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Tage des Wahnsinns
#1
Tage des Wahnsinns

Von Manfred Kriener für NATUR + KOSMOS 6/2005

Der Bauer schluchzt, die Kühe weinen: Der Lebensmittel-Discounter real verkauft den Liter Milch für 33 Cent

Dichte Menschentrauben drängeln sich Schulter an Schulter vor dem Discounter. Hunderte sind gekommen, sie schieben, schwitzen, schreien. Sie wollen rein.
Die Urgroßmutter aller Schnäppchen hat gerufen und alle sind ihrem Lockruf gefolgt.
In wenigen Sekunden wird sich die Schranke öffnen. Dann beginnt der Kampf um die Milchtüte, um das endgültige Super-Sonder-Turbo-Angebot. Frische Vollmilch für 33 Cent.
Nicht pro Schluck, sondern für den ganzen Liter. Vielleicht gibt`s beim nächsten Mal als Geschenk noch 2 Staubsauger , einen Korkenzieher und ein Rezeptbuch der schönsten Milch-Shakes. Und jeder tausendste Einkäufer bekommt eine ganze Kuh. Gratis, dazu. Muuuuh!
Ist das die neue Einkaufsvision 2005? Wird die Verramschnung unserer Lebensmittel so weitergehen? Wir müssen mit allem rechnen. Vor allem mit den Discountern. Mit den von der real-Kette angekündigten „Tagen des Wahnsinns“ haben wir jetzt einen hübschen Vorgeschmack bekommen. Im Rahmen einer Werbekampagne verkaufte der Billigheimer die Vollmilch im April an einem Aktionstag tatsächlich für 33 Cent, um „den Kunden eine Freude zu machen“. Für einen Euro gab`s 3 Liter. Und keiner hat den Geschäftsführer in Handschellen und Zwangsjacke abgeführt. Immerhin hat wenigstens der Bauernverband wegen „unlauteren Wettbewerbs und Verkauf unter Einstandspreis“ Klage geführt.
Der Dumpingpreis von 33 Cent entspricht beinahe den Milchpreisen, den die Bauern selbst bekommen. Gerade noch 26 – 30 Cent werden bezahlt – ohne Verpackung, Verarbeitung und Transport. Jedes Jahr wird der Preisdruck des Handels auf die Bauern und Molkereien größer. Geschätztes Monatseinkommen eines heutigen Milchbauern: 1500 Euro brutto“.
Gemessen am steigenden Einkommen der Gesellschaft, wird die Milch jedes Jahr billiger. Als Folge davon müssen die Kühe immer mehr Leistung bringen, sie werden immer schneller ausrangiert, erkranken immer häufiger an Euterentzündung. Wie soll sie der Bauer bei solchen Kursen noch artgerecht und vernünftig halten?
Tage des Wahnsinns.
Jetzt reden die Bauern vom Milchstreik, doch bisher reichte es nur zu Protestversammlungen.
Aber die Wertvernichtung von Lebensmitteln kann so nicht weitergehen.
Mit der real-Kette ist ein Discounter vorangeprescht, gegen den die Staatsanwälte ohnehin ermitteln.
Videoaufnahmen zeigen, wie bei real nach Verkaufsschluss altes Hackfleisch heimlich umetikettiert und mit „frischem“ Haltbarkeitsdatum versehen wurde.
Kriminelle Methoden, die wegen der bakteriologischen Belastung im schlimmsten Falle tödliche Konsequenzen haben.
Erst der Hackepeter, dann die Milch.
Tage des Wahnsinns!.......
Dafür bekommt real-Geschäftsführer Uwe Hölzer von uns den Hammer des Monats. Ganz umsonst! Um ihm „eine Freude zu machen“.
***

Kühe sind u.a. zum Ramschartikel der Nation geworden – gemäß dem Motto : GEIZ IST GEIL !
Ist eine Kuh früher 20 – 25 Jahre alt geworden, so wandert sie heutzutage – krank und ausgelaugt – mit 4-5 Jahren zum Schlachthaus ; wenn sie „unfruchtbar“ ist, dann schon früher....
Auch Unfruchtbarkeit ist – neben Euterentzündung- eine „Berufskrankheit“ heutiger Kühe!
Und wofür das Ganze?
Damit auch wir immer kränker werden......Akne, Allergien, Adipositas, Autoimmunerkrankungen, Diabetes und so weiter und so fort............ X(

