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Eliminationsdiät - Aufbaukost
#1
Eliminationsdiät-Aufbaukost oder

Demaskierung von Nahrungsmittelallergien

Es gibt mehrere Gründe, eine solche „Auslassdiät“ durchzuführen – darüber und über die Verfahrensweise(n) werde ich im Folgenden versuchen einzugehen.

1 ) Demaskierung „maskierter“ Allergien
Die Auswirkungen einer Nahrungsmittelallergie/-unverträglichkeit sind so vielschichtig, dass man sie oft nicht als Reaktion auf Unverträgliches erkennen kann. Vor allem dann, wenn Grundnahrungsmittel wie Getreide, Ei, Milch oder Gemüse/Obst ( das ja als "gesund" beschrieben werden und 5 x am Tag verzehrt werden sollten) die Verursacher sind. Dies` sind Nahrungsmittel, die in unserem Kulturkreis häufig und z.T. in großer Menge verzehrt werden, die sich aber genauso häufig nicht durch spektakuläre Sofortreaktionen als Allergene zu erkennen geben.
Wenn jemand nach dem Genuss von Erdbeeren oder Nüssen einen Erstickungsanfall ( Glottis-Ödem ), Asthma-Anfall, Nesselsucht erleidet, dann ist für jeden ersichtlich, dass dieses dramatische Geschehen eine Reaktion auf Unverträgliches ist. Diese Tatsache weiß >man< inzwischen, sie wird als solche auch akzeptiert.
Leidet jemand allerdings „nur“ an Akne, Psoriasis, Depressionen, Heuschnupfen, Migräne, Rheuma, Reizdarm, Adipositas –Magersucht oder chronischer Müdigkeit (um nur ein paar wenige Symptome zu nennen) dann lässt sich ein Bezug zu einer Nahrungsmittelallergie/-unverträglichkeit nur sehr schwer herstellen. Außerdem gewöhnt sich der Mensch mit der Zeit an gewisse Zipperleins (solange sie nicht zu gravierend und einschränkend sind) wie an ein „Haustier“. Diverse Publikationen und „Meinungen“ tun das Übrige, um einen Zusammenhang : Krankheit – Nahrungsmittelunverträglichkeit in das Reich der Fabel zu verweisen.
Entzieht man seinem Körper nun für eine gewisse Zeit den oder die Verursacher der o.g. „kleinen Beschwerden“, so kann man damit mehrere Dinge bewirken:
- man gönnt dem Stoffwechsel eine kleine Erholungsphase: er muss sich nicht ständig mit Unverträglichem auseinandersetzen.
- man bewirkt eine kurzzeitige Entgiftung/Entschlackung (beide Begriffe werden z.T. sehr kontrovers diskutiert)
- man verspürt meist eine Besserung all der „kleinen Unzulänglichkeiten“, die man nie mit einer Nahrungsmittelallergie/-unverträglichkeit in Verbindung gebracht hätte.
Führt man nun nach einer gewissen Karenzzeit das krankmachende Agens wieder zu, reagiert man meist mit den „vertrauten“ Symptomen und kann somit einen direkten Bezug herstellen.

2 ) Das Wiedererlernen eines Körpergefühls
Man hat meist verlernt, auf die Signale seines Körpers zu achten – wie schon erwähnt, gewöhnt man sich auch an gewisse Unzulänglichkeiten...
- Man gewöhnt sich an kleine „Wehwehchen“, die von der Umgebung mehr oder weniger leise belächelt werden oder als Marotte abgetan werden.
- Man gewöhnt sich daran, vor jedem Wetterwechsel ein Gliederreißen zu verspüren, so dass man als „privater Wetterdienst“ für den Wochenendausflug oder den Grillabend herhalten kann.
- Man gewöhnt sich an das „kleine Nickerchen“ nach dem Essen –das wird von der Umgebung vielleicht liebevoll als Verdauungsmelancholie belächelt.
- Man gewöhnt sich ( allerdings nur sehr schwer) an Depressionen – Stimmungsschwankungen – Wutausbrüche und/oder einen zunehmenden Mangel an Selbstwertgefühl.
- Man gewöhnt sich daran( auch schwer) , dass im unpassendsten Moment seltsame Geräusche aus dem Verdauungstrakt kommen – oder dass man in seiner Stadt jede öffentliche Toilette kennt – nicht aber das Theater von innen!
- Man gewöhnt sich daran, dass man pro Monat soundsoviele Tage mit Migräne „ausfällt“ – man gewöhnt sich aber nicht daran, dass dieser Umstand von der Umgebung mit mehr oder weniger verletzenden Bemerkungen bedacht wird und auf Unverständnis stößt.
- Man gewöhnt sich auch nicht daran, dass einem bei einem unstillbaren Juckreiz die Bemerkung:> Waschen, nicht kratzen!< entgegentönt.
Hier gilt es nun, diese Reaktionen zu erkennen und zuordnen zu können.

