17.08.2006, 06:29
Luftschadstoffe & Inhalationsallergene
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Zitat:Prof. Dr. med. Wolfgang Petro
Belastung durch Umwelt- und Arbeitsumfeld
\"(...) Versuch (...), das Thema aus der Sicht der pneumologisch relevanten Umweltschadstoffe zu referieren (...):
Belastungen durch Umwelt- und Arbeitsumfeld sind auf dem Wege der Nahrungsaufnahme, der Atemluft und durch das Trinkwasser möglich.
Das Bundes-Emissionsschutzgesetz definiert Luftverunreinigung als Veränderungen der natürlichen Zusammensetzung der Luft, insbesondere durch Rauch, Ruß, Staub, Gase, Aerosole, Dämpfe und Geruchsstoffe.
Luftschadstoffe sind schädliche Umwelteinwirkungen, die nach Art, Ausmaß oder Dauer geeignet sind, Gefahren, erhebliche Nachteile oder erhebliche Belästigungen für die Allgemeinheit oder die Nachbarschaft herbeizuführen.
Die Einteilung relevanter Luftschadstoffe kann nach physikalischen, chemischen oder pathogenetischen Prinzipien erfolgen, darüber hinaus den Entstehungsmechanismus, die Vorkommensbedingungen, die Wechselwirkung zwischen Außen- und Innenraumschadstoffen sowie die Wechselbeziehung zwischen natürlichen und anthropogenen Luftverunreinigungen beinhalten.
Zusammengefasst sollen hier gasförmige Luftverunreinigungen von nichtgasförmigen Luftschadstoffen abgetrennt werden.
Gasförmige Luftverunreinigungen sind anorganische und organische Stoffe.
Anorganische gasförmige Stoffe sind beispielsweise SO2, NOX, CO, O3, H2S NH3, HCl (Chlorwasserstoff = Salzsäure) und HF (Fluorwasserstoff).
Organische gasförmige Stoffe sind die leichtflüchtigen organischen Verbindungen wie Alkane und Alkene, Alkohole, Aromaten, Karbonsäuren und Ester, Ketone, Aldehyde, Merkaptane und Amine, leichtflüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe, bi- und polyzyklische Kohlenwasserstoffe und schwerflüchtige halogenierte Verbindungen.
Nicht gasförmige Luftschadstoffe sind feuchte und trockene Aerosole, Staub mit toxischen Inhaltsstoffen sowie saure Aerosole und faserförmige Stäube (z. B. Asbestfasern).
Die Lunge, als einziges inneres Organ des Menschen, das in ständigem Kontakt mit der Außenwelt steht, erfährt eine Belastung von mehreren Billionen Litern Luft, die durch die Lunge im Laufe eines Lebens ventiliert werden.
Fokussiert man auf die für die Atmungsorgane relevanten Luftschadstoffe so zählen hierzu:
Anorganische Gase, vor allem SO2, NOX, Ozon
Einige organische leichtflüchtige Stoffe wie Formaldehyd
Partikelförmige Schadstoffe, vor allem Fein- und Feinststaub
Kanzerogene wie Radon, Chromate, Nickel, Cadmium und Arsen
Inhalationsallergene
(...)
Von den gas- und partikelförmigen Außenluftschadstoffen ist zusammenfassend anzuführen, das Ozon, NO2, SO2 und Partikel die Lungenfunktion negativ beeinflussen, die Atemwegsreaktivität steigern und eine unterschiedlich starke Entzündung der Bronchialschleimhaut hervorrufen können. Diese negativen Auswirkungen treten bevorzugt bei Personen mit bereits vorhergehender Atemwegsschädigung wie Asthma bronchiale oder chronischer Bronchitis auf. Gesichert ist, dass mit zunehmender Ozon- und Partikelbelastung die Zahl von Krankenhauseinweisungen zunimmt sowie die Einwirkung saurer Aerosolen in Kombination mit feinen oder ultrafeinen Partikeln die kardio-pulmonale Mortalität erhöht.
Wichtig erscheint die Erkenntnis, dass bereits bestehende Atemwegserkrankungen verstärkt werden können (...).
Von den Innenraumschadstoffen spielen die anorganischen Gase Stickstoffdioxid, Kohlenmonoxid, die organischen Substanzen wie Formaldehyd, Benzol, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe ebenso wie Staub und Staubinhaltsstoffe wie Passivrauchen und Asbest sowie die Innenraumallergene eine herausragende Rolle.
Zunehmend verlängerte Aufenthaltsdauer in Innenräumen und verstärkte Bemühungen zur Abdichtung der Innenräume haben zu einer verstärkten Luftverunreinigung aus einer Vielzahl von Quellen geführt.
Stickstoffdioxid als wichtige Innenraumbelastung ist ein Reizgas, das in einer Vielzahl von epidemiologischen Studien Zusammenhänge mit Asthmasymptomen und verstärkter bronchialer Reaktivität zeigt, die Relevanz der Ergebnisse dieser Studien jedoch sind nach wie vor unklar.
Kohlenmonoxid führt erst in Konzentrationen, die in Innenräumen selten erreicht werden, zu einer verstärkten Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit durch die starke Bindung an das Hämoglobin.
Formaldehyd kann zu Reizungen von Augen und Nase führen, epidemiologische Studien jedoch belegen lediglich begrenzte Anhaltspunkte für eine karzinogene Wirkung.
Benzol zeigt lediglich in Konzentrationen, die in Innenräumen üblicherweise nicht erreicht werden, eine myelotoxische, leukämogene und chromosomschädigende Wirkung. Lediglich gibt es Hinweise dafür, dass für Benzolexposition am Arbeitsplatz bei Rauchern ein erhöhtes Leukämierisiko besteht.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe können, so die Aussagen epidemiologischer Studien, zu bösartigen Neubildungen der Lungen- und Atemwege führen.
Rauchen und Passivrauchen führen nachgewiesenermaßen zur Entstehung und Verstärkung chronisch-obstruktiver Atemwegserkrankungen, insbesondere chronische Bronchitis (chronisch-obstruktive Bronchitis und Lungenemphysem). Daneben ist die Wirkung von Aktiv- und Passivrauchen für das Entstehen des Lungenkrebses gesichert.
Ebenso ist die karzinogene Wirkung von Asbest in Hinblick auf Lungenkrebs und Mesotheliome gesichert.
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