Uli
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#2
Also, die meisten Menschen kaufen Bio-Lebensmittel weil sie sich gesünder ernären wollen.
Ich kaufe schon lange Bio weil mir einfach die Viecher so leid tun! Oder ich kaufe wo ich weiß das die Tiere gut gehalten werden...ist in der Stadt garnicht so einfach!!!
Neulich war die "gute Fau" auf dem Markt richtig beleidigt, weil ich ihre 30 Billigeier nicht haben wollte...außerdem was soll ich mit 30 Eiern ?(

Gestern bei Plus minus war ein Bericht über Kaffee.
Alle regen sich auf das er teurer wird!
Wir kaufen schon lange den Transfair-Kaffee und haben uns richtig gefreut!!! Big Grin

http://www.ndrtv.de/plusminus/20050614_3.html
LG
Sternchen
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#3
... Ist eine Kuh früher 20 – 25 Jahre alt geworden, so wandert sie heutzutage – krank und ausgelaugt – mit 4-5 Jahren zum Schlachthaus ; wenn sie „unfruchtbar“ ist, dann schon früher....


Als Berufskrankheit kann man die "Unfruchtbarkeit" aber nicht sehen, da eine Kuh ja schon mindestens einmal "gekalbt" haben muss um überhaupt Milch zu produzieren. Das ist wie bei den Menschen: Frauen produzieren ja auch keine Milch, bevor Sie nicht Schwanger waren!
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#4
Hallo LC, willkommen im Forum,

Ich vermute mit "schon früher" ist gemeint, dass die unfruchtbare Kuh zum Schlachter wandert, bevor sie überhaupt Milch gegeben hat, weil sie nicht trächtig werden kann.
Oder aber die Unfruchtbarkeit ist nicht angeboren, sondern erst später aufgetreten, also nachdem sie schonmal getragen und Milch produziert hat.
Ich nehme an, einmal trächtig reicht nicht aus um ein ganzes kurzes Kuhleben lang Milch zu geben... *grübel*
Naja, ich hab davon ja keine Ahnung Big Grin so hab ich mirs jedenfalls erklärt...

LG Benita
Irgendwann wird am Horizont ein riesiger Kuh-Arsch erscheinen und die ganze Welt zuscheißen. <br />Kurzanamnese Benita
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#5
Hallo Sternchen,

Zitat:Ich kaufe schon lange Bio weil mir einfach die Viecher so leid tun!
So löblich das wirklich ist, "Bio" heisst heute (v.a. bei Milch und Eiern) leider nicht mehr automatisch, dass es den "Viechern" auch wirklich gut geht. Je nach Bio-Label sind unterschiedliche Kriterien ausschlaggebend. So darf bei den meisten "Bio-Eiern" auch Antibiotika verfüttert werden, sobald eine Krankheit ausbricht, nur nicht wie üblich prophylaktisch oder zur Leistungsförderung, was jedoch faktisch meist keinen Unterschied bedeutet, weil auch bei Bio-Haltung zu viele Hühner-Individuen auf zu engem Raum leben und sich keine "gesunde" Kleingruppe herausbilden kann. Kleingruppen-Freilandhaltung würde wahrscheinlich den Eikonsum Deutschlands auf der Fläche Deutschlands nicht decken können.

Gleiches gilt für Milchkonsum. Freiland-Weidehaltung des Viehs ist auch bei Bio nicht selbstverständlich, abgesehen davon, dass die heutige Milch-Hochleistungs-Zucht-Kuh an sich eine Tierquälerei sondersgleichen darstellt. Bei Hunden und Katzen wäre so etwas in Deutschland bereits als "tierquälerische Zucht" verboten.

viele Grüße
Sascha
Womit wir es oft zu tun haben?
Mit "Leidenden, die es sich selbst nicht eingestehen wollen, was sie sind, mit Betäubten und Besinnungslosen, die nur eins fürchten: zum Bewußtsein zu kommen." (Nietzsche 1887)
Antworten
#6
Hallo LC,

Theriogenology. 2003 Jun;60(1):89-99
Is fertility declining in dairy cattle? A retrospective study in northeastern Spain.

Lopez-Gatius F.


http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query...t=Abstract

Das meinte ich wohl damit - vielleicht ein bissl "unglücklich" ausgedrückt?
LG
Uli
Antworten


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