3 ) Als Bestätigung eines von einem Arzt erhobenen Befundes ( z.B. Kohlenhydratmalabsorption, Unverträglichkeit auf Nahrungsproteine, Reaktionen auf Konservierungsstoffe /E-Nummern und/oder pollenassoziierte Kreuzreaktionen)
Nun hat man also einen Befund in Händen, der einem „weismachen will“ , dass man diverse Nahrungsmittel nicht verträgt. Bei den meisten der Betroffenen ist die erste Reaktion:
>das kann doch gar nicht sein! Das ess `ich doch schon immer, da habe ich doch noch nie was gemerkt!!!“<
Ja, das stimmt...siehe Punkt 1= maskierte Allergie!
Man wird die Richtigkeit des erhobenen Befundes erst dann bestätigen und auch annehmen können, wenn man sich entschließt, die Allergene für einige Zeit aus seinem Speiseplan zu eliminieren. Nur eine Karenz kann einen Befund bestätigen oder wiederlegen – und nur durch Karenz kann man erkennen, welches der „vertrauten Zipperleins“ mit einer Nahrungsmittelallergie/-unverträglichkeit zusammenhangt.
Hier hat also die eigene Erfahrung genauso viel Gewicht ( wenn nicht gar mehr) wie ein ärztlich erhobener Befund.
Allerdings ist es nicht leicht, die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen: meist haben wir das in den letzten Jahren verlernt, denn sie ist uns bequemerweise abgenommen worden.

Für Betroffene, die von ihrem Arzt keine Hilfe erfahren ( also keinerlei Diagnostik zur Abklärung ihrer Beschwerden erfahren ) , stellt diese Eliminationskost eine Möglichkeit dar, selbst „krankmachende“ Nahrungsmittel herauszufinden.

4) Durchführung
In den meisten Fällen wird Kartoffel und/oder Reis als Kohlehydratträger vertragen- man sollte sich bitte nur für eines dieser beiden entscheiden.
Für ca eine Woche nur dieses EINE Nahrungsmittel zu sich nehmen: Reis oder Kartoffeln, nur mit Salz zubereitet. Bitte kein jodiertes, oder mit Fluor angereichertes Salz verwenden, Stein-/Ursalz wäre zu empfehlen.
Absetzen sollte man alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel, die nicht aus zwingender medizinischer Indikation zur Aufrechterhaltung vitaler Funktionen notwendig sind :z.B. Digitalispräparate, Schilddrüsen- Diabetes- Bluthochdruckmedikamente.
Bitte den verschreibenden Arzt kontaktieren und auf möglichst „allergenfreie“ Präparate umsteigen.
( Diese Medikamente bitte nicht in Eigenregie absetzen!!!!)
Möglichst allergenfrei heißt: Laktose-fructosefrei, ohne Aromen, ohne Sorbit und dessen Derivate, ohne Zitronensäure und – je nach Allergien- auch ohne Weizenstärke oder Substanzen, deren Ausgangsmaterial Weizen ist.
„Verboten“ sind auch Kaugummi –Bonbons -Power-Riegel....die kleinen Nebensächlichkeiten, mit denen man den Gusto befriedigte. Keinen Süßstoff, keine Limos, keine Kräutertees ( evtl. Kreuzreaktionen bei Pollenallergie), keinen Kaffee.
Erlaubt ist Wasser – kalt, heiß, sprudelnd, still,“ Leitungsheimer“( so das Wasser selbst und die Wasserleitungen o.k. sind)
Wasser hilft gleichzeitig ein wenig bei der“ Entgiftung“, heißes Wasser kann einen trägen Darm etwas anregen....und man lernt auch wieder, die verschiedenen Geschmacksrichtungen von Wasser zu erkennen.
Dazu sollte ein Protokoll geführt werden : bei dem mageren Speiseplan wäre es allerdings noch etwas verfrüht, von einem Ess-Protokoll zu sprechen.
Darin sollte genau vermerkt werden : wie man sich wann fühlt, was man wann verzehrt/trinkt und welche Reaktionen man darauf verspürt. Wichtig wäre auch die Kontrolle des Gewichts- täglich zur gleichen Zeit, Darmtätigkeit und auch, welchen Aktivitäten man nachgeht. Stimmungslage, Verschlechterung bestehender Symptome....alles sollte man notieren..
Wenn man Diabetiker ist und selbst seinen BZ ( Blutzuckerwert) kontrolliert, so auch die ermittelten BZ-Werte mit eintragen ; oder Blutdruckwerte -> auch sie können durch „Entgleisungen“ / Schwankungen einen Hinweis auf Unverträgliches geben.
Fortsetzung s.u.)

