und Patienten vermuten die Wissenschaftler aber noch weitere, weniger besorgniserregende Zusammenhänge: So hätten neue Medikamente weniger Nebenwirkungen, außerdem würden junge Patienten öfter auf geistige Störungen untersucht als früher. Wichtig ist Cindy Parks Thomas dennoch eine genaue Überprüfung der Gründe, "vor allem, weil diese medikamentöse Behandlung nicht ohne Risiken ist".

Eine Art der Antidepressiva, die selektiven Serotonin-Wiederhaufnahmehemmer (SSRI), soll nach einer Studie der New Yorker Columbia University eine höhere Selbstmordgefahr bei Kindern und Jugendlichen bewirken können. Trotzdem wurden gerade SSRI laut Arzneiverordnungsreport 2005 auch Kindern in Deutschland um ein Viertel häufiger verschrieben als im Vorjahr - obwohl die meisten Hersteller darauf hinwiesen, dass diese Medikamente bei Patienten unter 18 Jahren nicht angewendet werden sollten.

Ritalin, hoch dosiert und dauerhaft eingenommen, wurde auch schon verdächtigt, das Risiko für eine spätere Parkinson-Erkrankung zu erhöhen. Belege dafür gibt es allerdings keine, sagt Professor Ulrich Schwabe, Mitherausgeber des Arzneiverordnungs-Reports, auf Nachfrage von SPIEGEL ONLINE. Er sieht die Nebenwirkungen nicht als wesentliches Problem. Der Facharzt für Pharmakologie beschreibt den Zwiespalt: "Fest steht, dass die Therapie wirkt. Über das Ausmaß der Verschreibung kann man sich allerdings durchaus Gedanken machen."

Ebenfalls problematisch ist, dass Arzneimittel bei Kindern auch außerhalb der zugelassenen Anwendungsgebiete eingesetzt werden. Denn viele Hersteller sparen sich den Aufwand, bei Medikamenten zu prüfen, ob und in welcher Dosierung sie für Kinder geeignet sind. Trotzdem, kritisieren Experten, werden den jungen Patienten diese Arzneien verordnet. Auch bei Medikamenten, die für Kinder und Jugendliche zugelassen sind, liegen oft keine ausreichenden Belege für einen therapeutischen Nutzen vor.

Während jedoch Jugendlichen mehr Psychopharmaka verschrieben werden als je zuvor, nahm der Trend bei anderen verschreibungspflichtigen Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika in den USA ab. Sie sind im Gegensatz zu den Arzneien für die Psyche momentan nicht angesagt: Nach umfassenden Kampagnen über die Gefahr der Resistenz gegen Antibiotika bei übermäßigem Gebrauch wurden deutlich weniger Rezepte für Jugendliche ausgestellt, so die Bostoner Forscher.

Sandra Kaupmann

Uli
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