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Ärzte und Selbsthilfegruppen können besser kooperieren
#1
Ärzte und Selbsthilfegruppen können besser kooperieren
BKK-Selbsthilfetag in Düsseldorf / NRW-KV-Chefs Ulrich Thamer und Leonhard Hansen plädieren für bundesweiten Ausbau des Netzwerks KOSA
DÜSSELDORF. Die Experten waren sich am Ende des Selbsthilfe-Tages 2005 der Betriebskrankenkassen einig: " Leistungen der Selbsthilfe sind durch nichts und niemanden zu ersetzen". So formulierte es Dorothea Prütting vom nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium. Der BKK-Selbsthilfe-Tag stand in diesem Jahr unter dem Motto "Ärzte und Selbsthilfegruppen in Kooperation". Vielerorts fehle es aber immer noch bei Medizinern "an gelebter Kooperation mit der Selbsthilfe," bedauerte Klaus-Dieter Voß vom Vorstand des BKK-Bundesverbands.
Von Raimund Schmid
Die Rahmenbedingungen für konkrete Kooperationen sind in den vergangenen Jahren erheblich verbessert worden, sagte Jürgen Matzat von der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Selbsthilfegruppen. So komme es, wie er beim Selbsthilfetag erläuterte, heute zu viel mehr "realen Begegnungen" zwischen Ärzten und der Selbsthilfe als früher.
Zudem hat die Politik die finanzielle Selbsthilfeförderung quasi gesetzlich verordnet. Damit können nun, so Matzat, viele Selbsthilfegruppen ihre Potentiale auch im Hinblick auf eine bessere Zusammenarbeit mit Ärzten besser entfalten.
In der Praxis hat sich viel bewegt
Und schließlich sind die Vertreter der Selbsthilfe auch politisch zu "relevanten Playern" geworden, nachdem sie im Gemeinsamen Bundesauschuß von Ärzten und Krankenkassen - wenn auch ohne Stimmrecht - mitwirken und auch mitgestalten können. Doch auch in der Praxis hat sich bereits viel bewegt, wie die beim BKK-Selbsthilfe-Tag von Professor Wolfgang Slesina vorgetragenen Untersuchungsergebnisse aus zwei Modellregionen belegen.
Besonders erstaunlich dabei: Knapp 80 Prozent der niedergelassen Ärzte aus dem Bereich Bielefeld/Gütersloh und 73 Prozent aus Halle/Wittenberg hatten vom Zeitpunkt der Befragung aus gesehen in den vergangenen zwölf Monaten zuvor ihren Patienten eine Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe empfohlen.
Immerhin 52 Prozent der Selbsthilfegruppen in Bielefeld/Gütersloh und 49 Prozent der Gruppen in Halle/Wittenberg erhielten in dieser Zeitspanne neue Mitglieder aufgrund der Weiterempfehlung durch die Ärzte. Auch die Ärzte selbst profitieren nach den Studienergebnissen von Slesina von Selbsthilfegruppen.
Dies drückt sich so aus: besser informierte Patienten, höhere Kompetenz und Compliance im Umgang mit der Krankheit und bessere emotionale und lebensweltliche Hilfen durch die Selbsthilfe-Arbeit. Slesina: "All dies entlastet auch den Arzt enorm."
Am Beispiel der Kooperationsberatungsstellen für Selbsthilfegruppen und Ärzte (KOSA) in den KVen machte der Vorsitzende der KV Nordrhein, Dr. Leonard Hansen, deutlich, daß all dies aber nur der Anfang einer neuen Entwicklung sein könne. So seien derzeit nur an ganz wenigen KVen KOSA etabliert.
Eigentlich, so Hansen, sei dies "ein Armutszeugnis," wo doch alle vom Nutzen solcher Kooperationsstellen überzeugt sind. Zwar gebe auch in den KVen "eindeutig" einen positiven Trend hin zu mehr Kooperation. Trotzdem, so Hansen, "dürfen wir uns nicht hinstellen und feiern." Vielmehr sei es nötig, gerade bei den Ärzten weiter für mehr Kooperation zu trommeln.
Einschränkend wies Dr. Ulrich Thamer, Vorsitzender der KV Westfalen-Lippe, allerdings auch darauf hin, daß bei weitem nicht alle Ärzte für eine Kooperation mit der Selbsthilfe in Frage kommen. Dazu, so Thamer, gehöre auch Empathie, die nicht erlernbar sei, und die Bereitschaft, eine solche Zusammenarbeit als "richtige Herzensangelegenheit" anzusehen. Trotzdem plädierten Thamer und Hansen nachdrücklich dafür, bundesweit das KOSA-Netzwerk auszubauen.
Damit sich aber auch die Selbsthilfe in solche oder andere Netzwerke entsprechend einbringen kann, benötigen Selbsthilfegruppen strukturelle wie finanzielle Unterstützung. Allerdings bemängelte Dr. Ulrich Kettler, Sprecher des Selbsthilfe-Förderbeirates des BKK-Bundesverbandes, daß diese gesetzlich verankerten Mittel im Jahr 2004 immer noch nur zu 70 Prozent ausgeschöpft worden sind. Danach investieren die Kassen nur 38 Cent pro Versicherten anstatt wie gefordert 54 Cent.
Es gibt neue Modellprojekte
Und trotzdem gibt es viele modellhafte Projekte, längst nicht nur beim BKK-Bundesverband. So zum Beispiel die Selbsthilfe-Beratung durch neue Medien ("BKK-Lebenshilfe online"), die Qualifizierung von Selbsthilfegruppenarbeit durch Erkennen eigener Ressourcen (Frauenselbsthilfe nach Krebs) oder auch die Ansätze für eine Kooperation zwischen Selbsthilfe und Krankenhäusern (Qualitätssiegel Selbsthilfefreundliches Krankenhaus).
Trotzdem bleibe noch viel zu tun, um Kooperationen zwischen Ärzten und Selbsthilfegruppen zu intensivieren. Deshalb sprachen sich die über 100 Teilnehmer abschließend dafür aus:
· die Ärzte in ihren Qualitätszirkeln dazu zu bewegen, das Thema Selbsthilfe sowie Vertreter der Selbsthilfe einzubeziehen;
· das Thema Selbsthilfe als verbindlichen Studieninhalt festzuschreiben;
Ärzten in der Gebührenordnung deutlich mehr finanziellen Gestaltungsspielraum einzuräumen, damit der häufig zeitintensive Dialog gerade mit schwer kranken und chronisch kranken Menschen aus Selbsthilfegruppen besser in Gang kommen kann.
http://www.aerztezeitung.de/docs/2005/11...system_uns
Ärzte Zeitung, 10.11.2005

