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Food-Design. Panschen erlaubt. (1)
#1
So lautet der Titel eines Buches, auf das ich ueber die Zeitschrift "Welt der Wunder" aufmerksam wurde. Udo Pollmer und Monika Niehaus sind die Autoren - 22 Euro soll's kosten.

Food-Design. Panschen erlaubt. Ich werde es mir wohl kaufen, allerdings nicht bei Amazon. Local Buch-Dealer finde ich besser. Wink

Wie schaelt man Dosentomaten?

Jedenfalls nicht per Hand - sondern chemisch: Zentnerweise platschen Tomaten in einen Tank voller Natronlauge. Die Lauge lockert und zersetzt ihre Schalen. Nach dem Bad werden sie mit einem Wasserstrahl abgespritzt, dioe letzten Schalenreste loesen sich. Um die Lauge zu neutralisieren, werden die huellenlosen Tomaten mit Zitronensaeure behandelt. Auf der Dose ist davon nichts zu lesen. Schliesslich wurden die Chemikalien nur als "technische Hilfsmittel" eingesetzt.

Jaja, unsere Deklarationsgesetze haben noch deutliche Loecher! Sad

Schaurige Gruesse, Martin
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#2
Wie kommt Geschmack in die Wurst?
Raeuchern - das war gestern. Die meisten Wuerstchen im Glas werden gebadet - das nennt sich dann NASSRAUCH. Im Klartext:
Die Wuerstchen werden durch Chedmikalientanks geschleust, vollgestopft mit kuenstlichen Aromastoffen - eben dem Rauchgeschmack. Das spart Zeit, Kosten und sogar Gewichtsverluste. Echt geraeucherte Wuerstchen verlieren naemlich 40 Prozent Fluessiggewicht. Also Wasser. Das wir bei den Nassgeraeucherten mitzahlen...

Ist das nicht klasse? Ich schreib noch mehr - brrr.

Martin
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#3
Macht Cola Light dick?
Fuer Lebensmittelkonzerne ist das Geschmacks-Tuning kostenguenstig, fuer Konsumenten manchmal gefaehrlich. Beispiel Cola Light: Um Fettpolster zu vermeiden, waehlt der kalorienbewusste Verbraucher die Light-Variante des Softdrinks. Erreicht die Cola den hinteren Bereich der Zunge, registrieren die Geschmacksknospen "suess" und senden ihre Botschaft ans Gehirn. Der Koerper reagiert sofort. Er produziert Insulin, um den Zucker abzubauen. Aber er wurde getaeuscht. Denn was suess schmeckte, war nur Suessstoff. Doch das Insulin wird seine Aufgabe erfuellen - irgendwie. "Wenn wir Suesses schmecken, erwartet unser koerper Zucker. Darum schuettet er reflexartig schon einmal vorsorglich Insulin aus, um ihn abzubauen", so Pollmer. Das Insulin baut alle erreichbaren Zucker im Blut ab. Der Blutzuckerspiegel sinkt staerker als vom Koerper vorgesehen. Die Folge ist Unterzuckerung - die wiederum deutet der Koerper als akute Lebensbedrohung. Und darauf gibt es nur eine angemessenen Reaktion: Hunger. Der Konsument befolgt den Wunsch des Koerpers, isst und nimmt zu. Den Lebensmittelherstellern sind diese Tatsachen bekannt. Schliesslich sind die meisten Suessstoffe auch als Mastmittel in der Viehzucht bekannt.

Na klasse! Im Grunde macht uns die Grund-Un-Ehrlichkeit fertig, die sich in Politik und Wirtschaft in den letzten Jahrzehnten eingeschlichen hat.

Martin
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#4
Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren?
Unser Mundgefuehl ist sensibel. Damit der Jaoghurt nicht zu fluessig oder zu fest ist, bearbeiten Chemiker ihn mit dem Geliermittel Carrageen/E407. Es taeuscht eine groessere Menge Essen vor. Die vermeintlichen Erdbeeren sind oft in Wahrheit Preiselbeeren. Fuer den passenden Geschmack sorgt das richtige Aroma. Deshalb schmecken aber nicht alle Erdbeerjoghurts gleich: Allein der Aromahersteller Givaudan bietet 200 Erdbeeraromen an.

Ist das nicht furchtbar?X(

Martin
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#5
Wieviele Kartofeln sind in Chips?
Manchmal keine. Und auch weder Paprika noch Chili. Manche der fettigen Formscheiben bestehen aus Kartoffelpueree und Maismehl. Das ist billiger. Den geschmack macht auch hier die Chemie: Aromen mit Namen wie 2-Ethyl-3,6-Dimethylpyrazin oder Butylhydroxyanisol sorgen fuer den Chipsgeschmack und dessen gleichmaessige Verteilung auf dem Knabberzeug. Das wuerzige Paprika-Aroma stammt aus 200 Billionstel Gramm 2-Methoxy-3-Isobutylpyrazin - auf 100 Gramm. Dazu kommt der Geschmacksverstaerker Glutamat.

