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Zöliakiediagnostik
#3
(Fortsetzung des vorherigen Beitrags)

Zitat: (...)

Meerschweinchen-Transglutaminase versus humane rekombinante Transglutaminase als Antigen für den Antikörpertest

Bisher wurde die kommerziell erhältliche Meerschweinchen-Transglutaminase als Antigen für den Antikörpernachweis verwendet. Mit dem IgA-anti-tTG-Test konnte eine Sensitivität von 92-100% und eine Spezifität von 90-98% erzielt werden (Dieterich et al. 1998, Sulkanen et al. 1998, Malberg 1999, Vitoria et al. 1999, Amin et al. 1999, Biagi et al. 1999, Sárdy et al. 1999, Troncone et al. 1999, Hansson et al. 2000, Stern 2000). Neue Studien haben gezeigt, dass mit der humanen rekombinanten Transglutaminase, deutlich bessere Resultate mit
einer Sensitivität und Spezifität von über 99% erreicht werden konnten (Seissler et al. 1999, Fasano 1999, Sardy et al. 1999, Bazzigaluppi et al. 1999, Sblattero
et al. 2000, Bürgin-Wolff et al. 2002, Clemente et al. 2002, Hansson et al. 2002, Osman et al. 2002, Wong et al. 2002, Tesei et al. 2003, Tonutti et al. 2003). Ein Grund dafür könnte die nicht-sterile Gewinnung der Transglutaminase aus Meerschweinchen-Leber sein. Außerdem besteht nur eine Homologie von 80%
zwischen humaner und Meerschweinchen-Transglutaminase (Ikura et al. 1988, Gentile et al. 1991). Hansson et al. (2000) gewannen die tTG aus Erythrozyten, Osman et al. klonten die aus Dünndarmfibroblasten stammende hu-tTG in Insektenzellen (Sardy et al. 1999, Sblattero et al. 2000, Osman et al. 2002). Andere klonten die mit [35S]-Methionin gekoppelte hu-tTG in einem in vitro Translationssystem und entwickelten einen `Radio Liganden Assay´ für die Erfassung von IgA- und IgG-Antikörpern (Bao et al. 1999, Bazzigaluppi et al. 1999, Seissler et al. 1999, Williams et al. 1999, Hoffenberg et al. 2000, Bonamico et al. 2001).
Dennoch bestehen weiterhin Zweifel, ob die humane rekombinante Transglutaminase dieselbe diagnostische Sensitivität und Genauigkeit besitzt wie der
Endomysium-Antikörper-IFT. In der Literatur findet man keine einheitlichen Aussagen darüber.

1.2.5 Dünndarmbiopsie

Die Dünndarmbiopsie (Saugbiopsie mit Watson-Kapsel oder Zangenbiopsie über das Endoskop) an der Flexura duodeno-jejunalis bleibt trotz der hohen Spezifität der Antikörper-Tests ein zentrales Element in der Zöliakie-Diagnostik (Guandalini et al. 1989, Walker-Smith et al. 1990, Grodzinsky et al. 1995, Holtmeier und Caspary 1998). Das histologische Grading wird üblicherweise nach der von Marsh vorgeschlagenen Klassifikation vorgenommen (Marsh-Klassifikation der Duodenalmukosa siehe Anhang I). Mit dieser kurzen und prägnanten Klassifizierung ist eine bessere Verlaufsbeschreibung möglich (Marsh 1992, Oberhuber et al. 1999). Typische histologische Befunde der Zöliakie sind: Zottenatrophie mit hyperplastischen, elongierten Krypten, eine erhöhte Mitoserate der Epithelzellen, eine gesteigerte Anzahl intraepithelialer Lymphozyten und ein dichtes zelluläres Infiltrat der Lamina propria mit Plasmazellen, Mastzellen, Lymphozyten und Eosinophilen. Diese Veränderungen sind zwar sehr charakteristisch für eine Zöliakie, jedoch nicht spezifisch. Sie kommen ebenfalls bei Kuhmilchproteinintoleranz, Gastroenteritiden durch Rotaoder andere Viren sowie bei Autoimmunenteropathien vor.

