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Normale Version: SCHULEN Mittagessen: mangelhaft
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Zitat:30.01.2012
SCHULEN? ? Mittagessen: mangelhaft
Von Friedmann, Jan und Kleinhubbert, Guido
Eine aktuelle Untersuchung belegt: In den meisten Schulkantinen kommt minderwertige Kost auf den Teller. Schuld daran sind Dumping-Preise und langes Warmhalten der Speisen.


http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-83774684.html

Hmmmmm – da „lob`“? ich fast einen Döner, da ist wenigsten frischer Salat mit dabei....... Wink
Und: wie heißt das abgewandelte Zitat so schön? >> Der Student geht so lange zur Mensa bis er bricht << - und nun sind`s? auch die Schüler! >Sad
Uli
Hab den Artikel gelesen und mich gewundert, dass darin auf Japan verwiesen wird. Aber das ist halt die westdeutsche Ignoranz des Spiegel. In der DDR haben alle Schulkinder gutes warmes Mittagessen bekommen. Kostenlos!

Ich berichte hier aus eigener Erfahrung. Viele Schulen hatten eine eigene Küche. Die logistische Herausforderung, von der der Spiegel schreibt, wurde in der DDR auch in der tiefsten Provinz massenhaft gemeistert. Den Kindern wurde frisch gekochtes Essen nach einem abwechslungsreichen Speiseplan vorgesetzt. Es gab Fleisch, Fisch, Gemüse, Milchspeisen. Wir haben auf einfachen Holzstühlen gesessen. Das Besteck war aus Aluminium, die Teller aus Plaste. Bei uns herrschte kein Luxus. Zu trinken gab es Tee, der aus einem großen, armeegrünen Metallfass gezapft wurde, lauwarm und mit Zucker versetzt war. Die billigste Form eines Getränks, aber kostenlos.

Zu essen gab es ein Gericht am Tag (also keine Wahlmöglichkeit). Es gab zum Beispiel Königsberger Klopse in Kapernsoße, Pluntwurst, Bouletten, Bockwurst, Bratwurst, Frikassee, Jägerschnitzel (panierte Wurstscheibe), Kotelett, selten Broiler (Brathähnchen). Manchmal gab es einheimischen Fisch.

Oft gab es Eintopf: Kartoffelsuppe, Erbseneintopf, grüne Bohnen, Linsen. An Gemüse wurde häufig geboten: Erbsen, Bohnen, Mohrrüben, Rosenkohl, Blumenkohl, Spinat, Sauerkraut. Völlig unbekannt war bei uns Brokkoli. Rohkostbeilagen waren nicht populär.

Als Obst gab es meistens Äpfel, Bananen nie, statt Ananas Kürbiskompott. Manchmal gab es Melonen. Oft gab es eingewecktes Kompott.

Sehr beliebt bei den Kindern waren Milchreis mit Zucker und Zimt und Griesbrei. Ach ja, und Milchnudeln. Die sind heute irgendwie ganz in Vergessenheit geraten. Also Milchnudeln waren Nudeln in Milch gekocht, eine Art Milchsuppe.

Hatte eine Schule keine Küche, aber einen Speisesaal, dann wurde sie von einer anderen Großküche beliefert. In anderen Fällen gingen die Schulkinder in eine benachbarte Schule oder Gaststätte, eventuell auch eine Betriebskantine, und wurden dort nach den Regeln für die Schulen versorgt.

Die Erwachsenen, die Werktätigen, gingen in der Regel in ihrem Betrieb essen. Auch hier galt, dass das Personal kleinerer Betriebe ohne eigene Essensausgabemöglichkeit von bzw. in benachbarten größeren Einrichtungen mitversorgt wurde. Für die Werktätigen war das Mittagessen nicht kostenlos, aber auch nicht teuer.

In der Schule nahmen viele Kinder an der staatlich geförderten Milchversorgung teil. Dafür mussten sie ein Milchgeld bezahlen. In der Frühstückspause wurde dann ein Kasten mit Viertelliterglasflaschen gebracht, die je nach Vorbestellung Milch oder Kakao enthielten. Die Milchflaschen waren natürlich Mehrwegflaschen, andere gab es gar nicht. In den Läden wurden Halbliterflaschen verkauft. Milch in Literverpackungen, wie heute üblich, gab es nicht. Die Milch war immer frisch (nur 3 bis 4 Tage haltbar), pasteurisiert und homogenisiert. Besonders im Winter hatte sie oft einen unangenehmen Beigeschmack. Deshalb war es sinnvoll, Kakao zu trinken. Ich glaube, Erdbeermilch wurde für die Schulkinder auch angeboten, aber die habe ich nie getrunken.

In der Frühstückspause holten die Kinder ihre Brotbüchse hervor. Diese Brotbüchse, ein Behältnis aus Plaste oder Metall (Aluminium?), dessen Form an die darin aufzubewahrenden Mischbrotscheiben angepasst war, zählt heute noch zu den Kultobjekten der Ostalgieszene (wie Trabant, Sandmännchen, grünes Ampelmännchen ...). Die Kinder brachten sich also zum Frühstück Schnitten mit Wurst oder Käse von zu Hause mit. Einen Imbiss vor der Schule, bei dem sie sich in der Pause schnell einen Snack hätten holen können, gab es gar nicht. Es gab nicht mal das Wort "Snack". Damals hatten die Kinder auch viel weniger Geld als heute.

Undenkbar wäre es übrigens gewesen, während des Unterrichts zu trinken. Plasteflaschen gab es gar nicht. Mineralwasser wurde damals eigentlich nur in richtigen Gaststätten getrunken. Neben dem billigen Tee war Muckefuck (Malzkaffee) populär. Es gab einheimische Kola, Brause (Limonade), Fruchtsaft (der oft "Süßmost" genannt wurde).

Naja, das sind so ein paar Erinnerungen an früher. Es war alles recht einfach, eine arme Gesellschaft, aber in punkto Schulspeisung der heutigen BRD doch soooo weit überlegen.

Ein Problem der heutigen Gesellschaft sind übertriebene Erwartungen und die Kommerzialisierung, die die Kosten in die Höhe treiben und arme Leute ausschließen. (Man sieht das auch an der Eisenbahn. Früher fuhren alte und schmutzige Züge, aber die Fahrkarten waren billig. Heute sind die Züge viel schöner, aber ich habe nicht genug Geld, um mit ihnen zu fahren.)

Ich würde gern die Zeit zurückdrehen. Meine momentane Lage ist katastrophal, beruflich stehe ich vor dem Nichts. Früher hatte ich eine Zukunft vor mir, jetzt sehe ich da nichts mehr. Ich hoffe, dass es euch andern besser geht. Naja, ich weiß, nicht allen. Es ist zum Verzweifeln.

Von der DDR-Küche kann man sich schon einige Anregungen holen.

Bolek (wirklich in sehr schlechter Stimmung)