Uli
Antworten
#2
Es kann nämlich so nach 3-5 Tagen zu einer Verschlechterung des Allgemeinbefindens oder bestehender Hautsymptome kommen: Pickel können zur „Höchstform auflaufen“, rheumatische Beschwerden können das Öffnen der Wasserflasche zu Qual machen, die Haut wird „grieselig“, man friert- ist unleidlich: man ist auf „Entzug“!
Unterstützend kann moderate Bewegung sein – z.B. Spaziergänge an frischer Luft.
Nach etwa 6-7 Tagen vorsichtig EIN neues Nahrungsmittel versuchen. anbieten würde sich hier ein Öl, ( bitte nicht unbedingt ein Öl, auf dessen Bestandteile man im Hauttest reagiert hatte – also kein Weizenkeimöl bei einer Gluten-/Mehlunverträglichkeit oder Maiskeimöl bei einer Reaktion auf Maisstärke) Bratkartoffeln oder gebratener Reis werden eine willkommene Abwechslung sein – und auch hoffentlich vertragen.
Nun wird aus dem Protokoll auch ein wirkliches Essprotokoll: nun heißt es nämlich, jedes neue Nahrungsmittel zu vermerken und – vor allem – mögliche Reaktionen.
Man muss auch herausfinden, in welchem Zeitrahmen man reagiert; ob man zu denen gehört, die sofort nach dem Essen mit Beschwerden zu rechnen haben - oder erst nach 72 Stunden ! Daraufhin sollte man den weiteren Zeitplan seiner Aufbaukost ausrichten.
Reagiert man sofort, dann kann man jeden Tag mit ein neues Nahrungsmittel einbauen,
reagiert man aber erst verzögert, ist es ratsam, nur jeden 2. oder 3. Tag – und auch nur nach wiedererlangter Beschwerdefreiheit – etwas Neues auszuprobieren.
Ziel dieser Aufbaukost ist es ja, verträgliche Nahrungsmittel herauszufinden: das ist aber nicht möglich, wenn man zuviel und zu schnell ausprobiert.
Nach dem Öl kann man vorsichtig ein Gewürz oder ein „Kraut“ ausprobieren- so sie nicht mittels Hauttest als Allergen diagnostiziert worden waren. ( keine Gewürzmischungen!)
Zu Gemüse oder Salat: hier gilt das gleiche wie bei Gewürzen/Kräutern, bei Fruktosemalabsorption allerdings noch mit dem Berechnen der erlaubten Fruktosemenge =
40 mg pro Kilo Körpergewicht pro Tag.
Das stufenweise Hinzufügen neuer Nahrungsmittelgruppen bezieht auch Fleischsorten und Hühnerei mit ein, ebenso Nüsse , Ölsaaten und andere Kohlehydratträger – soweit nicht der Allergiepass dagegen spricht.