(Vermutlich ist deswegen die Tuete immer schon gleich leer, kurz nachdem man sie aufgemacht hat... Glutamat als legale Droge!)

Martin
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#6
Sehr gut – Danke für den Buchtipp
In einer ähnliche Manier war auch der ( leider gebührenpflichtige) Artikel im Spiegel ....
Nur: im neuen Jargon heißt das nicht "panschen", sondern functional food Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin

http://www.lebensmittelallergie.info/thr...=1876&sid=

.....solche Bücher und Artikel müssten Pflichtlektüre in den Schulen werden!!!!!
LG
Uli
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#7
danke für den tip. jetzt warte ich auf
den postboten!

liebe grüße
rantanplan
irgendwie bin ich mit der gesamtsituation unzufrieden!
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#8
Gern geschehen!

Udo Pollmer ist wohl echt einer, der auf unserer Seite steht, obwohl er eigentlich auf der anderen Seite ist - eine segensreiche Kombination. Vorstand im Lebensmittelkonzern und gtleichzeitig Verantwortungsbewusstsein - gibt's nicht so oft! Ich lese seine Werke eigentlich immer gerne. Morgen besuche ich meinen "Buch-dealer"... Wink

Liebe Gruesse, Martin
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#9
hallo martin,
ich mag den pollmer auch sehr gerne. lese auch
immer die artikel im eulenspiegel.
der örtliche buchdealer ist so anstrengend.
da brauch ich das auto, fahre in die stadt,
brauche einen parkplatz, zahle da auch noch
geld für..........
tja und da schätze ich amazon.

nebenbei hole ich morgen meinen mann von
der reha ab. ich freu mich so.

liebe grüße in den norden

rantanplan
irgendwie bin ich mit der gesamtsituation unzufrieden!
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#10
So, seit gestern hab ich das Buch in den Fingern, komme aber wegen einem momentan sehr turbulenten leben nicht wirklich zum Lesen. Aber eine Kostprobe gibt es dennoch:

Seite 41 - 42, aus dem Kapitel "Der Appetit kommt beim Essen: Psychophysik"

(es geht hier um Chips...)
Zitat:Zielort Psyche
Unter dem Slogan \"mit unseren Geschmacksmodulen werten Sie Ihre Produkte im Wettbewerb kulinarisch auf\", offerierte der Chemiekonzern Hoechst der Lebensmittelindustrie ausgekluegeltes Aroma-Tuning.
[...]
Die Kartoffelchip-Industrie ist auf die Saettigung oder besser die Uebersaettigung von Fernsehzuschauern spezialisiert. Das hat nach Ansicht der Psychophysiker seinen guten Grund: Chips bieten ein Ventil fuer Anspannungen oder Aggressionen, wie sie beim Anschauen eines Thrillers, Fussballspiels oder Familiendramas entstehen. Sind die Boesewichter aggressionsloesend bis auf den letzten Broesel zermalmt worden, folgt die naechste Kauphase: Der durchgespeichelte weiche Brei streichelt den Gaumen, bevor er entspannt heruntergeschluckt wird. Und tut sich auf dem Spielfeld oder im Spielfilm nichts Aufregendes, so sorgt wenigstens das \"Kauvergnuegen\", die Geraeuschkulisse beim Knuspern und Knacken fuer ein wenig Unterhaltung.
Neben Crunchmeter-gepruefter Bruechigkeit sorgt eine durchdachte Aromatisierung dafuer, dass aus einem profanen frittierten Kartoffelschnitz ein genussvolles \"Esserlebnis\" wird. Schon beim Oeffnen der Tuete soll einem das Wasser im Munde zusammenlaufen. Deshalb riecht der Inhalt dank 2-Methoxy-3-Ethylpyrazin intensiv und appetitanregend nach frischen Bratkartoffeln. Als \"Backgroundflavour\" unterstreicht der Aromastoff den Kartoffelgeschmack und rundet ihn ab. Die spezielle \"Chipsnote\" liefert 2-Ethyl-3,6-Dimethylpyrazin, und die ungarische Puszta-Romantik steuert das scharfe 2-Methoxy-3-Isobutylpyrazin bei.
Ja, das ist schon heftig. Und warum die Tuete alle ist, sobald man sie aufmacht, steht da auch - die Psychodroge Glutamat ist auch mal wieder dabei. Sie erzeugt Abhaengigkeiten und den Wunsch nach mehr. Und auch dieser Stoff wird oft irreleitend deklariert... ist schon bitter, das Thema. umso besser, dass sich "uns Udo" da breitmacht - es ist sehr wichtig, da mal aufzuklaeren.

Viele optimistische Gruesse,

Martin
(edit: rechtschreib...Wink)
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