Das klingt sehr positiv – wenn da nicht auch die Pharma-Industrie im „Hintergrund lauern“ würde.
......Siehe:
http://www.lebensmittelallergie.info/thr...d=943&sid=
...oder auch "andere Industrien" .......
Und bei manchen Ärzten haben Selbsthilfegruppen immer noch den Status eines „Jammervereins“ – oder eines Vereins, der die Patienten „aufmüpfig“ macht – viele von uns kennen die Reaktionen von Ärzten, wenn man „informiert“ ist!


Uli
Antworten
#2
Oh ja!
Und das hat auch tatsächlich gar nichts mit dem Alter zu tun: da sind Grauköpfe genauso reaktionär wie die Jüngeren.
Es ist eine bittere Erfahrung, sich so vom Arzt verarscht zu fühlen: da sage ich, eine kurze Weile nach bestimmten Nahrungsmitteln bekäme ich Unterzuckerungssymptome, kommt die Gegenfrage: "was sind denn bitte Unterzuckerungssymptome". Dasselbe mit anderen Begriffen. Muß man sich denn künstlich dumm stellen, damit einem geholfen wird? Und wenn man dann noch zugibt, dies oder jenes hätte man von anderen Betroffenen gehört, bekommt man ironische Kommentare und ein süffisantes Lächeln als Quittung.
Es scheint leider wirklich so zu sein, daß hier mehr vom Staat bzw. den Ländern reglementiert werden muß, denn bei solchen Arztbesuchen hat man eindeutig nicht das Gefühl, als ernstgenommener Patient im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, sondern allein die Aufgabe zugeteilt zu bekommen, daß man die strahlende Allwissenheit des Arztes bewundert und die eigene Gesundheit vertrauensvoll und gedankenlos in seine Hände legt. Und daß das sogar Krebspatienten immer noch trifft, die sonst eigentlich am ehesten eine Lobby gewinnen, ist wirklich bitter.
Echt absurd, wie frei von Idealen und voll von bornierter Theorie diese Mediziner von den Unis kommen! Eigentlich müßte in der Ausbildung schon angefangen werden mit dem Umdenken dieser Kaste! Aber solange das Geld die Federführung innehat, wird das dauern...
Sabine
Antworten
#3
Ich habe mich neulich mal mit einer Medizinstudentin angelegt die ihre erste Vorlesung gehört hatte und da ging es ausgerechnet darum, dass die Leute immer dicker werden.
Da hat sie doch tatsächlich Maggi und Co. empfohlen und den Satz abgelassen, den alle Nichtwissenden und Faulen Köche sagen:
"Dann braucht man gar nicht mehr essen, denn überall ist was drinnen!" :evil:
Seitdem werde ich ignoriert, doch wenn der Quatsch schon mit der ersten Vorlesung losgeht, dann wundert mich gar nicht mehr.

LG Emmily
Seit dem 1.1.08 gelte ich nicht mehr als unschuldiger Mensch, sondern stehe ich nach dem Willen der Regierung unter Generalverdacht.
Antworten


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