Symptome
Um die „Detektivarbeit“ ein klein wenig zu erleichtern, seien hier ein paar Symptome aufgeführt, die auf eine >Unverträglichkeit< hinweisen können.
Symptome, die schon während des Essens auftreten können:
- Nase läuft, Niesanfall, tränende Augen....
- Der Bissen bleibt einem sprichwörtlich >im Halse stecken<, man muss Nachschlucken, um ihn gar hinunter zu bekommen.
- Sich „Verschlucken“
- Metallgeschmack im Mund, Zungenbrennen
- Man bekommt ein rotes, heißes Gesicht

Symptome, die nach dem Essen auftreten können
- Hitzewallungen oder „Eiseskälte“, die sich von „innen“ ausbreitet- unabhängig von den Außentemperaturen.
- Kopfschmerzen: hier mehrere „Spielarten“ : einseitig, stechend, vom Nacken ausgehend, über den Augen u.s.w.
- Druck in den Augen; das Gefühl, Sand in den Augen zu haben , Flimmern wie vor einem Migräneanfall.
- Bleierne Müdigkeit, die Augen fallen einem zu......
- Konzentrationsschwierigkeiten: man kann einen Zeitungsartikel z.B. nicht recht erfassen oder einem Gespräch nicht recht folgen.
- Schwierigkeiten beim Lesen die Zeilen zu fixieren oder beim Schreiben: krakelige Schrift...( Störung der Feinmotorik)
- Koordinationsschwierigkeiten –Unsicherheit beim Laufen
- Plötzlicher Stimmungsumschwung: entweder der Anflug von „heulendem Elend“ oder Wutausbruch – Aggressivität
- Anschwellen der Nasenschleimhaut ( ohne Schnupfen!)
- Atemnot
- Halsschmerzen ( ohne weitere Erkältungszeichen)
- Tinnitus
- Hautjucken
- Pickel
- Geschwollene Lymphknoten
- Ameisenkribbeln in den Extremitäten
- Gelenkschmerzen
- Anschwellen der Füße oder der Hände, so dass Schuhe oder Ringe zu eng werden.
- Vermehrter Harndrang ( ohne dass es sich „lohnen“ würde)
- Herzrasen, Herzrhythmusstörungen
- Ständiger Räusperzwang
- Globus Hystericus = Kloß im Hals
Nicht zu vergessen natürlich die Symptome „aus dem Bauch“ : laute Geräusche-Grummeln.
Schmerzen, Blähungen und Durchfall.

Dies` sind nun eine Unzahl an verschiedenen Symptomen, jeder wird „seine Favoriten“ herausfinden – und möglicherweise die Liste auch noch verlängern können. Jeder wird anders reagieren – und man kann leider auch keine Regel aufstellen, dass man bei diesem Nahrungsmittel mit jenen Symptomen reagieren muss – weil es bei anderen so ist.
Um die Problematik der vielfältigen Reaktionsmuster zu veranschaulichen, möchte ich die Erfahrungen von Betroffenen schildern , die alle auf Gluten/Mehl reagieren – aber in völlig unterschiedlicher Weise.
Nach einem „Fehlgriff“ (wissentlich oder unwissentlich) reagiert
Patient I mit Magen-Darmbeschwerden, Krämpfen, Blähungen und Durchfällen mit Schleimabgang.
Patient II mit Wiederaufflackern rheumatischer Beschwerden, Fibromyalgiebeschwerden.
Patient III mit psychotischen Episoden: Panikattacken, Selbstverletzungszwang..........
Patient IV mit z.T. eitrigen Hautausschlägen, Abszessen oder Furunkel

Bei Knoblauch kann ähnliches beobachtet werden.
Patient I wird mit Notarzt in die Klinik gebracht: Verdacht auf perforierte Eierstockszyste
( der Befund wird nicht bestätigt, ist aber durch wiederholten Knoblauchgenuss
reproduzierbar)
Patient II Neurologische Ausfälle wie bei einer Borreliose

Aus den oben genannten Reaktionsmustern wird aber auch ersichtlich, dass es für einen Diagnostiker – ebenso für die Betroffenen -sehr schwer ist, an eine Ursache für die vielgestaltigen Symptome zu glauben.
Findet man keine Hilfe von ärztlicher Seite, so können diese Zeilen vielleicht zur Eigeninitiative anregen und eine kleine Hilfestellung sein.


Uli
Antworten


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