Als Diagnosestandard gelten die 1990 in Budapest revidierten ESPGANKriterien (Walker-Smith et al. 1990). Grundvoraussetzung sind einerseits eine kompatible Anamnese und Klinik und die typischen schweren Mukosaveränderungen (Marsh 3a bis 3c) unter glutenhaltiger Diät und andererseits das Ansprechen der klinischen Symptomatik und Serologie auf eine strikte glutenfreie Diät. Eine Kontrollbiopsie ist nur bei primär stummer bzw. subklinischer Zöliakie
zur Dokumentation des Ansprechens auf Diät und der Zeichen der Remission erforderlich.

1.3 Therapie

Bei gesicherter Diagnose wird dem Zöliakie-Patienten eine strikte und lebenslange Einhaltung einer glutenfreien Ernährung empfohlen. Dadurch kann in den meisten Fällen ein Rückgang der Symptome und eine Regeneration der Dünndarmschleimhaut erreicht werden. Auch das Risiko der Langzeitfolgen, wie z.B. das Malignomrisiko, kann dadurch beträchtlich gesenkt werden. Es ist denkbar, dass selbst die Entstehung assoziierter Erkrankungen wie Diabetes mellitus Typ I oder andere Autoimmunerkrankungen so vermieden werden können (Weberhofer 2002, Zimmer 2003). Derzeit wird nach alternativen Behandlungsmöglichkeiten gesucht. Es wird zum einen versucht die Aktivierung der T-Zellen zu verhindern, indem man die HLA-DQ2-Bindungsstellen für Gliadinpeptide blockiert, zum anderen werden Inhibitoren für die Transglutaminase2 gesucht, die
die Desamidierung verhindern sollen. Außerdem wird versucht, Peptidasen per os zu verabreichen, die dabei helfen sollen, immunstimulierende Peptide vollständig abzubauen (Shan et al. 2002, Sollid 2002, Zimmer 2003).

1.4 Screening

Aufgrund der vielen Ausprägungen der Zöliakie ist ein `generelles Screening´ von enormer Bedeutung, um Patienten `unterhalb des Wasserspiegels´ des
Eisbergmodells von Logan aufzudecken
. Screening-Maßnahmen gehören zur sekundären Prävention. Dabei unterscheiden Wilson und Junger ein `generelles Bevölkerungsscreening´ und ein selektives Screening von Hochrisikogruppen. Sie schlugen folgende Standardkriterien vor, die bei der Beurteilung von Screening-Programmen berücksichtigt werden sollten:

• Die zu untersuchende Krankheit sollte unbehandelt einen schwerwiegenden Verlauf zeigen, und es sollte eine akzeptable Therapie zur Verfügung stehen.
• Wissenschaftliche Erkenntnisse über die Symptome im Frühstadium und im Spontanverlauf sollten vorhanden sein.
• Leistungsfähige und akzeptable Screening-Tests sollten etabliert sein.
• Genügend Einrichtungen sollten vorhanden sein, um den verdächtigen Patienten eine definitive Diagnosestellung und Behandlung zu gewährleisten.
• Eine Übereinkunft zur Indikation einer Therapie sollte bestehen.
• Letztlich sollten die Kosten für Diagnosestellung und Therapie in einem ökonomischen Verhältnis zu den Gesamtausgaben des Gesundheitssystems stehen.

Der einzuführende Screening-Test sollte folgende Kriterien erfüllen:
Annehmbarkeit, Validität, Zuverlässigkeit, Praktikabilität und Rentabilität.

(...)


Quelle:
Anita Nalini Patel, Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin der Medizinischen Fakultät der Eberhard-Karls-Universität zu Tübingen, Stuttgart 2005:
Einsatz der human rekombinanten Transglutaminase für die Bestimmung der Transglutaminase-Antikörper in der Zöliakiediagnostik

[PDF] Einsatz der human rekombinanten Transglutaminase für die ...
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der Darmmukosa durch intraepitheliale Lymphozyten imponieren. Endomysium- ... Gluten-Überempfindlichkeit-Sprue/Zöliakie nur die Spitze des Eisbergs? ...
w210.ub.uni-tuebingen.de/dbt/volltexte/2005/1814/pdf/Doktorarbeit_Zoeliakie_16.pdf

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Zöliakiediagnostik - von Lena - 27.08.2006, 20:22
Zöliakiediagnostik - von Lena - 27.08.2006, 20:31
Zöliakiediagnostik - von Lena - 27.08.2006, 20:33

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